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Alt 08-11-2005, 07:16   #7
Starlight
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Die Aktie, die sich noch mal traut

Metro will seine Tochter Praktiker an die Börse bringen – doch es wird nicht das erste Börsendebüt für die Baumarktkette sein. Praktiker hatte sich in den 90er Jahren schon einmal an der Börse versucht – allerdings mit mäßigem Erfolg.


Metro und Praktiker haben schon eine lange Geschichte hinter sich



Im September 1995 hatte die damalige Mutter, die Asko Deutsche Kaufhaus AG, rund 15 Prozent der Praktiker-Aktien an der Börse plaziert – die restlichen 75 Prozent verblieben bei Asko. Schnell wurde klar, dass hier kein neuer Shooting-Star auf dem Parkett geboren wurde: Die Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte litten unter chronischer Umsatzschwäche, verursacht durch die "allgemeine Kaufzurückhaltung" – ein Grund, der bis heute nicht besonders fremd in den Ohren klingt.

Im Mai 1996 fusionierte die Asko Deutsche Kaufhaus AG mit dem Branchenriesen Metro. Durch die Transaktion verschwand der traditionsreiche Name Asko nach 115-jähriger Geschichte vom Markt, gleichzeitig entstand durch den Zusammenschluss von Asko, der Kaufhof AG, Deutsche SB Kauf und Metro ein neuer Branchenriese mit einem Umsatz von 65 Milliarden Mark – und auch Praktiker fand einen Platz in der Metro-Welt.



Weg vom "billigen Jacob"
Doch auch unter dem neuen Dach blieben die alten Probleme. Ein frostiges Konsumklima und schwache flächenbereinigte Umsätze machten Praktiker zu schaffen. Eine neue Imagekampagne gekoppelt mit einem Modernisierungskonzept sollte Abhilfe schaffen. Besonders den Ruf des "billigen Jakob" wollte Praktiker endlich loswerden.

Die Bemühungen schlugen jedoch nicht wie erhofft an – die Konsumenten wollten partout nicht zu Hobby-Heimwerkern werden. Die mauen Geschäfte bekam auch die Praktiker Aktie zu spüren – vom Ausgabepreis von 24,03 Euro im September 1995 waren 1999 keine acht Euro mehr übrig und Analysten setzten den Titel regelmäßig auf ihre Verkaufslisten.

"Versprechungen nicht eingetroffen"
Im Oktober 1999 zog Metro schließlich die Notbremse und machte den freien Praktiker-Aktionären ein Abfindungsangebot. Metro zahlte 16,50 Euro je Aktie und damit fast doppelt so viel wie der Kursdurchschnitt der vorangegangenen zwölf Monate . Angesichts der schwachen Kursentwicklung seit dem Börsengang 1995 und ausfallender Dividenden in den kommenden Jahren wolle man den Anteilseignern die Möglichkeit bieten, ihr Praktiker-Engagement zu interessanten Konditionen zu beenden, hieß es zerknirscht.

Viele Versprechungen, die aus diesem Haus gekommen seien, seien nicht wie erhofft eingetroffen, räumte der damalige Aufsichtsratschef Zygmunt Mierdorf ein. Praktiker habe sowohl dem Großaktionär Metro als auch den Kleinaktionären bisher nicht "übermäßig viel Freude" bereitet.

Partnersuche
Als Konsequenz verordnete Metro seiner Tochter sogleich einen radikalen Umbau. Sollte die Rosskur nicht innerhalb von zwei, drei Jahren anschlagen, wollte sich Metro von Praktiker trennen. Anfang 2000 schien dann ein aussichtsreicher Bewerber vor der Tür zu stehen – in der Branche kochten die Gerüchte hoch, dass der britische Einzelhändler Kingfisher an Praktiker interessiert sein könnte. Andere wiederum wollten wissen, dass Kingfisher eher mit der Konkurrentin Obi liebäugelt.

Zuletzt machten jedoch weder "Paul Praktiker" noch der possierliche Obi-Biber das Rennen – Kingfisher entschied sich für Hornbach.

Stylen für den Verkauf
Nachdem dieser Bewerber nun abgesprungen war, machte sich Metro daran, die Tochter für den weiterhin gewünschten Verkauf zu verschönern. Die Zahl der Artikel wurde von 300.000 auf 72.000 zusammengestrichen, insgesamt wurden 2.200 Mitarbeiter entlasten. Die Kostensenkungen von 57 Millionen Euro kamen den Kunden zugute – Praktiker senkte massiv die Preise.

Die Radikalkur zeigte Wirkung: Der Umsatz zog in den ersten Monaten 2005 um 2,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro an, der Betriebsgewinn kletterte um 41 Prozent auf 82 Millionen Euro. Derart aufgehübscht soll Praktiker nun an die Börse gebracht werden – diesmal mit der Mehrheit der Metro-Anteile. Die bisher parallel laufenden Verhandlungen für einen Verkauf an den britischen Investor Permira "würden zunächst nicht weiter verfolgt", erklärte Metro.

Der Handelsriese Metro will die Anteilsscheine seiner Tochter Praktiker für 16 bis 19 Euro an die Börse bringen. Die Mutter hat die Baumarktkette radikal in Form gebracht – aber auch allein durch den Spin Off könnte Praktiker einen Schub bekommen.


Die Aktien können ab sofort bis voraussichtlich 17. November gezeichnet werden. Mit dem Verkauf der Baumarktkette will die Metro 424 bis 504 Millionen Euro einnehmen Insgesamt gibt der Mutterkonzern 34,5 Millionen nennwertlose Inhaberaktien heraus. Davon stammen bis zu acht Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Bis zu 22 Millionen Anteilsscheine kommen auf dem Bestand der Metro. Stößt die Emisson auf große Nachfrage, will die Metro bis zu 4,5 Millionen weitere Aktien ausgeben.




Die Metro wird nach dem Börsengang mit rund 40,5 Prozent weiterhin größter Aktionär sein. Bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option wird der Streubesitz bei rund 59,5 Prozent liegen. Die Baumarktkette hofft auf eine Aufnahme in den Nebenwerte-Index MDax.

Die Aktienemission begleiten JP Morgan, ABN Amro und Deutsche Bank federführend. Die Aktie startet ihr Börsenleben voraussichtlich am 18. November unter dem Börsenkürzel PRA im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse.





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Geändert von Starlight (08-11-2005 um 07:20 Uhr)
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