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Alt 11-11-2006, 04:49   #126
Goldfisch
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Unternehmen und Branchen - Ausgabe Nr. 218 vom 11. November 2006

Symrise nimmt sich Wacker zum Vorbild

Börsengang in ähnlicher Dimension - Vermutlich ebenfalls im entkoppelten Preisfindungsverfahren

po Frankfurt - Der aus der Fusion der beiden Holzmindener Firmen Haarmann & Reimer sowie Dragoco hervorgegangene Duft- und Aromaspezialist Symrise strebt noch dieses Jahr den Gang in den Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse an. Symrise werde "eines der größten, wenn nicht gar das größte deutsche IPO" dieses Jahres werden, betont Symrise-Chef Gerold Linzbach. Bislang führt Wacker Chemie mit einem Volumen von 1,2 Mrd. Euro die Liste an.

Symrise ist weltweit im Bereich der Duft- und Geschmacksstoffe sowie der kosmetischen Inhaltsstoffe tätig und rechnet sich eine Nummer-4-Position aus (siehe Grafik). Das Geschäft mit Duftstoffen und Aromen werde global betrieben, stütze sich aber auf lokale Kundschaft. Zu diesem Spagat sind laut Linzbach dauerhaft nur die fünf Großen der Branche imstande, insoweit war die unter der Ägide der Wallenberg-Beteiligungsgesellschaft EQT vollzogene Fusion der mittelgroßen Vorgängergesellschaften notwendig, um von der "Regional- in die Bundesliga" aufzusteigen.

Details zum Börsengang gibt es noch nicht. EQT und andere Altaktionäre würden sich aber von Teilen ihres Engagements trennen, der Kapitalerhöhungsteil soll rund 650 Mill. Euro betragen, der Streubesitz deutlich über 50 % gebracht werden. Bislang wurde am Markt mit einem IPO-Volumen von etwa 1 Mrd. Euro gerechnet. UBS, neben der Deutschen Bank Konsortialführerin, sieht den Unternehmenswert von Symrise bei 2,5 bis 3,1 Mrd. Euro, die mögliche Marktkapitalisierung bei 1,8 bis 2,4 Mrd. Euro. Daraus ließe sich ein Emissionsvolumen zwischen 900 Mill. und mehr als 1,2 Mrd. Euro ableiten. Außerdem gehören dem Konsortium Dresdner Kleinwort, Sal. Oppenheim, Nord/LB, Citigroup, HSBC sowie Lombard Odier Darier Hentsch (LODH) an. Symrise will künftig Dividende auskehren.


Internationale Anleger

Damit ist klar, dass auch internationales Publikum angesprochen werden soll. Eine Privatplatzierung soll auch US-Investoren einschließen. Vermutlich werden die Symrise-Banken wie zuvor im Fall Wacker Chemie den Weg des entkoppelten Bookbuilding wählen, also keine feste Preisspanne vorgeben. Durchaus erwünscht seien private Zeichner. Sollte das IPO im angedeuteten Rahmen gelingen, könnte Symrise eine Chance haben, in den MDax einzurücken.

Aktuell befindet sich das Symrise-Kapital zu 50,95 % in den Händen der Private-Equity-Gesellschaft EQT, einer Gruppe von Co-Investoren (27,11 %), dem früheren Dragoco-Eigner Gerberding Vermögensverwaltung (18,32 %), der Nord/LB (via Braunschweig GmbH) zu 2,1 % sowie einer Managementbeteiligungsgesellschaft (1,52 %).

Bei einer Eigenkapitalquote von gerade einmal 2 % ist vorgezeichnet, dass die dem Unternehmen zufließenden Mittel vor allem dem Schuldenabbau dienen werden. Zwar hätten EQT und Co-Investoren seit der Übernahme 2002 kein Geld herausgezogen. Die Finanzierungskosten des Deals aber bilden maßgeblich die auf 1,2 Mrd. Euro (zuzüglich 200 Mill. Euro Pensionsrückstellungen) bezifferten Symrise-Schulden. Die Bilanzsumme beträgt etwa 1,8 Mrd. Euro.

Nach der 2004 und 2005 durchgeführten Neuausrichtung und Straffung des Unternehmens erntet Symrise 2006 die ersten Erfolge. So nahm der Umsatz in den ersten neun Monaten um 9,1 % auf 944,4 Mill. Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebitda bereinigt um Integrations- und Restrukturierungsaufwand) kletterte um ein Drittel auf 192,2 Mill. Euro, so dass Symrise mit einer Marge von gut 20 % fast zur Peergroup aus Givaudan und IFF aufschließen konnte. Unter dem Strich drehte Symrise das Ergebnis von - 23 Mill. auf + 20 Mill. Euro. Dank eines Cash-flow von 140 bis 160 Mill. Euro dürften die Schulden rasch zurückgeführt werden.


Starkes Wachstum

Linzbach sagt für Symrise ein jährlich Wachstum voraus, das mit gut 6 % mindestens doppelt so hoch wie das des Marktes ausfallen soll. Seine Zuversicht begründet er damit, dass Symrise, aus der einstigen Bayer-Tochter H & R und der kleineren Dragoco gebildet, gerade im lukrativen Geschäft mit den Großen der Konsumwelt wie Nestlé, Kraft, Procter & Gamble, Unilever, Pepsico und Coca-Cola Nachholbedarf habe. Mit innovativen Produkten seien um 10 Prozentpunkte höhere Margen zu erzielen.

"Die Unilevers und Nestlés dieser Welt müssen sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen", meint der CEO. Zwar machten die Kosten für Aroma- und Duftstoffe kaum 1 % des Produktpreises aus. Wohlgeruch sei aber - wie bei Waschmitteln - letztlich entscheidend für den Verkauf. Mit ihrer Spezialität, mit Geschmacksstoffen das Absenken von Zucker-, Salz- und Fettgehalt in Lebensmitteln möglich zu machen, glaubt Symrise, gerade bei Trend- und Lifestyle-Produkten mitmischen zu können nach dem Motto: "Unser Joghurt kann mehr als nur gut schmecken."


Börsen-Zeitung, 11.11.2006
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"Es gibt tausende Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns."

Bernhard Baruch
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