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Alt 19-07-2002, 12:42   #14
arpad
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Für die 29. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Moody's entdeckt weitere Kreditrisiken. Bei einer exemplarischen Untersuchung von mehr als 1.600 Unternehmen wurden bei 9 von 10 Unternehmen Kreditrisiken entdeckt, die in öffentlich zugänglichen Dokumenten nicht verzeichnet sind, also nur für Insider zu erkennen sind. In diesem Fall handelt es sich um sogenannte Rating "Trigger". Die Trigger sind bestimmte Vertragsklauseln, die erfüllt sein müssen, ansonsten dürfen/müssen die Banken bzw. die Kreditgeber bestimmte Konsequenzen daraus ziehen. Der bekannteste Trigger, der sich in vielen Verträgen wiederfindet, dürfte das außerordentliche Kündigungsrecht der Gläubiger sein, wenn das Rating des Schuldners unter den letzten Investmentgrad fällt, also in den Junk-Bereich geht.

Die Risiken sind von außen selten in Gänze abschätzbar. Allein bei einer Gruppe von 771 Unternehmen sagten 675 Unternehmen, daß sie in ihren Verträgen insgesamt 2.819 Trigger haben, die wiederum insgesamt 3.681 Konsequenzen zur Folge haben. Sie sehen: Eine oberflächliche Betrachtung der Unternehmen reicht nicht aus, um das Investitionsrisiko zu optimieren. Ein Detailbetrachtung ist zwingend notwendig. Dazu muß begleitend eine entsprechende Gesetzgebung und natürlich eine hart Durchgreifende Exekutive folgen, die die Unternehmen abstraft, wenn sie wichtige Vertragsklauseln verschweigen.

Zu den Unternehmensmeldungen:

DaimlerChrysler hebt die Gewinnerwartungen für 2002 an. In erster Linie halfen dem Autokonzern Kostensenkungen dabei sein Ergebnis im 2. Quartal um 52% zu steigern. Der weltweit fünftgrößte Autokonzern konnte ein Ergebnis von 1,1 Mrd. Euro ausweisen und kündigte an, daß das Jahresergebnis beim Dreifachen (!) des Vorjahres liegen. DaimlerChrysler wies im vergangenen Geschäftsjahr ein Ergebnis von 1,35 Mrd. Euro aus. Da die Umsätze im 2. Quartal um 5% gefallen sind, resultieren die höheren Gewinne aus der Entlassung von 26.000 Mitarbeitern, der Reduzierung von Teilekosten und der Schließung von Fabriken in Nordamerika während der letzten drei Jahre. Das EBITDA stieg übrigens um 23,5% auf 5,16 Mrd. Euro im Vergleich zum 1. Quartal 2002.

Ford ist aus den Miesen raus. Bei einem, im Vergleich zum Vorjahr, unveränderten Umsatz in Höhe von 42,3 Mrd. Dollar erwirtschaftete der Detroiter Riese einen Gewinn von 570 Mio. Dollar. Für das Gesamtjahr erwartet das Management nun einen kleinen Gewinn. Negativ fiel mir allerdings auf, daß das Fremdkapital um 3,5% auf 164,8 Mrd. Dollar stieg und auch das EBITDA sich in die falsche Richtung entwickelte. Nachdem Ford im 1. Quartal 2002 ein EBITDA von 4,1 Mrd. Dollar auswies, sank das Ergebnis im 2. Quartal auf 3,8 Mrd. Dollar (-7,7%).

Bei El Paso muß ich die Reißleine ziehen. Bereits seit knapp einer Woche stellt der Markt die Frage, ob das Unternehmen mit bisher noch unbekannten Altlasten beladen ist. Wie auch andere Energieunternehmen hat El Paso eine Vorladung der Staatsanwaltschaft Houston bekommen. In der Untersuchung geht es darum zu klären, ob im Energiehandel sogenannte "round-trip" oder "wash" Transaktionen durchgeführt wurden. Die Transaktionen dienen dazu, die Marktpreise künstlich zu stabilisieren bzw. zu steigern. Während der Konkurrent Duke nach einer Durchsicht seiner Transaktionen in den letzten Jahren einen kleinen Prozentsatz solcher Transaktionen gefunden hat, hat El Paso öffentlich bestätigt, daß man sich an diesen Praktiken nicht beteiligt hat.

Der Kapitalmarkt glaubt El Paso nicht und sieht größere Risiken voraus. Ich kann dies bisher weder bestätigen noch dementieren. Da, die in den Raum gestellten Behauptungen, jedoch von einem massiven Einbruch des Aktienkurses und eines moderaten Rückgangs der Anleihen begleitet wird, scheinen einige mehr zu wissen. Ich rate daher die Anleihen, auch mit einem Verlust von 7 bis 8%, glatt zu stellen und die weitere Entwicklung abzuwarten.


Quelle:FM Research
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Schöne Grüße
arpad
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