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Alt 02-01-2013, 18:30   #4
TankerOne
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Thumbs up MPC Capital kämpfte in den vergangenen Wochen um seine Existenz - und hat nun wohl ge

MPC Capital kämpfte in den vergangenen Wochen um seine Existenz - und hat nun wohl gewonnen. Im Rahmen einer umfassenden Restrukturierung wird das fatale 800-Millionen-Euro-Problem gelöst - und ein millionenschweres HCI-Aktien-Risiko gleich mit beseitigt.

Hamburg - Für die MPC Capital AG war die Lage offenbar existenzbedrohend, doch nun ist das Problem wohl gelöst: Das Unternehmen hat mit seinen Geschäfts- und Finanzierungspartnern ein Lösungspaket erarbeitet, durch das MPC von Verbindlichkeiten und vor allem so genannten Eventualverbindlichkeiten in Höhe von insgesamt mehr als 800 Millionen Euro entlastet wird. Der größte Teil der Summe drohte im Herbst dieses Jahres fällig zu werden - das hätte möglicherweise das Ende der MPC Capital AG bedeutet.

Doch dazu wird es nun wohl nicht kommen. In einem Verhandlungsmarathon über mehrere Wochen gelang die Lösung. Nach Informationen von manager magazin online saßen dabei neben Reedern, Werften und anderen Geschäftspartnern allein zehn Schiffsbanken mit am Tisch, darunter die Branchengrößen HSH Nordbank sowie die Commerzbank-Tochter Deutsche Schiffsbank.

Gemeinsam beschlossen die Verhandlungspartner eine umfassende Restrukturierung für das Unternehmen, teilte MPC zum Jahresende ad hoc mit. Der wohl wichtigste Bestandteil: MPC wird von Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 790 Millionen Euro enthaftet.

Diese möglichen Verpflichtungen befanden sich in den Büchern des Emissionshauses, weil MPC vor Jahren in diesem Umfang Bürgschaften und Garantien für bestellte Schiffe abgegeben hatte. Im kommenden September hätte MPC diese Verpflichtungen nach letztem Stand einlösen müssen. Wie das Unternehmen die gewaltige Summe aufbringen sollte, war jedoch fraglich. Eine Platzierung per Schiffsfonds am Kapitalmarkt etwa erschien im aktuellen Umfeld und angesichts der zuletzt schwachen Geschäftsergebnisse von MPC nahezu ausgeschlossen.

Kein Risiko mehr mit HCI-Aktien

Nun entließen die Banken, Werften, Reeder und weiteren Beteiligten das Emissionshaus aus der Pflicht. Die nach Angaben von MPC mehr als 50 Schiffbauprojekte, auf die sich die beinahe 800 Millionen Euro erstrecken, werden zwar vermutlich weiterverfolgt - aber ohne Beteiligung des einstigen Marktführers in der Emission geschlossener Schiffsfonds.

Darüber hinaus erreichte MPC, dass die Banken dem Fondshaus dauerhaft Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 70 Millionen Euro erlassen. In dem Zusammenhang wurde MPC auch von einem Aktienbewertungsrisiko befreit, das seit einiger Zeit über dem Unternehmen schwebte: MPC besitzt rund 9,4 Millionen Aktien und damit etwa 25,6 Prozent des Konkurrenten HCI Capital .

Diese Papiere stehen bislang mit einem Wert von knapp 2,60 Euro in den Büchern von MPC. An der Börse werden die HCI-Aktien zurzeit aber lediglich zu rund 30 Cent gehandelt. Eine Anpassung des Buchwertes an den tatsächlichen Kurs der Papiere hätte für MPC also einen Verlust von mehr als 20 Millionen Euro mit sich gebracht. Dieser ist nach der jüngsten Einigung nun ausgeschlossen.

Stattdessen können sich die Aktionäre nach Angaben von MPC für das abgelaufene Geschäftsjahr aufgrund der Restrukturierung sogar über einen Gewinn freuen. Grund dafür sind die außerordentlichen Erträge, die durch den Wegfall der Verbindlichkeiten entstehen, erläutert das Emissionshaus

MPC-Aktie springt in die Höhe

Noch ist zwar nicht alles in trockenen Tüchern. Denn Teil des Gesamtkonzepts sind nach Angaben von MPC auch Kapitalmaßnahmen, die zunächst auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Februar beschlossen werden müssen.

Praktisch scheint jedoch kaum noch etwas schiefgehen zu können. Geplant ist vor allem eine Kapitalerhöhung um 17 Millionen Euro. 14 Millionen Euro davon werden nach Angaben des Unternehmens die beiden Hauptaktionäre beisteuern.

Zum Hintergrund: Größter Gesellschafter der MPC Capital AG ist mit knapp 31 Prozent der US-Investor Corsair. Weitere 25,25 Prozent der Anteile befinden sich über die MPC Holding im Besitz der Hamburger Gründerfamilie Schroeder, zu der unter anderem MPC-Capital-Vorstandschef Axel Schroeder gehört. Nach Angaben der MPC Capital AG haben sich beide Großaktionäre gegenüber den Banken bereits verpflichtet, an der Kapitalerhöhung im Volumen von insgesamt 14 Millionen Euro teilzunehmen.

Dass die Kapitalmaßnahmen beschlossen werden, dürfte angesichts der Besitzverhältnisse ebenfalls sicher sein: Neben Corsair und der MPC Holding fungiert die Bank Unicredit mit 7,2 Prozent als weiterer Großaktionär. Lediglich 35 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.

Die Anleger jedenfalls begrüßten am ersten Handelstag des neuen Jahres die Meldung von der Restrukturierung. Die MPC-Aktie machte am 2. Januar einen kräftigen Sprung nach oben. Das Papier befindet sich allerdings in keinem Index und bewegt sich zudem bei zuletzt 1,20 Euro auf sehr niedrigem Niveau. Schon geringfügige Handelsaktivitäten können bei solchen Aktien häufig starke Kursschwankungen auslösen - nach oben wie nach unten.
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