Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 29-09-2004, 20:29   #16
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Warum Martha Stewart nicht nach Florida darf

Es ist ruhig geworden um Martha Stewart. Die T-Shirts, auf denen die Anhänger der TV-Diva während des Prozesses „Free Martha“ forderten, sind in der Altkleidersammlung verschwunden und liegen dort neben den Hemdchen, auf denen schadenfrohe Stewart-Gegner die Designerin beim Verschönern ihrer Zelle zeigten.

Der Prozess gegen die einstige Sauberfrau des amerikanischen Fernsehens, die Design und Geschmack in Millionen von Haushalte brachte, ist schon lange abgehakt. Stewart ist vor Monaten schuldig gesprochen worden. Sie hat einerseits Aktien des Biotech-Herstellers ImClone nach Insider-Informationen gekauft, und andererseits die Transaktion mit ihrem Broker Peter Baganovich vertuscht. Beide werden nun für sechs Monate hinter Gitter ziehen und danach sechs Monate im Hausarrest verbringen.

Zumindest für Martha Stewart ist seit Mittwochmittag klar, wo die nächsten sechs Monate stattfinden werden: Die TV-Frau wird in der Frauen-Haftanstalt Alderson im Bundesstaat West Virginia untergebrachte werden und muss sich dort bis Ende nächster Woche melden.

Damit wurden die beiden eigentlichen Wünsche von Stewart nicht erfüllt. Sie wollte nämlich zunächst in Danbury, Connecticut, einsitzen und damit nur ein paar Minuten von ihrer Villa entfernt, und andernfalls höchstens noch in einem Gefängnis-Camp im Sonnenstaat Florida. Vielleicht war es dieser Wunsch, gekoppelt mit der kecken Aussage, sie wäre gerne rechtzeitig auf freiem Fuß um einen Frühjahrsgarten zu pflanzen, der Stewart diese Option verdorben hat.

Hinter den Argumenten, das Camp in Florida wäre näher an einem Flughafen und damit für Stewarts Anwalt und die kranke Mutter leichter erreichbar, erkannten die Behörden wohl vorgeschobene Tatsachen. Und dass die Diva, die im Prozess schon mit der absoluten Mindeststrafe davongekommen war, nun auch noch den Winter im Süden verbringen würde, ging ihnen wohl zu weit.

Die Behörden haben richtig entschieden. Sicher ist auch ihr Argument vorgeschoben, wonach man Martha Stewart in West Virginia besser vor Paparazzi schützen könne – das wird wohl auch in anderen Anstalten möglich sein! Doch hat man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt, als zahlreiche Wirtschaftskriminelle mit milden Strafen kaum getroffen wurden und Haftstrafen auch noch in nahezu noblen Herbergen absitzen durften, die im Jargon „Club Fed“ genannt wurden.

Wäre Martha Stewart auch noch in einem jener Clubs gelandet, in den der Freigang großzügig geregelt ist und wo großzügige Pools zum Sonnenbad einladen, wäre das ganzy System wieder einmal unter Beschuss geraten. Stewart sitzt nun nich im dunkelsten kerker, genießt aller Voraussicht nach aber auch keine bevorzugte Behandlung. Damit dürfte das Thema zunächst einmal vom Tisch sein, was nicht zuletzt der Aktie von Stewarts Medien-Imperium gut tun dürfte.

Das an der NYSE notierte Papier zittert seit Wochen höchst volatil zwische 8 und 20 Dollar umher, und es wird höchste Zeit, dass im Unternehmen wieder Ruhe einkehrt. In sechs Monaten wird die Chefin in ihr Haus verlegt, kann sich dort in Ruhe ihrer kreativen Arbeit widmen, und der Firma samt Aktie stehen wieder bessere Zeiten bevor.

Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten