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Alt 20-05-2003, 07:49   #193
Stefano
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hola,

Typisch Toppmöller

Eintracht-Matchwinner wächst in die Fußstapfen seines Vaters: wichtige Tore, forsche Töne / Trainer Willi Reimann aber erwartet Konstanz

FRANKFURT A. M. Das sind so die Geschichten, die denkt sich ein kleiner Bub, talentiert, zweites Jahr D-Jugend, ohne Stammplatzgarantie, vor dem Einschlafen aus. Einmal von Anfang an auf den Platz laufen, ins Publikum winken, lässig wie ein Großer, die Kollegen abklatschen und dann, kaum läuft das Spiel, zwei Tore schießen. Und nichts geht mehr schief, jeder Trick gelingt. Alles jubelt, alles freut sich, die Zuschauer skandieren den eigenen Namen und stehen auf, wenn man, Mitte zweiter Halbzeit, schließlich ermattet vom Trainer vom Platz geholt wird.

Dino Toppmöller, talentiert, erstes Jahr Eintracht Frankfurt, ohne Stammplatzgarantie, ist genau das passiert. Er hat endlich mal spielen dürfen von Anfang an, und er hat prompt zwei Tore geschossen, noch dazu spielentscheidende. Hinterher hat er von einem "Wunder-Tag" gesprochen.

Dino Toppmöller ist 22 Jahre alt, und die erste Saison bei Eintracht Frankfurt ist nicht so gelaufen, wie sich das der Filius des Trainers Klaus Toppmöller so vorgestellt hat. Den Durchbruch zum Stammspieler hat der offensive Mittelfeldspieler nicht geschafft, bislang hat er nur 14 Mal mitspielen dürfen, allerdings nie durch, meistens sogar nur für ein paar Minuten ganz zum Schluss, wenn schon alles gelaufen war. Ohnehin hat der schlaksige junge Mann, dessen Vertrag nur für die zweite Liga gilt, nur zwei Mal in der Anfangsformation gestanden, beim 2:1 gegen Karlsruhe und eben jetzt gegen Rot-Weiß Oberhausen. Viel zu wenig, wie er findet, viel zu wenig für seinen Anspruch, viel zu wenig auch für einen, der Stefan Effenberg zum Vorbild hat. "Es ist immer bitter, wenn man gut trainiert und nicht spielt und wenn selbst die eigenen Kollegen einem sagen, dass man eigentlich spielen müsste", sagte Toppmöller am Sonntag im Fernsehen.

Ein gesundes bis leicht übersteigertes Selbstbewusstsein ist der Familie Toppmöller ja eigen. Schon Vater Klaus, nicht gerade als Leisetreter bekannt, hat immer gesagt, dass sein Sohnemann eigentlich Bundesliga spielen müsse, und wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass Dino bei der Eintracht die Nummer zehn trägt: die Nummer des Spielmachers. Ganz so weit ist es noch nicht, wenngleich er zumindest das technische Rüstzeug dafür mitbringt. Dafür fehlt es ihm allerdings noch an der physischen Stärke und der erforderlichen Robustheit

Toppmöller junior hätte sich ganz gern öfter in der Startformation der Eintracht gesehen, weswegen er am Sonntag nach seinem prima Auftritt dann auch gleich von einer "gewissen Genugtuung" sprach: "Ich habe gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann", sagte er. Er war es auch, der uneigennützig und mustergültig jenen feinen Pass auf Pawel Kryszalowicz spielte, der eigentlich das 3:0 hätte ergeben müssen. Doch "verhaspelte" (Reimann) sich der polnische Nationalspieler entscheidend.

Tatsächlich ist es so, dass Toppmöller immer dann, wenn er eingewechselt wurde, und sei es nur für ein paar Minuten, für eine Belebung des Spiels gesorgt hatte. Dazu zeichnet den spielstarken, technisch versierten Mann eine enorme Torgefährlichkeit aus: Außer den beiden Treffern vom Sonntag hat Toppmöller zudem das 1:0 bei Greuther Fürth erzielt und ein Tor beim 3:3 in Burghausen, wichtige Tore, die der Mannschaft wertvolle Punkte eingebracht hatten. "Ich hätte sicher noch mehr Tore geschossen, wenn ich öfter hätte spielen dürfen", sagt er, und das klingt womöglich genau eine Spur zu forsch, um bei Trainer Willi Reimann gut anzukommen: Es klingt nämlich nach einem versteckten Vorwurf. Und so was mag kein Trainer.

Reimann hat denn auch nach dem Spiel auf eine entsprechende Frage sofort klar gestellt, dass er es sehr stark "bezweifeln würde", wenn man behaupte, das Spiel der Eintracht sei durch Toppmöller deutlich besser geworden. Dino habe "fußballerische Fähigkeiten", ohne Zweifel, doch man hört zwischen den Zeilen deutlich heraus, dass Reimann noch eine gewisse Leistungskonstanz erwartet. Und womöglich auch eine gewisse Reife. Dass es Toppmöller einmal an seinem freien Tag versäumt hat, eine Verletzung beim Arzt behandeln zu lassen, ist Reimann unangenehm in Erinnerung; auch der abenteuerlich anmutende Schussversuch von der Mittellinie mit dem linken schwachen Fuß in Braunschweig oder der Fallrückzieher im Spiel gegen Union Berlin hat Reimann darin bestätigt, dass Toppmöller dazu neigt, sich manchmal selbst zu überschätzen. "Wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen", hat Toppmöller dazu gesagt.

So was freilich ist jugendlichem Überschwang geschuldet und kanalisierbar. Fest steht dessen ungeachtet, dass Dino Toppmöller eine beachtliche Cleverness vor dem Tor an den Tag legt. Und: Er bekommt, egal, wie kurz sein Einsatz auch immer war, stets seine Torchancen. Weil er richtig steht, ein Gefühl für die Situation hat, einen Riecher womöglich; Tugenden, die gerade im letzten Spiel, da es im Aufstiegsrennen auf jedes Tor anzukommen scheint, nicht ganz unerheblich sind.

"Ich gehe davon aus, dass ich am nächsten Sonntag spiele." Es klang schon wieder eine kleine Spur zu forsch. q:e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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