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Alt 14-03-2007, 22:35   #73
Franki.49
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Sehr gern sehe ich Mittwoch abend auf WDR die Sendung Hart aber fair. Und ich verfiel immer im Glaube, Zahlen und Fakten die in der Runde genannt werden sind wirklich wahr.

Heut entdeckte ich, das es Experten gibt, die die Aussagen der Politiker im Nachhinein prüft und ich sie im WWW. nachlesen kann.

Nun unlängst ging es bei hart aber fair um die ach- so- nichtmehr- sichere- Rente und fand die Seite hier wo da nachgehakt wird und erstaunlich das Ergebnis der Aussagen unserer Politiker:

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Hart aber fair: Traumschiff Rente
Faktencheck: Aussagen auf dem Prüfstand
Jetzt wird sie Gesetz - die Rente mit 67. Doch schon unken erste Politiker, das wird nicht reichen. Steht bald die Rente mit 70 auf dem Programm? Die Jungen sehen die gut versorgten Rentner von heute und fragen: Müssen wir für die schuften bis ans Grab? Wovon sollen wir selbst im Alter leben, wer hat dann die Jobs für uns?

Eine politische Talkshow ist turbulent. Auch in 90 Minuten bleibt oft keine Zeit, Aussagen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt "Hart aber fair" nach und lässt einige Behauptungen von Experten unter die Lupe nehmen. Die Antworten gibt es am Tag nach der Sendung, hier im Faktencheck.


Ludwig Stiegler über Renditen der gesetzlichen Rente

Ludwig Stiegler
Ludwig Stiegler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, sagt, die Renditen für die meisten Rentner in der gesetzlichen Rentenversicherung könnten mindestens mit denen aus der privaten Vorsorge mithalten. Stimmt das?

Reinhold Schnabel: Diese Aussage ist falsch. Die Renditen der gesetzlichen Rentenversicherung sind für die älteren Jahrgänge, die im letzten Jahrhundert in Rente gegangen sind, tatsächlich sehr hoch gewesen und teilweise auch höher als die Rendite der privaten Vorsorge. Die Zeche hierfür zahlen aber die jüngeren Jahrgänge, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Rente gehen werden. Deren Renditen sind deutlich niedriger als die Renditen der privaten Vorsorge, weil die Renditen in einem reifen Umlageverfahren niedriger liegen als die Renditen, die der Kapitalmarkt bietet. Gleichwohl gilt: wir können das bestehende Umlageverfahren nicht abschaffen, weil die bestehenden Rentenansprüche befriedigt werden müssen.

Ernst Kistler: Nur bei hochriskanten privaten Vorsorgeformen können wirklich bessere Renditen erzielt werden, wie die Erfahrungen seit 2000/2001 in verschiedenen Ländern mit kapitalgedeckter privater Altersvorsorge und die stark reduzierten Auszahlungserwartungen von privaten Kapitallebensversicherungen auch in Deutschland zeigen. Unter Berücksichtigung der sinnvollen "Zusatzleistungen" der gesetzlichen Rentenversicherung (Erwerbsminderungsrenten, Reha-Leistungen, Hinterbliebenenrenten) ist und bleibt diese die erste Wahl. Dennoch ist eine Zusatzvorsorge ("Riester", Immobile etc. ) für jeden sinnvoll, der es sich irgendwie leisten kann.


Nora Langensiepen über steigende Kosten im Rentensystem

Nora Langensiepen
Nora Langensiepen, Betriebswirtschafts-Studentin, sagt, erst in den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Dies führe dazu, dass noch mehr Geld in der Rentenkasse benötigt werde. Allerdings kämen gleichzeitig aber nicht mehr Menschen in die Erwerbstätigkeit, die diese Kosten tragen könnten. Stimmt das?

Reinhold Schnabel: Ja, die geburtenstarken Jahrgänge werden etwa in dem Zeitraum 2015 bis 2030 in Rente gehen. Dies erhöht die Ausgaben der Rentenkassen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter dramatisch. Dies vermindert die Beitragseinnahmen. Daher müssen die Beitragssätze deutlich steigen. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung weiter an - und damit die Bezugsdauer der Renten. Dies erhöht die Beitragssätze nochmals.

Ernst Kistler: Zweifellos steigt der Aufwand, wenn viel mehr Personen in Rente gehen und auch noch eine höhere Rentenbezugszeit (Lebenserwartung) haben. Der Altenquotient ist aber schon in der Vergangenheit deutlich gestiegen, was durch die Produktivitätszuwächse ausgeglichen werden konnte. Außerdem ist bereits - im Gefolge der Rentenreformen 1991/92 der Regierung Kohl - die Höhe der Zahlbeträge der neuen Versichertenrenten seit 2000 deutlich gesunken (um ca. zehn Prozent). Entscheidend für die Zukunft ist neben den Produktivitätszuwächsen nicht die sinkende Zahl der Nachwachsenden, sondern die Frage der Überwindung der Massenarbeitslosigkeit, ob die lange zu niedrigen Lohnzuwächse wieder steigen und ob die Verteilung der Einkommen nicht immer noch ungleicher wird.


Heiner Geissler über die Umstellung des Rentensystems

Heiner Geissler
Heiner Geissler, ehemaliger CDU-Generalsekretär sagt, eine Umstellung des Rentensystems vom Umlageverfahren auf ein Kapitaldeckungsverfahren würde den Staat sieben Billionen Euro kosten. Dies sei gar nicht machbar, wenn man sich vor Augen hält, dass das gesamte Geldvermögen in Deutschland bei etwa fünf Billionen Euro liege. Stimmt das?

