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Alt 29-01-2006, 16:40   #5
Benjamin
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Strategie
Hausse der Vermögenspreise dürfte weitergehen
26. Januar 2006


Die Entwicklung an den Finanzmärkten in den vergangenen Jahren war unterschiedlich. Während sich die großen, viel beachteten Indizes an der Wallstreet im vergangenen Jahr nur seitwärts bewegen konnten, ging in Europa, vor allem aber auch in den Schwellenländern die Post ab. Einzelne Märkte wie jene in den arabischen Staaten konnten im Jahr 2005 massive Kursgewinne verbuchen.

Mit Blick auf die Vereinigten Staaten täuscht der erste, oberflächliche Blick auf die so genannten Blue Chips. Denn die bekannten Indizes wurden ausgebremst durch die ausgesprochen schlechte Performance einzelner Werte wie etwa General Motors, die „Big Pharmas” und zuletzt auch durch Namen wie General Electric, Intel oder auch die Citigroup. Blickt man hinter diesen „Vorhang”, so kann man auch dort bei den Aktien der Unternehmen mit kleinerer oder mittlerer Marktkapitalisierung eine ausgeprägte Rally in den vergangenen Monaten erkennen. Aus technischer Sicht schreit sie sogar förmlich nach einer Korrektur, da beispielsweise der Value Line Index praktisch in die Vertikale übergangen ist und sogar neue Allzeithochs markiert hat.

Kommt in der zweiten Jahreshälfte eine Korrektur ?

Glaubt man Anlagestrategen wie dem Markttechniker Ralph Acampora oder Hedge-Fonds-Manager Felix Zulauf, so ist in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres damit zu rechnen. Acampora begründete seine Erwartung anläßlich einer Kapitalanlegertagung in Zürich mit technischen Argumenten, Zulauf führte fundamentale Gründe an. So rechnet er unter anderem mit einer Abkühlung der amerikanischen Konjunktur, ausgehend von einem stagnierenden oder gar nachgebenden Häusermarkt in Amerika.

Diese Korrektur könne auch die bisher sehr gut laufenden Bereiche wie etwa die Rohstoffe übergreifen. Allerdings seien sie nur ein Zwischenspiel, da die Voraussetzungen für die Weltkonjunktur insgesamt gar nicht so schlecht seien. Aus diesem Grunde böten Preis- und Kurskorrekturen bei Rohstoffen und den Aktien der damit verbundenen Unternehmen gute Kaufgelegenheiten. Dabei setzt Zulauf weiterhin auf den Ölsektor, der angesichts der mittel- und langfristigen Perspektiven nach wie vor günstig bewertet sei .

Interessant seien kleinere und mittlere Werte in Kanada oder Südamerika, vor allem auch im Ölservicesektor. Denn die Branche insgesamt fördere zur Zeit deutlich mehr Öl, als sie neue Reserven entdecken und erschließen könne. Aufgrund der fallenden Reserven gebe es einen großen Investitionsbedarf, der sich aufgrund der starken Nachfrage in Form steigender Margen bei zunehmendem Geschäftsvolumen positiv niederschlage.

Kurzfristig bleibe die Weltkonjunktur zumindest in der ersten Hälfte des laufenden Jahres relativ robust . Sie scheine einerseits von der anhaltend generösen Liquiditätslage bei tiefen Realzinsen weltweit zu profitieren, andererseits vom Wachstum der Staaten in Asien, in China und vor allem auch in Japan. Das Land habe die deflationäre Phase der vergangenen Jahre weitgehend hinter sich gelassen, was sich unter anderem an der Kreditexpansion zeige.

Mittelfristig: Anhaltende disinflationäre Impulse

Dagegen hätten die westlichen Staaten ein Problem: Die zunehmende Globalisierung sei disinflationär für alle handelbaren Güter und Dienstleistungen. Das führe auf der einen Seite zu tief bleibenden Konsumentenpreisen, Zinsen und Renditen, auf der anderen Seite aber auch zu einem Druck auf die Reallöhne. Auf diese Weise können internationale Unternehmen von der Entwicklung profitieren und ihre Gewinne zum Teil deutlich steigern, während die Arbeitnehmer sich weiterhin in der Defensive befinden. Das könne früher oder später sogar zu sozialen Konflikten führen. Die Rentenmärkte böten - mit der Ausnahme von Brasilien - kaum noch interessante Möglichkeiten

Die mittelfristig absehbare Entwicklung sei geprägt vom anhaltenden Trend zum „Outsourcing”, einer an sich hochinflationären Geldpolitik, kompetitiven Währungsabwertungen und einer - abgesehen von zwischenzeitlichen, möglicherweise sogar deutlichen Korrekturen - im Trend steigenden Nachfrage nach Rohstoffen und Investitionsgütern .

Die amerikanische Zentralbank (Fed) habe zwar die Zinszügel angezogen und zu einer Inversion der Zinskurve geführt. Allerdings sollte das nicht überbewertet werden, da der Realzins immer noch tief sei. Selbst der Ölpreis sei kein Problem, solange er nicht die Marke von 80 Dollar je Barrel Öl übersteige, da die westlichen Volkswirtschaften in den vergangenen Jahren deutlich „öleffizienter” geworden sein als zuvor. So könne die Fed gezwungen werden, den Leitzins höher zu schrauben, als bisher erwartet wird.

Genau das werde - als Überraschungseffekt - zu einer Zwischenkorrektur führen, die aber Kaufgelegenheiten biete.
Denn mittelfristig treibe die hohe Liquidität sowohl Rohstoffe - insbesondere Gold und Öl - als auch Börsen weiter nach oben, im Sinne einer Vermögenspreisinflation . Das fundamentale Bild werde sich erst langfristig ändern, wenn China beginne, sich stärker auf den heimischen Markt zu konzentrieren und wenn die Restrukturierung der bisher oft unprofitablen chinesischen Unternehmen zu steigenden Preisen führten.

Insgesamt dürfte es ratsam sein, bis auf weiteres in der beschriebenen Manier auf die überaus generöse Liquiditätsversorgung weltweit zu setzen . Denn insbesondere die Amerikaner können diese aufgrund der starken Verschuldung nicht zu stark reduzieren, ohne in eine deflationäre Entwicklung zu kommen. Doch der weltwirtschaftlichen Risiken sollte man sich als Anlager stets bewußt sein.

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