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Alt 14-03-2015, 10:25   #1
Benjamin
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Grexit, Grexident

Griechenland und die Euro-Zone: Der fast unmögliche Rausschmiss
Von David Böcking und Nicolai Kwasniewski
Quelle: Spiegel Online, 05.01.2015
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soz...a-1011361.html

Im Folgenden eine ganze Reihe von Auszügen/Zitaten daraus. Warnung: Der gepostete Text wurde gegenüber dem Spiegelartikel gekürzt und etwas (im Sinne der leichteren Lesbarkeit) editiert vor dem Posten. Der vollständige Artikel ist nur über den Spiegel selbst erhältlich, z. B. über den o.g. Link, und wird interessierten Lesern ausdrücklich zum Lesen empfohlen:
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Auch ohne Schuldenrückzahlung lässt sich Griechenland kaum aus dem Währungsraum drängen.

(Benjamin: Pragmatische und rechtliche Interpretation: )
  • Nach SPIEGEL-Informationen sieht die Bundesregierung dieses Szenario ("Grexit") nicht mehr als Bedrohung für den Rest der Währungsunion. Um die Details würden sich notfalls "findige Juristen" kümmern, heißt es lapidar.
  • Die Mitgliedschaft in der Eurozone "ist unwiderruflich", betonte am Montag eine Sprecherin der EU-Kommission. Vorgesehen ist lediglich ein Austritt aus der gesamten Europäischen Union. Den kann aber auch Syriza-Chef Alexis Tsipras nicht wollen, denn die EU unterstützt Griechenland nicht nur über den Euro-Rettungsschirm, sondern beispielsweise auch mit Milliarden aus ihren Strukturfonds.
Aber in der Realität gibt es durchaus ein Szenario, wie Griechenland aus dem Euro fliegen könnte, ohne die EU zu verlassen: Indem die Europäische Zentralbank (EZB) oder der Euro-Rettungsfonds Griechenland nicht länger mit Geld versorgen.
  • Einen Automatismus für einen Stopp der Geldversorgung (gemeint: EZB) gibt es in ihren Vorschriften nicht - selbst wenn Griechenland die Zinszahlungen einfach einstellen sollte, wie es Tsipras angedroht hat.
  • Die EZB akzeptiert griechische Staatsanleihen dann als Sicherheit, solange sich Griechenland (im Gegenzug für Hilfen aus dem Rettungsfonds) weitreichenden Kontrollen (durch die sogenannte Troika aus EU, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF)) unterwirft.
  • In diesen Auflagen könnte denn auch der Hebel liegen, um Griechenland weiteres Geld zu verweigern. Denn ein Stopp der Zinszahlungen dürfte auch als Verstoß gegen das Rettungsprogramm gewertet werden. In diesem Fall könnte die EZB ihre Ansprüche an die Sicherheiten wieder erhöhen. Denn für alle Geschäftsbanken in der Eurozone gilt: Geld von der EZB gibt es nur, wenn die Finanzinstitute eine bestimmte Menge an Wertpapieren, zum Beispiel Staatsanleihen, als Pfand bei der EZB hinterlegen.
  • Viele griechische Banken könnten die neuen Auflagen nicht erfüllen, würden damit von der regulären Geldversorgung abgeschnitten und könnten ihrerseits keine frischen Kredite mehr vergeben.

Ein Ausweg bliebe auch in diesem Fall noch:
  • Über die griechische Nationalbank könnten die Finanzinstitute sogenannte Notfallkredite (Ela) beantragen, welche in der Krise beispielsweise auch die deutsche Hypo Real Estate in Anspruch genommen hatte. Allerdings sind diese teurer als reguläre EZB-Kredite und müssten gesondert von der EZB genehmigt werden.
  • Der griechische Staat könnte sich darüber hinaus mit kurzlaufenden Geldmarktpapieren finanzieren, sagte Finanzminister Gikas Hardouvelis kürzlich. Solche sogenannten T-Bills war Griechenland selbst zu Hochzeiten der Krise losgeworden, weil das Risiko wegen ihrer kurzen Laufzeit als begrenzt gilt. Doch angesichts eines drohenden Euro-Austritts könnte auch diese Geldquelle versiegen.

Fazit: Einen sauberen Automatismus, der von einem erneuten griechischen Zahlungsausfall zum Euro-Austritt des Landes führt, gibt es nicht. Eher einen langen, qualvollen Prozess, in dessen Verlauf die griechische Wirtschaft immer schwerer Zugriff auf frisches Kapital hätte.

Für Deutschland geht es um 65 Milliarden (Benjamin: Zahlen unten ergeben 69,5 Milliarden €)

Von insgesamt knapp 322 Milliarden Euro an griechischen Staatsschulden entfallen allein 65 Milliarden Euro auf Deutschland:
  • Mehr als 15 Milliarden Euro stammen dabei aus dem ersten Hilfspaket für Griechenland, der Anteil am zweiten beträgt rein rechnerisch rund 38,5 Milliarden Euro.
  • Müssten EZB und IWF ihre griechischen Staatsanleihen komplett abschreiben, so fielen für Deutschland weitere Verluste von gut acht Milliarden Euro an.
  • Dazu kommen noch die Forderungen privater deutscher Banken gegen griechische Gläubiger, die nach massiven Reduzierungen noch bei gut 23 Milliarden Euro liegen.

Am Ende könnte es deshalb auf einen weiteren Kompromiss hinauslaufen, bei dem die Kreditkonditionen für Griechenland erneut gelockert werden.
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Empfehlung von Benjamin betr. aktueller Artikel des Spiegel zur Finanzkrise in Griechenland: http://www.spiegel.de/thema/finanzkr..._griechenland/

Daraus insbesondere interessant: Griechenland-Krise: Schäuble schließt Grexit nicht mehr aus, http://www.spiegel.de/politik/auslan...a-1023290.html

Geändert von Benjamin (10-01-2017 um 10:53 Uhr)
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