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Alt 22-03-2005, 17:54   #41
Tester32
TBB Family
 
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Oldy:

OK, ich versuche meine Gedanken strukturierter darzustellen:

Du schreibst, daß Du bei 340€ im monat für Dich nicht sagen könntest ""es geht mir gut". Ich habe vor ca. 10 Jahren von 268€ im Monat gelebt und hätte damals aber gesagt, daß es mir gut geht. Woraus resultiert dieser Unterschied, warum hätte ich damals eine geringere Summe als "gut gehen" empfunden, als Du heute? Ich schätze, daß das an einer unterschiedlichen Wahrnehmung liegt. Für mich waren die 268€ damals kein Abstieg und auch kein Aufstieg, sondern ein Erhalt. Dazu kam aber eine Sozialwohnung, die einen rasanten Aufstieg im Vergleich zum vorherigen Dasein zu dritt in einem Zimmer eines Studentenwohnheimes (zwei WC & Küchen pro Etage und die Gemeinschaftsdusche im Keller). So war ich ganz zufrieden. Du empfindest dagegen einen ähnlichen Betrag (wahrscheinlich inflationsbereinigt sogar etwas weniger, aber unwesentlich) als Grund, warum es Dir nicht gut geht. Deine Wahrnehmung der ähnlichen Summe ist vermutlich deswegen ganz anders, weil sie geringer im Vergleich zu Deinem früheren Lebensstandard ist.

Ich wollte damit sagen, daß es die Wahrnehmung ausmacht. Ich nehme heute meine Wohnverhältnisse auch anders war und würde einen Umzug in eine Wohnung wie damals als einen schmerzhaften Abstieg empfinden. Ich würde jetzt von einer besseren Wohnung zu dieser kommen, damals kam ich aus einer schlechteren.

Das ist der Unterschied: die Wahrnehmung läßt eine gleiche Wohnung oder einen ähnlichen Monatsbetrag ganz anders erscheinen, abhängig davon, ob man zu dieser Wohnung/diesem Betrag von einer besseren oder schlechteren Situation kommt. Man beurteilt den Besitzstand nicht neutral, sondern aus den vorherigen Erfahrungen heraus. Und ein finanzieller Abstieg scheint den meisten Menschen ziemlich zu schmerzen.

Ich glaube übrigens, daß er mir weniger schmerzen dürfte, als vielen anderen Menschen, weil ich mich noch zu gut an die Zeiten erinnern kann, wo ich als Wachmann für nur 11 DM brutto auf Kosten meiner Gesundheit schlaflose nächte verbrachte. Auf der anderen Seite hält mich diese Erinnerung davon ab, selbst durchschnittliche und als normal geltende Risiken für die Vermögensverhältnisse einzugehen, wie z.B. ein Hypothekenkredit. Ich wünsche natürlich allen TBB'lern erfolgreich ihre Hypotheken abzuzahlen, aber selbst konnte ich mich vor kurzem nicht einmal zu einer Hypotheke zwingen, die nach nur ca. 6,5(!) Jahren abbezahlt worden wäre.
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