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Alt 24-02-2009, 13:40   #1
Israel
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Wall Street Journal

Dow Jones auf Zwölfjahrestief

Während in Deutschland wochenlang darüber gestritten wird, ob der Staat ein Unternehmen notfalls verstaatlichen darf, oder ob er ohne jedes Mitspracherecht und ohne Haftung der Alteigentümer dutzende Milliarden in ein insolventes Unternehmen stecken soll, sind die USA pragmatischer, so die Experten von JRC in ihrem Tageskommentar zum Dow Jones.

Dort seien bereits in den letzten Monaten über Nacht riesige Konzerne zwangsverstaatlicht und Banken wenigstens im Tausch gegen Vorzugsaktien Eigenkapital vom Staat aufgenötigt worden. Mittlerweile sei man offenbar bereit, auch noch einen Schritt weiterzugehen. Ab Mittwoch möchte der Staat eine weitere Kapitalisierungsrunde starten, bei der er zwar vorerst wieder nur Vorzugsaktien kaufe, diese sich aber nach einer Frist in stimmberechtigte Stammaktien umwandeln würden.

Würden es die Banken nicht schaffen, vor Fristablauf die emittierten Vorzugsaktien zurückzukaufen, wäre der Staat fortan voll stimmberechtigt am Unternehmen beteiligt. Welche Bank die Zwangskapitalisierung in Anspruch nehmen müsse, entscheide ein Stresstest. Eine Simulation, bei der der Kapitalbedarf bei bestimmten ungünstigen Marktereignissen bestimmt werde. Vor dem staatlichen Einstieg stehe es den Banken frei, private Investoren zu gewinnen. Das sei in den letzten Monaten aber fast keiner Bank gelungen.

Neue Horrormeldungen kämen vom verstaatlichten Versicherungskonzern AIG. Gerüchten zufolge könnte der Konzern über 60 Mrd. US-Dollar abschreiben müssen. Ob sich die Zahl auf das gesamte Geschäftsjahr oder nur das letzte Quartal beziehe, sei noch nicht klar. Laut CNBC werde bereits mit dem Staat verhandelt, inwieweit er in der neuen Krise helfen könne. AIG gehöre bereits zu 80% dem Staat. In den letzten Monaten hätten Finanzhilfen von 150 Mrd. US-Dollar das Unternehmen vor dem Kollaps bewahrt.

Bei den praktisch insolventen US-Autoherstellern sei die Regierung offenbar eher bereit, einen Insolvenzantrag zuzulassen als bei AIG oder Banken. Offenbar würden sich Regierungsvertreter bemühen, Banken für ein Kreditpaket für den Fall der Insolvenz von General Motors und Chrysler zu begeistern. Die rund 40 Mrd. US-Dollar, die im Gespräch seien, sollten wohl vor allem deshalb erst nach einer Insolvenz bewilligt werden, weil die beiden Unternehmen dann von zahlreichen Belastungen befreit wären. Belastungen wie die Pensionsansprüche von ehemaligen Mitarbeitern. Ohne diese Verpflichtungen im Umfang dutzender Milliarden US-Dollar bliebe den Konzernen mehr Spielraum für eine Sanierung.

Die zahlreichen negativen Meldungen hätten dem Dow Jones stark zugesetzt. Er habe 251 Punkte oder 3,41% auf nur noch 7.115 Punkte verloren. Das stelle die tiefste Notierung seit dem Jahr 1997 dar.

Jeder Tag, an dem der Dow Jones unter seiner Unterstützung bei 7.500 Punkten notiere, vergrößere die Gefahr einer neuen Abwärtsspirale. Denn eine weitere charttechnische Unterstützung sei unterhalb dieser Unterstützung nicht gegeben. Bereits in den vergangenen Monaten habe der Dow Jones die in den letzten zwölf Jahren gemachten Gewinne abgebaut. Nun könnten die in den Jahrzehnten zuvor gemachten Gewinne auf der Abschussliste stehen.

Die fehlenden charttechnischen Orientierungspunkte könnten dafür sorgen, dass zahllose Trader einen unbremsbaren Abwärtstrend konstatieren und den Trend mit ihren Verkäufen zusätzlich befeuern würden. Widerstände wären bei 7.500 und 7.850 Punkten zu überwinden. (24.02.2009/ac/a/m) Marktbericht-Datum: 24.02.2009

Quelle: Finanzen.net / Aktiencheck.de AG
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