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Alt 03-06-2005, 15:12   #43
Tester32
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Stefano,

die Rationierung ist m.E. der einzige Ausweg aus der Kriese des Gesundheitssystems. Es ist so aufgebaut, daß bisher jeder die Möglichkeit bekommen hat, die neuesten und teuersten Therapien in Anspruch zu nehmen. Weil die Kosten der neuen Therapien aber in den 90ern explodierten (und daher seit Ende der 90er der Kurs von meisten großen Pharma-Firmen, von ein paar Nischen-Firmen vielleicht abgesehen nur noch abwärts geht), immer mehr ältere Menschen mehr Leistungen in Anspruch nehmen und immer weniger Jüngere einzahlen (z.B. wiel arbeitslos oder zu wenig junge Leute), ist es nicht mehr möglich, die Ausgaben für das Gesundheitssystem weiter uneingeschränkt zu erhöhen. Wir haben jetzt bereits eine Flucht der produzierenden Betriebe in Länder mit geringeren Arbeitsnebenkosten (incl. Gesundheitskosten), das kann nicht unendlich weiter gehen.

Fazit: die Kosten müssen gedeckelt werden! Die Idee der CxU mit der Pauschale läuft auf das Gleiche hinaus, weil sie die Beitragszahlungen von Arbeit abkoppelt und vor allem festlegt, so daß sie nicht mehr so einfach steigen können wie bisher. Ich denke, daß die Ausgaben im Gesundheitssystem sich zukünftig viel stärker daran orientieren werden, wieviel Geld dafür vorhanden ist, statt daran, was alles prinzipiell möglich wäre. Für uns als Patienten ist es natürlich unschön, aber ich sehe keinen anderen Weg: mehr ausgeben, als eingenommen werden kann funktioniert auf die Dauer nicht. Dabei wird die Medizinindustrie natürlich auch weiter Produkte für diejenige anbieten, die bereit sind, etwas mehr für ihre Gesundheit auszugeben, und dieses Geld woanders einzusparen. Die Rationierung ist auch jetzt bereits seit langem Realität: es gibt in München Ärzte, die nur zu einem mehrfachen Satz ihre Patienten behandeln, die Differenz zum einfachen Satz muß der Patienet selbst tragen, denn selbst private Krankenkassen haben da Grenzen. Eine Luxusmedizin für alle gab es bei uns m.E. noch nie. Und jetzt wird es auch die Spitzenmedizin nicht mehr für alle geben.

Mir persönlich ist es Recht, wenn nicht jeder HarzIV-Empfänger sich von meinen Steuergeldern teure metallkeramischen Implantate machen lassen kann, wo ich selbst mit einer günstigen Plastik/Edelstahl-Brücke wunderbar auskomme. Den Unterschied zwischen dem wirklich Notwendigen und Machbaren sollen die Patienten selber tragen! Die Meinungen darüber, was wirklich notwendig ist, werden natürlich stark auseinandergehen, aber das ist OK so, daß liegt an der Natur jeder Umverteilungsdiskussion! Und die Bilder von krebskranken Kindern gehören natürlich auch dazu, da sie sich super verkaufen lassen! Die Gegenseite könnte natürlich Bilder von Millionen Mitbürgern verkaufen, die lieber einen teuren Pillencoctail schlucken statt das Rauchen aufzugeben und abzuspecken. Sager wir es so: über die Höhe der Leistungen läßt es sich prächtig streiten, aber eine Deckelung muß sein!

Geändert von Tester32 (03-06-2005 um 15:32 Uhr)
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