Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07-11-2002, 15:56   #1
cade
TBB Family
 
Benutzerbild von cade
 
Registriert seit: Sep 2002
Beiträge: 2.438
gildebrauerei: neuer abfindungskandidat aber mit risiko!

FOKUS 1-Ausländische Brauriesen wollen Gilde-Brauerei schlucken


(ergänzt Buchstaben in Wort "Brauriesen" in Überschrift)
Hannover, 04. Nov (Reuters) - Weltweit führende
Brauerei-Konzerne drängen weiter mit Macht auf den deutschen
Biermarkt. Nach dem Verkauf der Bremer Traditionsbrauerei Beck's
steht nun die hannoversche Gilde Brauerei<LABG.DE><LABG.H> vor
einer Übernahme durch ausländische Konkurrenz.
Eine Unternehmenssprecherin bestätigte am Montag
Presseberichte, wonach es sich bei den Kaufinteressenten um die
belgische Interbrew<INTB.BR>, die bereits die deutsche Beck's
übernommen hat, den in Deutschland ebenso bereits präsenten
niederländischen Heineken<HEHN.AS>-Konzern sowie um die
britisch-südafrikanische Brauerei SAB MILLER<SABJ.J> handelt.
Das Kaufvolumen für Gilde, Deutschlands fünftgrößtem Anbieter,
wird unternehmensintern auf 450 Millionen Euro geschätzt. Am
Nachmittag unterrichtete der Gilde-Vorstand nach Angaben eines
Sprechers in einer außerordentlichen Betriebsversammlung auch
die Belegschaft über die Verkaufspläne.
Ein Interbrew-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Eine
Sprecherin von Heineken wollte sich ebenfalls nicht zu möglichen
Gesprächen mit Gilde äußern, sagte aber, die Firma sei nach wie
vor am deutschen Markt interessiert. "Deutschland ist ein sehr
interessanter Markt, wir sind hier bereits mit unserem Partner
Schorghuber präsent. Wir halten die Augen offen nach Brauereien,
die wir hinzufügen können."
In einem Brief an die Börse Hannover teilte Gilde offiziell
mit, es lägen mehrere "Interessensbekundungen" vor, die jetzt
vom Vorstand und vom Aufsichtsrat der fünftgrößten deutschen
Brauerei geprüft würden. Unternehmensintern hieß es, eine
Entscheidung solle noch bis Jahresende fallen, damit die
Aktionäre beim Verkauf ihrer Anteile noch in den Genuss der
Steuerfreiheit kommen. Grund für die Eile sind die Pläne der
Regierungskoalition, von 2003 an Gewinn bei Aktienverkäufen
generell zu besteuern. Die Gilde-Aktien wurden am Montag vom
Handel ausgesetzt.

DEUTSCHE BRAU-BRANCHE NOCH VORWIEGEND MITTELSTÄNDISCH
Die deutsche Brau-Branche ist seit Jahrhunderten von
mittelständischen Unternehmen geprägt, die meist nur regionale
Bedeutung haben. Auf dem Weltmarkt dominieren dagegen große,
international aktive Bierkonzerne, die seit etwa zwei Jahren
verstärkt auch nach Deutschland drängen. Interbrew als weltweite
Nummer drei hat neben Beck's auch schon die Diebels-Brauerei
übernommen. Heineken, die viertgrößte Brauerei, kooperiert in
einer gemeinsamen Holding mit der Bayerischen
BrauHolding<PTHG.MU>, zu der unter anderem die Marke "Paulaner"
gehört. Interbrew wie auch Heineken haben wiederholt
angekündigt, ihre Position auf dem international wichtigen
deutschen Biermarkt durch weitere Beteiligungen auszubauen.
Bei Gilde bietet erstmals auch SAB Miller mit. Nach der
Übernahme der britischen Miller Brewing im Mai rückte die
südafrikanische South African Breweries Plc zum zweitgrößten
Braukonzern nach dem US-Weltmarktführer Anheuser-Busch<BUD.N>
auf, auch die tschechische Traditionsmarke Budweiser gehört.

SORGE UM ARBEITSPLÄTZE BEI GILDE
In der niedersächsischen Landeshauptstadt und bei der
SPD-Landesregierung stoßen die Verkaufspläne auf Kritik. Es sei
zu befürchten, dass sich der künftige neue Eigner bei Gilde nur
auf die bundesweit bekannte und stärkste Tochter "Hasseröder"
konzentrieren werde, hieß es am Montag. Die beiden anderen
Tochtermarken "Gilde Pilsener" und "Wolters Pilsener" haben nur
regionale Bedeutung. Von den 850 Beschäftigten arbeiten rund 350
bei Hasseröder im sachsen-anhaltinischen Wernigerode. Weitere
Brauereien betreibt Gilde unter anderem in Hannover und
Braunschweig. Von den 2001 verkauften 4,2 Millionen Hektoliter
Bier der Gilde-Gruppe entfielen mit 2,3 Millionen mehr als die
Hälfte auf Hasseröder. Bei einem Umsatz von 306 Millionen Euro
machte die Gilde-Gruppe im vergangenen Jahr rund 20 Millionen
Euro Jahresüberschuss.
85 Prozent der Gilde-Anteile gehören der Brauergilde
Hannover AG, hinter der unter anderem rund 120 Familien vor
allem aus der Region Hannover stehen. Auch die Stadt und das
Land haben Gilde-Anteile. An der Börse sind die rund 15 Prozent
Gilde-Aktien im freien Handel nach Angaben eines Maklers der
hannoverschen Börse nur sporadisch gefragt. Sie notieren seit
Monaten stabil bei 400 Euro. Der Aktienhandel wurde am Montag an
der Regionalbörse ebenso wie an der Deutschen Börse in Frankfurt
dennoch ausgesetzt, nachdem Gilde in einem Schreiben an die
Börse Hannover die Gespräche über die Kaufabsichten bestätigt
hatte.
amr/zap
cade ist offline   Mit Zitat antworten