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Alt 30-03-2003, 11:55   #13
OMI
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Doch die ersten Mahner sind schon unterwegs. Denn sollte sich der Krieg länger hinziehen, als von der Bush-Administration veranschlagt, dann käme der Waffengang sehr viel teurer. Der renommierte Wirtschaftsprofessor William Nordhaus rechnet gar mit Kosten von 1,9 Billionen Dollar über zehn Jahre. Dabei spielen in Nordhaus’ Berechnungen die eigentlichen Kriegskosten, die er auf 140 Milliarden Dollar taxiert, eine relativ geringe Rolle. Als weitere Posten veranschlagt der Professor der Yale-Universität: 500 Milliarden Dollar für Friedenseinsätze, 105 Milliarden für den Wiederaufbau, zehn Milliarden humanitäre Hilfe, 778 Milliarden Dollar Verluste an den Ölmärkten und 391 Milliarden für den Schock an den Börsen und bei den Unternehmen.

Auch die Schätzungen der Deutschen Bank weichen deutlich von den Angaben der US-Regierung ab. Das Frankfurter Geldhaus rechnet mit Kriegskosten und Wiederaufbauleistungen zwischen 100 und 700 Milliarden Dollar auf Sicht von fünf Jahren. Da zunächst die Kriegskosten von den USA weitgehend allein getragen werden, führen sie zu einer direkten Belastung des amerikanischen Staatshaushalts.

"Die Kosten dürften den Haushalt auf längere Sicht unter Druck setzen", heißt es in einer aktuellen Studie der Deutschen Bank. Das Hauptproblem dabei: Schon jetzt lebt die US-Regierung auf Pump. Ging die Bush-Administration noch im Januar von einem Defizit für das laufende Jahr von 199 Milliarden Dollar aus, erhöhte sie kürzlich die Schätzungen auf 246 Milliarden. Doch auch das ist vielen Volkswirten noch zu optimistisch. "Höhere Kriegskosten könnten das Defizit auf über 400 Milliarden Dollar anwachsen lassen", schätzt die Deutsche Bank.

Erste Folgen für die US-Politik sind bereits spürbar. Vergangene Woche bremste der US-Senat das geplante Steuersenkungsprogramm von George W. Bush aus. Der Senat beschloss Steuersenkungen über 350 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren. Die Pläne von Bush sahen dagegen ein Volumen von 726 Milliarden vor.

Dabei war der Antrag auf eine Halbierung des Steuersenkungsprogramms zunächst abgelehnt worden. Doch als der Präsident am Dienstag erstmals mit einer offiziellen Schätzung der Kriegskosten an die Öffentlichkeit trat, konnten die Demokraten eine zweite Abstimmung erzwingen, bei der drei abtrünnige Republikaner sich auf die Seite der Demokraten schlugen. Letztere befürchten, dass die steigenden Haushaltsdefizite langfristig zu steigenden Zinsen führen könnten. Zudem bezweifelt die Opposition, ob die Steuerreform zu den von Bush erhofften Konjunkturimpulsen führt. Ähnlich hatte sich bereits Notenbank-Chef Alan Greenspan geäußert und dadurch große Verärgerung im Weißen Haus ausgelöst.

Dabei hätte die US-Wirtschaft positive Impulse dringend nötig. Die Unternehmen warten auf den Startschuss für Investitionen. Je schneller der Krieg endet und der Ölpreis dauerhaft niedrig Ölpreis bleibt, desto besser. Der zuletzt ins Stocken geratene private Konsum würde wieder ins Laufen kommen und die US-Konjunktur zusätzlich anheizen. Dann könnten auch die DAX-Aktien ihr großes Kurspotenzial rasch nutzen. Ein Blick auf die Preise der Saddam-Futures lohnt sich also doch.

KONSERVATIV

Der Ausgang des Kriegs ist seit vergangener Woche unsicherer denn je. Dennoch bietet der momentane DAX-Stand für langfristig orientierte Anleger ausgezeichnete Einstiegs-Chancen bei fundamental starken Werten. "Man kann momentan den halben DAX kaufen", meint beispielsweise Vermögensverwalter Gottfried Heller. Investoren sollten dabei auf eines achten: Dass das Unternehmen eine saubere Bilanz hat, dauerhaft Gewinne schreibt und in keine Skandale verwickelt ist. "Die Qualitätskriterien müssen erfüllt sein, die Leute haben keine Lust mehr auf Probleme", betont DWS-Fondsmanager Udo Rosendahl. Firmen, die in Prozesse verwickelt sind, wie Bayer (Xetra: 575200.DE - Nachrichten - Forum) , oder denen unklare Bilanzierung vorgeworfen wird, wie MLP, haben in einem fundamental abgesicherten Depot deshalb nichts verloren. Interessant sind dagegen Automobilwerte wie DaimlerChrysler, BMW (Xetra: 519000.DE - Nachrichten - Forum) und VW, deren Aktien deutlich unter dem Buchwert notieren. Das Gleiche gilt für die Aktien der Industriewerte Linde, MAN und ThyssenKrupp (Xetra: 750000.DE - Nachrichten - Forum) . Das heißt: Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt unter dem Wert des materiellen Konzern-Vermögens. Markennamen, Kundenbeziehungen oder Patente gibt es sozusagen umsonst dazu. Auch die Dividendenrendite ist ein fundamentales Kriterium, auf das institutioneller Anleger wieder stärker achten. DaimlerChrysler mit einer Rendite von über fünf Prozent oder Versorgerwerte wie E.ON und RWE (Xetra: 703712.DE - Nachrichten - Forum) mit vier Prozent haben inzwischen eine höhere Rendite als zehnjährige Bundesanleihen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Anleger sollten darauf achten, dass die Unternehmen eine kontinuierliche Dividendenpolitik aufweisen.

