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Alt 12-02-2012, 12:37   #110
Benjamin
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Es geht hier nicht um die Rettung Griechenlands.

Das Ziel ist viel weiter oben - im Finanzsektor - angesiedelt. Denn der aus der wachsenden Gesamtverschuldung der Eurozone zu erwartende Gewinn ist (wegen der enormen umgesetzten Summen) viel mehr wert als der Gewinn aus klassischen Investments in die Realwirtschaft - solange durch immer neue Schulden der Geldstrom in Richtung Finanzsektor aufrecht erhalten werden kann: Das ist ein Ponzi-Schema (Schneeballsystem). Das System bricht erst zusammen, wenn sich eine größere Zahl der Anleger dem Systems mißtrauen, kein frisches Geld mehr durch den Verkauf von Staatsanleihen einfließt und viele Anleger versuchen, die vielen Staatsanleihen im eigenen Depot zu verkaufen.

Da sind wir aber noch lange nicht! Denn derzeit kann Geld in völlig unbegrenzter Menge völlig beliebig "geschöpft" ("gedruckt") werden. Die EZB verteilt es praktisch kostenlos an zugelassene Banken, als "Sicherheit" dafür wird fast jeder Schrott akzeptiert.

Das System kollabiert wohl erst dann, wenn die Player individuell kollabieren, z.B. durch einen plötzlichen "Bank-Run": Ein Ansturm der Bankkunden, die ihr Geld abheben wollen.

Griechenland selbst ist in dieser Hinsicht am weitesten degeneriert:

Neun der 20 Werte im griechischen FTSE/Athex 20 - Aktienindex stammen aus dem Finanzdienstleistungssektor und kommen zusammen auf einen Indexanteil von rund zwei Drittel! Unter den 13 größten Unternehmen Griechenlands sind 8 Banken!

Das Land kann sich nicht einmal selber ernähren, fast alles muss importiert werden. Aber der meiste Profit ist eben mit dem Jonglieren von Geld zu machen: Staatsanleihen noch sicherer Staaten, Rohstoffe und Aktien kaufen. All diese Milliarden, die jetzt im Gespräch sind, gehen allesamt in den Finanzsektor Eurolands, und die Banken in Griechenland werden wohl immer mehr verdienen, während der Rest der dortigen Industrie am Hungertuch nagt.
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (12-02-2012 um 13:17 Uhr)
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