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Alt 15-11-2002, 15:03   #46
arpad
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Für die 46. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Argentinien verbrennt die letzte Brücke hinter sich. Es ist kaum rational nachzuvollziehen, was die Regierung in Argentinien im Sinn hatte, als sie diese Woche die Tilgung eines Weltbank-Kredites (805 Mio. Dollar) ausfallen ließ und statt dessen lediglich den Kupon bediente. Die erste Folge, wenn sie konsequent umgesetzt wird, würde dazu führen, daß die für kommenden Dienstag terminierte Auszahlung eines neuen Weltbank-Kredites (600 Mio. Dollar) ausfällt. Kurz gesagt: Argentinien ist nicht in der Lage, bei einem Roll-Over des Kredites einen Abfluß von gut 200 Mio. Dollar zu verkraften. Das ist ein extrem schlechtes Signal an den Markt.

Gleichzeitig sammelt Argentinien aber seine Kräfte, um in Restrukturierungsverhandlungen zu treten. Wie in dieser Woche bekannt wurde, hat die Regierung Investmentbanken angesprochen, um die Restrukturierungsverhandlungen der ausstehenden Schulden im Wert von 95 Mrd. Dollar zu leiten. Das ist ein wichtiger Schritt, auf den ich seit einigen Monaten warte.

Doch selbst in diesem heiklen Punkt benehmen sich die Regierungsvertreter erneut wie "Enfant terribles". Der Kapitalmarkt war gelinde gesagt angesäuert, als Argentinien bekanntgab, daß alle Banken, die in den letzten zwei Jahren für das Land gearbeitet haben, automatisch disqualifiziert sind. Dazu zählen wichtige Institute wie Credit Suisse First Boston, die Citigroup oder J.P. Morgan Chase. So ein Vorgehen ist komplett kontraproduktiv und legt erneut die Drittklassigkeit der argentinischen Führung offen. Ich folge den leicht anziehenden Kursen der Anleihen noch nicht mit einer Verbilligung, da das Risiko einer weiteren (Ent)-Täuschung noch zu groß ist.

Zum Unternehmenssektor:

Der Anleihenmarkt steht dem neuen Chef der Telekom und dem Ergebnis der ersten 9 Monate sehr indifferent gegenüber. Das lag insbesondere darin begründet, daß die veröffentlichten Daten wenig Neues und Überraschendes enthielten. Kai-Uwe Ricke wird die Politik von Ron Sommer fortführen, nicht die von Helmut Sihler. Die harte Hand Sihlers wäre dem Kapitalmarkt jedoch lieber gewesen. Statt dessen bekämpft dieser nun Wühlmäuse in Kärnten. Was für eine Verschwendung von Talent!

Reichen die ersten positiven Schritte der letzten Monate, um die Telekom wieder auf Wachstum zu trimmen? Neben der überfälligen Bereinigung der Goodwill Positionen wird nun endlich auch die Dividende gestrichen. "Endlich", weil es ökonomisch völlig unsinnig ist, daß Aktionäre immer noch eine Dividende fordern, wenn diese aus der Substanz bezahlt wird. Das schadet nicht nur dem Unternehmen, sondern in erster Linie den Aktionären selbst. Aus Sicht der Gläubiger sollte die Dividende vielmehr eingesetzt werden, um die Bilanzstruktur zu verbessern. Doch das sind alles "Peanuts", wenn es zum Thema Cash-Flow kommt. Hier konnten in den ersten 9 Monaten Verbesserungen erzielt werden: Der freie Cash-Flow stieg zwar von 6 Mio. Euro auf 4,7 Mrd. Euro, aber das kann noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Die Entwicklung bei der Telekom genügt jedoch, um das Portfolio ein Stückchen zu erweitern. Ich nehme dazu die Telekom Anleihe mit der WKN 695450 / ISIN XS0132408419 neu auf. Die Anleihe hat eine Laufzeit bis zum 11. Juli 2006, einen festen Kupon von 5,875%, der sich allerdings um 50 Basispunkte erhöht, wenn S&P und Moody' ihr Rating für die Anleihe unter "A" halten. Das ist aktuell noch der Fall ("Baa1" / "BBB+"), weswegen sich ein rechnerischer Kupon von 6,375% p.a. ergibt. Die Anleihe bietet bei einem aktuellen Briefkurs von 100,7985% eine effektive Rendite bis Endfälligkeit von 6,11%. Das Volumen von 4,5 Mrd. Euro, bei einem Nennwert von jeweils 1.000 Euro, gibt der Anleihe zudem einen attraktiven Sekundärmarkt.

KPN befindet sich weiter im Aufwind! Der niederländische Telefonkonzern erzielte im abgelaufenen 3. Quartal einen Umsatz von 3,06 Mrd. Euro, was knapp 3% unter dem Vorjahresquartal lag, konnte aber die Rentabilität gleichzeitig überdurchschnittlich stark steigern. Das EBITDA stieg um 19% auf 1,175 Mrd. Euro und das Nettoergebnis lag bei 68 Mio. Euro, nachdem im Vorjahresquartal ein Verlust von 231 Mio. Euro eingefahren wurde. Übrigens der erste Quartalsgewinn seit zwei Jahren.

KPN bleibt weiterhin ein Kauf. Die Aussichten für den Telekomkonzern sind sehr gut. Das EBITDA soll um mindestens 18% im Gesamtjahr steigen. Der freie Cash-Flow soll ein Niveau von mindestens 2,3 Mrd. Euro erreichen, während der Umsatzrückgang auf 2% gedrückt werden soll. Der Schuldenstand sank bereits um 1,1 Mrd. Euro auf 13,9 Mrd. Euro - drei Monate vor dem Zeitplan. KPN kaufte unter anderem Anleihen am Markt zurück. Sie kennen meine Empfehlungen zu KPN (s. Seite 5 Anleihen-Compass), die ich an dieser Stelle noch einmal bestätige. Die Performance der beiden Anleihen spricht mit 15,36% bzw. 42,20% für sich.


Quelle:FM Research
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arpad
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