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Alt 27-01-2003, 11:54   #62
arpad
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Für die 04. Kalenderwoche 2003

Sehr geehrte Damen und Herren,
der tragische Tod von Giovanni Agnelli ändert nichts an der Situation bei Fiat. Der ungekrönte Monarch der italienischen Industrie starb mit 81 Jahren nach einem langwierigen Krebsleiden. Aufgrund des hohen Einflusses des "Advokaten" war die Börse heute morgen stark verunsichert. Die Spreads der Fiat Anleihen liefen zum Handelsbeginn auseinander, doch die Nervosität beruhigte sich in den ersten Stunden wieder und Fiat wurde dann mit positiven Vorzeichen gesehen.

Der jüngste Stillstand bei den Verhandlungen um Fiats neue Führung könnte nun beendet werden. Noch ist nicht eindeutig klar, welche Seite letztlich die Führung übernehmen wird - die Konservativen oder die Modernisierer. Nur wenn letztere das Rennen machen, wird die Rallye bei den Fiat Anleihen weiterlaufen. Wenig hilfreich war indes die jüngste Entscheidung von Standard & Poor's:

Standard & Poor's verschob die Neueinschätzung von Fiat. Die Ratingagentur wollte sich ursprünglich noch in diesem Monat äußern, ob das Rating auf "Junk", wie bei Moody's, verkürzt wird. Nun avisierte S&P eine Entscheidung "innerhalb der nächsten Monate". Eine zeitige Entscheidung wäre allerdings hilfreich, um die Unsicherheiten in diesem Punkte aus dem Markt zu nehmen. Grundsätzlich bleibe ich bei Fiat engagiert, werde aber umgehend verkaufen, wenn das positive Momentum der letzten Tage einbrechen sollte. Als grobe Daumenregel gilt: Wenn die Anleihen unter das Niveau von 96% (WKN 296580 / ISIN XS0095927504) bzw. 86% (WKN 452075 / ISIN XS0107525403) fallen, stellen Sie die Position sicherheitshalber glatt und nehmen die ordentlichen Gewinne mit.

Rechnen Sie in der Telekombranche bitte mit einem Stimmungsumschwung. Die negativen Nachrichten prasseln momentan regelrecht auf die Branche ein. In der vergangenen Woche hatten wie die Herabstufung der Deutschen Telekom um zwei Stufen gesehen. In dieser Woche nun die Herabstufung von Cable & Wireless um vier Stufen von "BBB+" auf "BB" durch S&P. Dem ging allerdings schon eine Herabstufung durch Moody's von "Baa2" auf "Ba1" am 6. Dezember 2002 voraus. Und nun das:

AT&T kündigt ein weiteres Jahr mit fallenden Umsätzen an. Da dies das vierte Jahr in Folge mit einer Umsatzkontraktion wäre, fielen die Aktien des Konzerns in Reaktion auf diesen schlechten Ausblick um mehr als 19%. Der stärkste Einbruch seit dem Crash im Jahr 1987.

Doch die Bonds verbesserten sich deutlich! AT&T hat dem Markt angeboten, bis zum 30. Januar 2003 Anleihen im Wert von 4,3 Mrd. Dollar zurückzukaufen. Das bezog sich speziell auf die 6,375% Anleihen mit Fälligkeit zum 15. März 2004 (WKN 252145 / ISIN US001957BE87) und die 6,5% Anleihen mit Fälligkeit zum 15. März 2013 (WKN 229071 / ISIN US001957BJ74). Die positive Wirkung zog aber ihre Kreise und ließ nahezu alle anderen AT&T Anleihen anziehen. Nichtsdestotrotz hat sich mit dem neuen Ausblick mittel- bis langfristig das Chancen- / Risikoverhältnis bei AT&T deutlich eingetrübt.

Ich empfehle Ihnen daher, die Branche Stück für Stück unterzugewichten. Da sich die Telekomanleihen noch in einer Aufwärtsbewegung befinden, ist keine Eile notwendig. Die Vorzeichen für die Zukunft haben sich jedoch in den letzten Wochen geändert, so daß das Ende dieser Rallye bereits determiniert ist. Ich beginne daher, mich von Titeln mit langen Laufzeiten zu trennen, solange ich kann und nicht muß. Beginnen werde ich mit drei Anleihen:

Ich verkaufe die Deutsche Telekom Anleihe (Fälligkeit: 2032) mit einer Performance von 27,36% bzw. einer theoretischen Jahresrendite von 42,09%.

Ich verkaufe die France Telecom Anleihe (Fälligkeit: 2031) mit einer Performance von 21,98% bzw. einer theoretischen Jahresrendite von 16,39%.

Ich verkaufe die KPN Anleihe (Fälligkeit 2030) mit einer Performance von 52,15% bzw. einer theoretischen Jahresrendite von 29,85%.

Den Gewinneinbruch bei General Electric hat der Markt gut verdaut, weil er erwartet wurde. Die Schlagzeilen sahen zuerst schrecklich aus - der Gewinn brach im 4. Quartal um 21% ein - doch die Nervosität in der Fachpresse klang schnell ab, nachdem klar wurde, daß der Gewinn aufgrund von angekündigten Rückstellungen für die Versicherungssparte gefallen war. Insgesamt 1,4 Mrd. Dollar stellte Chief Executive Jeff Immelt zurück, um die Reserven von Employers Reinsurance zu stärken. Unterm Strich gesehen legte GE ein gutes Quartal und ein ausgezeichnetes Geschäftsjahr vor. Ich bleibe bei GE engagiert.


Quelle:FM Research
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arpad
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