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Alt 22-09-2004, 20:34   #8
Starlight
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Die Wall Street akzeptiert ihren Abwärtstrend

Am Mittwoch ist Bewegung im Markt. Nach einer ganzen Reihe von Handelstagen, an denen sich die Börsen nur im Zehntelprozentbereich bewegen wollten, kracht der Dow zur Mittagsstunde um satte 120 Punkte nach unten – und die Zeichen stehen nicht auf eine baldige Trendwende.

Im Gegenteil: Die minimalen Kursgewinne der letzten Tage hatte die Wall Street wohl einem gewissen Fed-Optimismus zu verdanken. Anleger hatten sich seit geraumer Zeit darauf gefreut, dass Greenspan & Co. wohl irgend etwas Positives über die neuesten Konjunkturtrends sagen würden. Das ist dann auch geschehen, war aber eingepreist.

Jetzt, einen Tag nach der Notenbanksitzung, geht es an die Grundlagenforschung. Dass Alan Greenspan die US-Konjunktur wieder in einer kräftigeren Position sieht als zuletzt vor wenigen Wochen, ist nicht leicht nachzuvollziehen. Seine positive Bewertung des Arbeitsmarktes ist in den letzten Monaten nicht belegt worden, und auch für den September ist kein Job-Boom zu erwarten.

Dass die Arbeitslosenquote in den vergangenen zwölf Monaten drastisch gesunken ist, stimmt zwar. Doch wurden kaum Stellen geschaffen, dafür viele Amerikaner ohne Job aus der Statistik gedrängt. Manche Experten hielten und halten sich an der Annahme fest, dass der Arbeitsmarkt die Börse nicht belastet, solange die Mehrheit der Verbraucher an die Statistik glaubt – doch diese Annahme ist falsch. Der Durchschnittsamerikaner versteht vielleicht die Statistik nicht, allein, er sieht, dass mehr und mehr seiner Nachbarn tagsüber zuhause sitzen, anstatt zu arbeiten.

Dass der Verbraucher zurzeit geschwächt ist, zeigen zahlreiche Konjunktur- und Unternehmensdaten. Die Fed kann sich optimistisch geben wie sie will, dass nach den Automobilherstellern und den Einzelhändlern mittlerweile auch die Konsumriesen schwache Zahlen vorlegen, spricht eine andere Sprache.

Für die nächsten sechs bis acht Wochen dürfte die Wall Street – darauf deutet auch ein Blick auf den Jahres-Chart – in einen Abwärtstrend fallen, der bis auf 9600 Punkte reichen könnte. Dann wiederum stehen die Präsidentschaftswahlen an, und die Börse hat über neue Probleme zu grübeln.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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