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Alt 17-02-2003, 17:02   #72
arpad
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Für die 07. Kalenderwoche 2003

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Herabstufungen in Südamerika gehen zügig weiter. Bereits am Dienstag kürzte Standard & Poor's das Rating von Uruguay von "B-" auf "CCC". Die zweite Herabstufung seit November. Damit ist das Risiko eines Ausfalls der insgesamt 11,4 Mrd. Dollar Schulden des Landes sehr wahrscheinlich geworden. Paraguay ist in dieser Hinsicht Uruguay einen Schritt voraus. Gestern Abend stufte S&P die Bonität der langfristigen Auslandschulden auf "Selectiv Default" (Teilausfall) herab. Die Ratingagentur stufte das Land damit um sechs (!) Stufen von "B-" auf "SD" herab. Paraguay ist vor allem bei den multinationalen Institutionen und weniger am privaten Kapitalmarkt verschuldet.

Brasilien und Argentinien bleiben von der Entwicklung nicht unberührt. Selbstverständlich sind die anhaltenden Herabstufungen der Ratingagenturen wenig förderlich für die Anleihenkurse, wobei sich jedoch auch hier wieder einmal die Spreu vom Weizen trennt. Die brasilianischen Anleihen konnten sich in dieser Woche erstaunlich stabil halten, während der Optimismus bezüglich argentinischer Anleihen einen deutlichen Dämpfer bekam. Die Ankündigung von Telecom Argentina, für einen Teil der ausgefallenen Anleihen im Wert von 3,18 Mrd. Dollar einen Abschlag von 50% auf den Nennwert in bar zu zahlen, stieß ebenfalls auf wenig Gegenliebe am Kapitalmarkt. Telecom Argentina ist der größte private argentinische Schuldner, der den Schuldendienst eingestellt hat.

Die Situation in Brasilien bleibt weiterhin fragil. Wie gestern bekannt wurde, sprang die jährliche Inflationsrate im Januar von 12,5% auf 14,5% aufgrund steigender Energie- und Transportkosten. Das ist die höchste Inflationsrate seit August 1996 und liegt weit über der Zielmarke der Notenbank, die für 2003 von einer Rate von 8,5% ausgeht. Damit ist der Druck auf die Notenbank erneut gestiegen. Eine weitere Zinserhöhung steht nahezu unvermeidlich im Raum. Manche Investoren erwarten noch vor Monatsende eine Erhöhung des Leitzinses. Auf der anderen Seite:

Die Kommentare des IWF wirkten stabilisierend. Der Sprecher des Internationalen Währungsfonds, Thomas Dawson, schürte in diesen Tagen die Hoffnung, daß sich Brasilien für eine weitere Kredittranche qualifiziert hat. Insgesamt 4,2 Mrd. Dollar könnte der IWF dem Land dann im März überweisen. Im vergangenen Jahr hatte Brasilien 6 Mrd. Dollar der 30 Mrd. Dollar Kreditlinie in Anspruch nehmen können. Da die positiven Faktoren am Anleihenmarkt weiterhin höher gewichtet werden, bestätige ich meine "Strohfeuer-Spekulation" in Brasilien und bleibe engagiert.

Noch einige Worte zu den jüngsten Unternehmensberichten, die nicht meinen Erwartungen entsprachen:

Die Aktien von Tower Automotive entwickeln sich schlechter als erwartet. Großkunden wie Ford Motor und DaimlerChrysler üben erheblichen Druck auf den Zulieferer der Autoindustrie aus, der wiederum darum kämpft, die Kosten zu senken, um noch attraktivere Preise anbieten zu können. Der Kapitalmarkt hat diese Sorge vorweggenommen und die Aktien wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Im Gegensatz zu den Aktien erreichte die Wandelanleihe auf Tower Automotive bis dato eine Performance von 3,6% bzw. eine theoretische Jahresrendite von 9,74%. Das ist zwar bescheiden, aber immerhin kein Verlust. Die implizierte Schutzfunktion der Wandelanleihe hat also gegriffen. Nichtsdestotrotz geht die Entwicklung bei Tower in die falsche Richtung, weswegen ich mich von der Anleihe trennen werde, wenn der Ausblick des Managements schlecht ausfällt. Tower wird voraussichtlich heute das Ergebnis des 4. Quartals vorlegen und über die Aussichten für 2003 berichten.

Auch Lamar Advertising blieb unter den Erwartungen. Zum einen erreichte Lamar mit einem Umsatz von 194,70 Mio. Dollar (+9,1%), einem Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) von 81,2 Mio. Dollar und einem Verlust nach Steuern von -13,87 Mio. Dollar nicht die Erwartungen der Wall Street und zum anderen blieb auch der Ausblick (Umsatz: 183 Mio. Dollar; EBITDA: 69 Mio. Dollar) unter den Prognosen. Trotz der kurzfristigen Verschlechterung der Perspektiven bleibe ich aber in der Wandelanleihe engagiert, da der US-Werbemarkt vor einer Wende steht und die Aktien von Lamar mittelfristig unterbewertet sind.


quelle:FM Research
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arpad
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