Reinhold Schnabel: Eine vollständige Abschaffung des Umlageverfahrens würde den Aufbau eines Kapitalstocks in der Größenordnung von etwa sieben Billionen Euro erfordern. Dies wäre zwar machbar im Verlaufe der nächsten 50 Jahre, doch trotzdem nicht wünschenswert. Denn eine Abschaffung des Umlageverfahrens bei gleichzeitiger Erhaltung der bisher erworbenen Rentenansprüche, würde nur die implizite Staatsschuld durch eine explizite Staatschuld ersetzen.

Ernst Kistler: Die Zahl von sieben Billionen ist reichlich spekulativ - genau kann das niemand sauber beziffern. Allerdings gilt: Die Größenordnung ist in jedem Fall so enorm, dass eine Umstellung unrealistisch wäre. Außerdem würde es nicht "den Staat" belasten, sondern letztlich immer die Versicherten. Und da sind auch die rund fünf Billionen des privaten Vermögens keine gegenrechenbare Größe - solange z. B. die Hälfte des privaten Vermögens in der Hand von weniger als zehn Prozent der privaten Haushalte ist. Entscheidender als die Machbarkeitsfrage ist aber, dass eine Umstellung nicht sinnvoll und die solidarische Alterssicherung erhaltenswert ist.


Ludwig Stiegler über den Arbeitsmarkt im Jahr 2020

Ludwig Stiegler
Ludwig Stiegler sagt, im Jahr 2020 werde es 5,9 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter geben. Durch diese neuen Vorraussetzungen würden dann auch die über 50-Jährigen wieder bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben als heute. Stimmt das?

Reinhold Schnabel: Ludwig Stiegler meinte wohl das Jahr 2030. Doch auch schon im Jahr 2020 wird die Zahl der 20- bis 60-Jährigen um 1,5 Million niedriger liegen als heute. Bezieht man die 60- bis 65-Jährigen ein, dann liegt die Zahl der Erwerbsfähigen im Jahr 2020 um 600.000 unter der heutigen Zahl. Nach 2020 bricht die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter regelrecht ein, eben um besagte rund sechs Millionen, weil dann die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

Ernst Kistler: Das stimmt nicht. Im Bericht des Statistischen Bundesamtes zur elften koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung steht: "Die Zahl der 20- bis unter 65-Jährigen insgesamt wird in den nächsten etwa zehn Jahren weitgehend stabil bei rund 50 Millionen liegen. Dann setzt der Rückgang ein. Bei einer jährlichen Nettozuwanderung von 100.000 Personen werden 2020 noch 48 Millionen im erwerbsfähigen Alter sein" (bei unterstellter Nettozuwanderung von 200.000 Personen: 49 Millionen). Stiegler geht völlig irreal von einem ausgeglichenen Wanderungssaldo aus und berücksichtigt auch nicht, dass der Arbeitsangebotszwang - nicht zuletzt auch wegen der aktuellen Politik - die Erwerbsquote besonders der Älteren auch weiterhin deutlich steigern wird. Entscheidend für die Arbeitsmarktchancen Älterer, also die tatsächliche Beschäftigung, werden bessere Arbeitsbedingungen, eine Überwindung der Altersdiskriminierung der Betriebe und ein aufnahmefähigerer Arbeitsmarkt sein. Da hilft aber kein "demographischer Automatismus" und da helfen auch keine Selbstheilungskräfte des Marktes.


Max Schautzer über Fachkräftemangel in Unternehmen

Max Schautzer
Max Schautzer, Moderator und TV-Produzent, sagt, wenn sich die Unternehmen nicht rechtzeitig umstellen und wieder verstärkt über 50-Jährige einstellen, werden sie bald über einen Fachkräftemangel klagen. Stimmt das?

Reinhold Schnabel: Ja, es werden viel mehr über 50-Jährige als heute auf dem Arbeitsmarkt sein. Die Unternehmen werden ihre Personalpolitik schon aus ureigenstem Interesse ändern. Dafür bleibt auch noch genügend Zeit. Aber auch die Erwerbstätigen müssen einiges tun, um ihre Produktivität und damit ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Es kann nicht angehen, dass 50-jährige Ingenieure im Vertrauen auf eine lebenslange Beschäftigung ihre Weiterbildung vernachlässigen oder sich auf staatliche Hilfe verlassen. Insofern waren Hartz IV und Arbeitslosengeld 2 ein heilsamer Schock.

Ernst Kistler: Im ersten Halbjahr 2005 waren in Deutschland laut einer repräsentativen Befragung von 16.000 deutschen Betrieben unter allen neu eingestellten Personen nur neun Prozent über 50 Jahre alt. Insoweit beschreibt Herr Schautzer ein tatsächliches Problem. Das Angebot an Arbeitskräften wird jedoch erst deutlich nach 2020 spürbar geringer werden als im Jahr 2000. Die Klage der Arbeitgeberverbände über einen bald bevorstehenden Fachkräftemangel ist mehr Propaganda als Realität. In einer dynamischen Marktwirtschaft ist ein gewisses Maß an schwer zu besetzenden Stellen genauso normal, wie ein gewisses Maß an Sucharbeitslosigkeit - sonst werden die Arbeitskräfte zu billig und zu willig. Im Übrigen liegen die Ursachen eines schwer zu deckenden Fachkräftebedarfs weniger in der Demographie als in zu geringen Aus- und Weiterbildungsanstrengungen der Betriebe und zu geringen Bildungsanstrengungen eines verschlankten Staates.

Stand: 08.03



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Gruss Franki
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