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Alt 01-11-2004, 06:52   #14
niemandweiss
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Allgmein wird die Wirkung dieses Videos zwar verharmlost, was wohl von dem Gedanken eines möglichen "Fake" ablenken soll. Aber für eine kleine Mehrheit zugunsten Bush reicht es vielleicht ja. Das hört man zumindest in der VOLKSSTIMME und der WESTDEUTSCHEN ZEITUNG heraus.

Presserundschau Deutschlandfunk

Presseschau | Montag, 01. November 2004 07:05 Uhr


In den Kommentaren geht es um die jüngste Video-Botschaft von Osama Bin Laden und deren möglichen Einfluss auf die Präsidentschaftswahlen in den USA sowie - im Inland - um die Parteitage von PDS und NPD. "Bin Laden will Einfluss auf die nahenden Wahlen nehmen", heißt es in der Zeitung DIE WELT, "doch das wird ihm nicht gelingen. Zu absurd ist der Auftritt, geradezu wirklichkeitsfremd sein Versuch, sich als gleichwertiger Gegner Präsident Bushs und der USA darzustellen, der über Krieg und Frieden in der muslimischen Welt bestimmen kann. Auch wenn es seit dem 11. September immer wieder zu Anschlägen kam und mit weiteren Attacken gerechnet werden muss, ist schon seit langem klar: Bin Laden ist in der Defensive. Von den meisten Sicherheitsdiensten der Welt gejagt, kann sein Netzwerk zwar Unheil anrichten, die Geschicke der Staaten - von den USA bis Afghanistan - vermag es nicht zu bestimmen", schreibt die Zeitung DIE WELT.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist überzeugt: "Die Wirkung des Videos auf das amerikanische Wahlvolk dürfte gering sein - schon deshalb, weil die Aussagen Bin Ladens keinen der beiden Kandidaten begünstigen. Amerika ist nach diesem Auftritt so gespalten wie zuvor. Viele Wähler haben den Eindruck, diesmal werde über die innersten Werte Amerikas abgestimmt. Die Intellektuellen in den Städten halten Bush für einen gefährlichen Hinterwäldler, die Landbevölkerung fürchtet, dass Kerry das religiöse Fundament Amerikas aushöhlen werde. Aber auch die anderen Wähler, die zwischen diesen Extremen liegen, haben ihre Entscheidung schon lange getroffen. Rasse, Einkommen oder Weltanschauung sind für ihr Wahlverhalten ausschlaggebender als ein Video von Amerikas meist gehasstem Gegner", glaubt die F.A.Z.


Die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: "Pünktlich zur Schlussrunde der US-Wahl hat er sich wieder gemeldet. Osama bin Laden erinnert Amerika mit seiner neuen Videobotschaft daran, dass er auf freiem Fuß und handlungsfähig ist. Die Provokation ist gelungen, aber sie wird wohl ohne große Folgen bleiben. Denn in der Sache bringt das Video nichts Neues. Bush-Wähler dürften sich bestätigt sehen, dass der Kampf gegen den Terror unverändert weitergehen muss; für Kerry-Wähler ist das Video nur ein weiterer Beleg für das Scheitern der Regierung Bush", lautet das Fazit der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND.


Die in Magdeburg erscheinende VOLKSSTIMME dagegen hält Auswirkungen auf die Wahlen für durchaus denkbar: "Osama bin Laden hat sich mit neuen Drohungen zurückgemeldet. Das bietet den Kandidaten Bush und Kerry nochmals Gelegenheit, sich als entschlossene Anti-Terror-Kämpfer zu präsentieren. Dass aber genau dieses Thema in den Vordergrund rückt, könnte das Wahl-Pendel letztlich zu Gunsten des Amtsinhabers ausschlagen lassen. Denn erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gewann Bush als Präsident an Statur. Er versprach, den Terror bei der Wurzel zu packen. Kurz darauf waren die Taliban aus Kabul verjagt. Seither zeigt sich aber, wie langwierig der Krieg gegen den Terror ist. Was manchen US-Wähler dazu bewegen könnte, Bush dafür vier Jahre mehr Zeit zu geben", mutmaßt die VOLKSSTIMME.


"Osama Bin Ladens jüngste Videoboschaft ist ein kaum verhülltes Werbevideo für George W.
Bush",
konstatiert die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Düsseldorf. "Es richtet in den Endphase des Wahlkampfs den Blick der Amerikaner wieder dahin, wo Bush ihn immer gerichtet sehen wollte: auf den 11. September 2001. Denn nur in einem einzigen Punkt der politischen Agenda erhält der amtierende Präsident gegenüber seinem Herausforderer Kerry die deutlich besseren Noten: für seine Entschlossenheit im 'Krieg gegen den Terror'. Ob das Spiel mit der Angst aufgeht, ist ungewiss. Aber allein das diffuse Gefühl, der mild lächelnde Schreckensmann, der mit sanfter Stimme den Massenmord ankündigt und rechtfertigt, könnte am Ende die amerikanische Wahl entscheiden, ist bedrükkend und empörend", betont die WESTDEUTSCHE ZEITUNG.
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