GUTES IST BILLIG ZU HABEN

DaimlerChrysler DE0007100000

VW DE0007664005

E.ON DE0007614406

Linde DE0006483001

ThyssenKrupp

SPEKULATIV Für risikoreiche Investments bieten sich Aktien an, deren Kursentwicklung eng mit dem Kriegsverlauf verknüpft ist. Das beste Beispiel ist TUI. Die Aktie hatte im Vorfeld des Krieges stark verloren, da Anleger mit negativen Auswirkungen für die Reisebranche rechneten. Als die Börsen Mitte März auf Grund der Hoffnung auf ein schnelles Kriegsende zu einer kurzen Rally ansetzten, führte TUI die Gewinnerlisten an. Dabei hatte der Konzern die Erwartungen für 2003 gesenkt. Doch das interessierte niemanden. Einen ähnlichen Spekulationseffekt gab es bei der Lufthansa (Xetra: 823212.DE - Nachrichten - Forum) -Aktie. Auch Werte wie Bayer und MLP, die ebenfalls unter die Räder gekommen waren, gehörten zu den Top-Performern.

Für spekulative Anleger interessant sind auch Branchen mit einem hohen Beta. Diese Kennziffer gibt an, wie stark sich eine Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt entwickelt. Liegt das Beta einer Aktie bei 1,2, so steigen diese 20 Prozent stärker als der Markt. Allerdings gilt das Gleiche auch bei sinkenden Kursen. Traditionell haben Technologietitel sowie Werte aus der Finanz- und Versicherungsbranche ein Beta von über eins, sie schwanken also stärker als der Gesamtmarkt. Anleger, die auf ein schnelles Kriegsende setzen, sollten kurzfristig auf diese Titel setzen. Unter den Technologiewerten ist Infineon (Xetra: 623100.DE - Nachrichten - Forum) erste Wahl, bei den Finanz- und Versicherungswerten Allianz, HypoVereinsbank (Xetra: 802200.DE - Nachrichten - Forum) und die Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum) . Letztere bieten einen zusätzlichen Reiz: Sie notieren allesamt unter Buchwert.

FÜNF WERTE FÜR RISIKOFREUDIGE

Unternehmen ISIN

TUI DE0006952005

Lufthansa DE0008232125

Infineon DE0006231004

HypoVereinsbank DE0008022005

MLP DE0006569908

ZERTIFIKATE

Neben Aktieninvestments bieten sich in Krisenzeiten Index-Zertifikate an. Ihr Vorteil: Durch sie kann am einfachsten die Entwicklung des Gesamtmarkts abgedeckt werden. Allerdings ist klar: Sinkt der DAX, verliert auch das Zertifikat an Wert. Wer dagegen auf Nummer Sicher gehen will, ist mit einem Discount-Zertifikat gut beraten. Diese Papiere haben eine Art Verlust-Puffer, da sie auf den Basiswert, in diesem Fall den Index, mit einem Rabatt ausgestattet sind. In der Praxis bedeutet dies: Der DAX kann je nach Zertifikat um einen bestimmten Prozentsatz fallen, ohne dass der Anleger in die Verlustzone gerät. Allerdings ist auch die Gewinnchance begrenzt. Steigt der Blue-Chip-Index über eine bestimmte Schwelle, nehmen die Anleger an dieser Entwicklung nicht mehr teil.

Interessant in der jetzigen Börsenphase sind auch Zertifikate auf Wandelanleihen. Diese sind festverzinste Unternehmensanleihen mit Wahlrecht: Am Ende der Laufzeit kann der Anleger entscheiden, ob er einen vorher festgelegten Geldbetrag oder die Aktie des Konzerns erhält. Steigt der Aktienkurs bis zum Ende der Laufzeit, kann der Anleger neben dem Zinsertrag von dieser Performance profitieren. Die entsprechenden Zertifikate decken den Markt ab, indem sie in verschiedene Wandelanleihen investieren.

AUF DEN GESAMTMARKT SETZEN

Name Emittent ISIN

DAX-Zertifikat ABN Amro DE0005437412

Discounter Dresdner Bank DE0007583205

Discounter Sal. Oppenheim DE0007430589

Wandelanleihen-Zertifikat UBS Warburg DE0008642489

Wandelanleihen-Zertifikat DZ Bank DE0007586935

Finger weg

Auf den ersten Blick ist es paradox: Obwohl der Krieg wohl mehr kostet als erwartet, werden Rüstungsaktien davon kaum profitieren. Das Geld wird für den Kriegseinsatz, die Logistik und den Wiederaufbau benötigt. An die großen US-Rüstungsfirmen fließt von diesen Dollars kaum etwas. Zudem geraten die USA unter einen zunehmenden Spardruck. Branchenkenner rechnen bereits damit, dass dies auch den Verteidigungshaushalt betreffen könnte. Die Rüstungsaktien waren nach den Terroranschlägen auf Höhenflug gegangen, inzwischen ist die Luft aus den Kursen raus. Auch für Aktien aus der Tourismusbranche heißt es für fundamental orientierte Anleger erst mal: Finger weg. Die ohnehin unter schwachen Buchungszahlen leidende Branche hat ihre Erwartungen für 2003 bereits heruntergeschraubt.

Quelle: finanzen.net]
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OMI
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