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Alt 04-02-2008, 20:25   #21
Starlight
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Jim Rogers: "Es wird noch viel schlimmer kommen"


Auf der ersten Frankfurter Rohstoffmesse traf boerse.ARD.de Jim Rogers. Im Interview erklärt der "Rohstoff-Guru", warum in den USA eine der schlimmsten Rezessionen droht, was die Fed falsch macht und welche Rohstoffe künftig gefragt sind.

"Rohstoff-Guru" und Buchautor Jim Rogers
boerse.ARD.de: Sie hatten schon im Frühjahr 2007 vor einer Kreditblase in den USA gewarnt. Hatten Sie erwartet, dass die Hypothekenkreditkrise so schnell und heftig kommt?

Rogers: Wir haben die schlimmste Kreditblase, die wir je in den USA erlebt haben. Dass Menschen ohne eigenes Geld mehrere Häuser auf Pump kaufen, gab's noch nie in der Geschichte. Ich habe immer davor gewarnt, dass die Blase platzt – und wurde ausgelacht. Das Ausmaß der Kreditkrise jetzt überrascht mich nicht. Die Krise wird uns noch lange beschäftigen.

boerse.ARD.de: Für wie wahrscheinlich halten Sie eine drohende Rezession?

Rogers: Die USA befindet sich bereits in der Rezession. Die Gewinne der Unternehmen gehen zurück, besonders die Automobil- und Finanzbranche leiden. Selbst der Einzelhandel steckt in Schwierigkeiten.

boerse.ARD.de: Die jüngsten Statistiken zeigen aber, dass die US-Wirtschaft noch wächst – wenn auch deutlich langsamer.

Rogers: Die Zahlen sind nicht ernst zu nehmen. Die Regierung manipuliert doch die Statistiken.

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boerse.ARD.de: Sie haben vor kurzem in US-Medien gesagt, dass alles noch viel schlimmer werden wird. Warum?

Rogers: Es ist schlimmer gekommen als ich befürchtet habe. Die US-Notenbank Fed hat einen schweren Fehler gemacht, die Leitzinsen drastisch zu senken. Dies wird zu einer noch höheren Inflation führen, den Dollar noch stärker nach unten treiben und die Rezession verschlimmern. Es wäre besser, die Rezession geschehen zu lassen als sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Ich glaube, die Fed hat die Kontrolle verloren. Sie macht die gleichen Fehler wie einst die japanische Notenbank. Die Fed wirft die Druckerpresse an und erhöht die Geldmenge. Das kann nicht gut gehen. Wir werden wahrscheinlich eine der schlimmsten Rezessionen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleben.

boerse.ARD.de: Wird sich die Bankenkrise noch verschärfen?

Rogers: Die Bilanzen der Banken sind eine tickende Zeitbombe. Da droht noch so manche negative Überraschung. Vor allem die Investmentbanken bekommen jetzt die Quittung für ihre jahrelangen Exzesse. Die Notenbanken tragen hier eine Mitschuld. Sie haben es versäumt, einzelne Banken zum Marktaustritt zu zwingen. Die Probleme wurden so nur aufgeschoben. Es wäre besser gewesen, dass zwei oder drei Banken Konkurs anmelden, bevor noch mehr Geldinstitute pleite gehen.

boerse.ARD.de: Wie schätzen Sie die Zukunft der Rohstoffe ein? Wird die Rezession die Rohstoff-Hausse bremsen oder gar stoppen?

Rogers: Bei einzelnen Industriemetallen wie Nickel oder Zinn ist die Rezession bereits angekommen. Die Preise für Nickel und Kupfer sind gefallen. Nickel ist 50 Prozent von seinem Rekordstand vom Mai 2007 entfernt. Langfristig werden die Preise für Metalle aber wieder anziehen. Im Augenblick bin ich vor allem bei Agrar-Rohstoffen optimistisch. Sie werden kaum von der Rezession betroffen sein. Vielleicht werden ein paar weniger Baumwoll-T-Shirts verkauft. Aber mit dem wachsenden Wohlstand in Asien wird die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Baumwolle weiter steigen. Auch als Bio-Treibstoff werden Agrar-Rohstoffe künftig immer wichtiger.

boerse.ARD.de: Wie ist Ihre Meinung zu Uran?

Rogers: Uran hat ein riesiges Zukunftspotenzial. Es gibt eine Menge von Kernkraftwerken, die ersetzt werden müssen. Einzelne Länder, ja sogar manche Umweltschützer befürworten inzwischen Atomenergie als saubererer Energieträger im Kampf gegen den Klimawandel. Der Bedarf nach Uran wird deshalb rasant zunehmen. Die Preise werden steigen, denn das Angebot ist knapp. Seit Jahrzehnten wurden keine neuen Uran-Minen mehr eröffnet.

boerse.ARD.de: In welche Branchen würden Sie derzeit außer Agrar-Rohstoffen und einzelnen Metallen investieren?

Rogers: Ich sehe ein großes Zukunftspotenzial für Energieerzeugungs- und Wasseraufbereitungs-Firmen. Diese werden auch in schwierigen Zeiten von einer wachsenden Nachfrage profitieren.

boerse.ARD.de: Wird der Dollar seinen Verfall fortsetzen?

Rogers: Ja, der Dollar wird noch weiter kräftig fallen. Daran ist auch die Fed schuld, die den Dollar entwertet. Irgendwann wird der Dollar seinen Status als Reservewährung der Welt verlieren.

boerse.ARD.de: Auf welche Währungen setzen Sie stattdessen?

Rogers: Meine Favoriten sind der Schweizer Franken und der Yen. Beide Währungen litten unter den Carry-Trades. Wenn die Carry-Trades aufgelöst werden, dürften Franken und Yen wieder steigen. Optimistisch bin ich auch für den chinesischen Renmimbi.

Das Interview führte Notker Blechner.

Quelle:ARD online
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