„Ich habe diesen Scheißdreck satt“
Unversöhnlich: Waldemar Hartmann versuchte immer wieder, Rudi Völler zu beruhigen
Folter-Fußball in Rejkjavik: Nach dem grausamen 0:0 der deutschen Nationalmannschaft in der EM-Quali gegen Island explodierte Team-Chef Rudi Völler (43, Foto) vor laufender TV-Kamera, beschimpfte die Moderatoren Waldemar Hartmann, Gerhard Delling und Günter Netzer – sie hatten die Leistung der Völler-Elf hart kritisiert. Völler rastete aus, bezeichnete die Kritik als „Scheißdreck“, „Mist“ und „Käse“, drohte sogar mit Rücktritt. So hat sich ein deutscher Teamchef im Fernsehen noch nie gebärdet!
So haben wir Rudi Völler noch nie erlebt!
Die Minuten nach dem 0:0 auf Island. Rudi kommt ins ARD-Studio zum üblichen Interview. Er sieht auf dem Monitor, wie das ARD-Team Gerhard Delling/Günter Netzer das Spiel der deutschen Mannschaft kritisiert.
Delling: „Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Unterhaltung steckt in der Krise. Günter Netzer, war dieses Spiel ein neuer Tiefpunkt?“
Netzer: „Ja, mich ärgert es, wenn ich den Kehl höre, wie er über die Stärken von Island redet. Das verstehe ich einfach nicht.“
Jetzt kommt Völler mit Interviewer Waldemar Hartmann dran. Ein, zwei ruhige Sätze zum Spiel („Mittwoch gegen Schottland kommen nur Spieler in Frage, die mir das Versprechen geben, auch zu laufen!“), dann wechselt er plötzlich das Thema.
Völler: „Ich muss jetzt mal was Grundsätzliches sagen. Es ist nicht in Ordnung, wie ihr hier berichtet. Wenn ich den Delling und sein gerede vom Tiefpunkt höre. Eine Sauerei! So ein Scheißdreck!“
Hartmann will Delling verteidigen, Völler fährt ihm in die Parade: „Ich kann den Käse nicht mehr hören! Woher nimmt der das Recht? Der redet von Unterhaltung? Dann soll er Unterhaltung machen! Soll ‚Wetten, dass...?‘ machen und Gottschalk ablösen! Delling, wechsel‘ den Beruf, is‘ besser.“
Hartmann kommt nicht zu Wort, Völler legt nach: „Waldi, du doch auch! Du sitzt doch hier locker auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken. Wieso müssen wir Island 5:0 wegputzen? Ihr müsst mal von eurem hohen Ross runter.“
Jetzt kommt ARD-Experte Günter Netzer in Rudis Schusslinie: „Was hat denn der Günter früher für einen Scheiß gespielt? Das war Standfußball! Alles in den Dreck zu ziehen, ist für mich unterste Schublade.“
Hartmann übergibt an Delling/Netzer, Rudi giftet dazu: „Aha, jetzt kommt Unterhaltungschef Delling.“
Netzer, sichtlich getroffen: „Es stimmt, dass wir früher auch schlecht gespielt haben. Das habe ich schon öfter gesagt. Aber so eine Anhäufung, wie sie jetzt Rudi Völlers Mannschaft abliefert, gab’s bei uns nicht. Ich lasse mir meine Ansprüche von Rudi Völler nicht nehmen. Er kann froh sein, wie er bei uns im letzten Jahr noch weggekommen ist.“
Dieser Satz provoziert Völler. Plötzlich ist von Rücktritt die Rede!
Völler: „Wenn Günter Netzer von 10 guten Spielen nach dem schlechten spricht, dann war das doch vor dem Zweiten Weltkrieg. Ich lass mir das nicht mehr lange gefallen, das sage ich euch ehrlich. Ich bin nicht so wie Erich Ribbeck und Berti Vogts, ich klebe nicht an meinem Stuhl. Das ist mir das Ding nicht wert.“
Bei der Pressekonferenz rudert Rudi später aber zurück: „Dies ist keine Rücktritts-Drohung, sondern eine Kampfansage.“
Hartmann schluckt, Rudi trocken: „Das mit dem Weizenbier nehme ich zurück, sonst nichts!“
Die DFB-Pressechefs Stenger und Röhn gehen mit Völler aus dem Studio, wollen ihn „abkühlen“ lassen.
Doch vor der internationalen Presse im Nebenraum legt der Teamchef noch mal nach, nennt neue Namen: „Paul Breitner und der Kaiser (Franz Beckenbauer/die Red.) überziehen doch auch. Da kommt Häme und Kritik. Die Art der Kritik von Günter Netzer stinkt mir schon lange. Die erzählen, wie toll sie früher waren. Das ist das Allerletzte.“
Sein Schlusswort: „Wenn ich mich jetzt nicht wehre, bin ich untragbar. Was sich Ribbeck und Vogts früher haben gefallen lassen, kann man mit mir nicht machen. Das ist mir die Sache nicht wert.“
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