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Alt 01-11-2002, 14:01   #42
arpad
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Für die 44. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
in den USA baut sich die Hoffnung einer Zinssenkung auf. In der kommenden Woche, am 6. November, tagt der Offenmarktausschuß und die Händler spekulieren im Vorfeld auf eine Senkung der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte von 1,75% auf 1,50%. Ausschlaggebend sollen die schlechten Wirtschaftsdaten und das deutlich eingetrübte Verbrauchervertrauen sein. Dafür spricht zudem auch, daß der Bias, die Tendenz der Fed, auf "weakness" steht. Fraglich ist allerdings wie der zugegeben schwächer als erwartete Entwicklung in den USA eine Zinssenkung um 25 Basispunkte helfen soll. Dennoch spekulieren mittlerweile stolze 85% der Marktteilnehmer auf einen kleinen Zinsschritt.

Die ProSieben Anleihe wird nun noch einmal richtig interessant. Geht die geplante Übernahme der Kirch Media durch den Bauer Verlag durch, die HypoVereinsbank macht offiziell nur einen kleinen Anteil von 10% am Konsortium aus, wäre das eine sehr positive Lösung für die ProSiebenSat.1 Media AG. Zum einen ist der Fortbestand der Senderkette gesichert und auch ein Zahlungsausfall erscheint angesichts des konservativ rechnenden Bauer Verlags sehr unwahrscheinlich. Ich bestätigte daher meine Kaufempfehlung für die ProSieben Anleihe (s. Seite 5 Anleihen-Compass).

Moody's stuft Messer Griesheim herauf! Die von mir empfohlene Anleihe ist damit von "B2" auf "B1" gestiegen. Die Aussicht bestätigte Moody's mit "stabil". Ich wiederhole meine Kaufempfehlung für die Anleihe, die bei einem aktuellen Briefkurs von 107% immer noch eine attraktive Rendite bis Endfälligkeit von 8,94% und eine aktuelle Rendite von 9,70% aufweist. Der Handel läuft unter der WKN 677 529 z.B. über die West LB Panmure, die Deutsche Bank, die Dresdner Kleinwort Benson und vereinzelt über die Börse Luxemburg. Das Volumen ist allerdings sehr dünn und die Stücke sind schwer zu bekommen. Die ursprüngliche Empfehlung hat bisher eine Performance von 10,27% erreicht.

Da wird Eichel ganz grün vor Neid: Australien will in 4 Jahren schuldenfrei sein! Die jüngste Ankündigung des Finanzministers Peter Costello wirkt schon fast wie eine kleine Anekdote. So plant die Regierung, aus dem Verkauf der restlichen Beteiligungen in Höhe von 50,1% an dem ehemals staatlichen Telekomkonzern Telstra rund 30 Mrd. Australische Dollar (~17 Mrd. US-Dollar) zu erlösen. Zusammen mit den Überschüssen aus dem Haushalt will die Regierung die Erlöse aus dem Telstra-Verkauf nutzen, um den heute noch rund 62 Mrd. Australische Dollar großen Staatsanleihenmarkt komplett bis 2006 zu tilgen. Damit wäre Australien das erste Industrieland, das seinen Anleihenmarkt schließt. Das hätte allerdings einige negative Implikationen:

Die Schließung des Marktes für Staatsanleihen würde den Investoren die Meßlatte ihrer Renditeberechnungen rauben. In jedem Zinsraum gibt es immer einen Benchmark, auf den sich die Renditen der anderen Anleihen beziehen. Das sind in Deutschland z.B. die Bundesanleihen oder in den USA die Treasury Bonds. Der Benchmark hat die Aufgabe, den Markt zu eichen, da er jeweils die risikofreie Alternative ist. Selbstverständlich können sich die Investoren informell auf einen anderen Benchmark einigen, der jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so effektiv wäre wie in der heutigen Konstellation. Unterm Strich kann man der australischen Regierung zu dieser Haushaltsdisziplin nur gratulieren, sollte aber im Auge behalten, daß ein Investment im australischen Markt für Unternehmensanleihen dadurch langfristig benachteiligt wird.


Quelle:FM Research
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arpad
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