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Alt 22-07-2003, 22:13   #6
etz251
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Ein Brief eines Beitragszahlers an die Hauptakteure der reform, der meine Meinung gut wiedergibt. der Autor bittet ausdrücklich um Weiterverbreitung.
Zitat:
Sehr geehrte Frau Schmidt,
Sehr geehrter Herr Seehofer,

herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Gesundheitsreform. Dieses Jahrhundert-Werk der deutschen Sozialgeschichte wird mit Sicherheit als eine der grossen Reformen in die Geschichtsbücher eingehen - Die Gesundheitsreform, die von der Pharma-Industrie und den Kassenärztlichen Vereinigungen gesponsort wurde. Wenn sich diese beiden Interessengruppen an einen Tisch gesetzt hätten, dann wäre dabei auch keine unsozialere Reform bei herausgekommen.

Ihre versprochenen 13% durchschnittlicher Beitrag hören sich ja recht gut an, aber wenn Sie sich mal in der Landschaft der ordentlich wirtschaftenden Betriebskrankenkassen umschauen, werden Sie erkennen, dass es dort Unternehmen gibt, die diese 13% auch jetzt schon bieten können. Aber schaut man mal genau hin, erkennt man doch schnell, dass es im Endeffekt auf Erhöhung der Beiträge hinausläuft. Wie anders soll ich denn die geplante Pflichtversicherung für den Zahnersatz und das Krankengeld verstehen. Da habe ich die Wahl zwischen einer zusätzlichen Versicherung bei einer gesetzlichen Krankenversicherung von denen nur Wenige bisher bewiesen haben, dass sie ordentlich wirtschaften können und dann verschwinden trotzdem noch riesige Summen im Risikostrukturausgleich. Oder ich gehe zu einem der vielen grossen privaten Versicherer, die nur darauf warten das ihnen Heerscharen kleiner Beitragszahler neues Geld in die leeren Kassen spülen. Das war es dann mit den 13% - 6.5% für den Arbeitgeber und 10% für den Arbeitnehmer.

Wo sind sie denn, die Positivlisten, die Negativlisten, die Direktverträge zwischen Ärzten und Kasse, wo ist die transparente Abrechnung, wo ist der echte Wettbewerb zwischen den Kassen, der Wettbewerb zwischen den Pharmaunternehmen, und zwischen den Apotheken, wo ist der Direktvertrieb von Arzneimitteln? Wo ist denn da die echte Veränderung in der Struktur unseres Gesundheitswesens? Wo bleiben die Beiträge der Beamten? Warum zahlt der Staat und der Rest der öffentlichen Hand, als grösster Arbeitergeber in Deutschland, für einen grossen Teil seiner Beschäftigten keine Beiträge in die Kassen ein?

Natürlich sehe ich ein, dass man der Pharmaindustrie nicht auch noch ihre spärlichen Gewinnspannen beschneiden darf. In diesen Unternehmen wird inzwischen so wenig verdient, dass das Forschungsbudget dieser Unternehmen unter dem Werbebudget liegt. Das Gleiche gilt auch für die nicht zu beneidenden Kassenärztlichen Vereinigungen. In völliger Uneigennützigkeit kümmern sich diese Interessenvertreter der deutschen Ärzteschaft darum, dass die Gelder der Kassenpatienten gerecht auf die behandelden Ärzte verteilt wird. Und ganz nebenbei sorgen sich diese Herrschaften auch darum, dass keinerlei sensible Patiendaten über Behandlungen und Krankheitsgeschichten an andere Ärzte oder gar an die Kassen weitergegeben werden. Für diese Dienstleistung sollen Sie natürlich auch nicht zu knapp kommen.

Ein guter Ansatz ist das Praxisgeld, aber nicht nur 10¤ pro Quartal, sondern 10¤ pro Besuch! Das bringt die Dauerbesucher bei den Ärzten zum Nachdenken. Und auch die Herausnahme der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente aus den Leistungen ist auch vollkommen in Ordnung.

Seien Sie doch mal ehrlich und geben Sie endlich zu, dass das System im Prinzip pleite ist. Wenn das deutsche Gesundheitswesen ein Mittelständischer Betrieb wäre, und Sie die Geschäftsführerin, dann wäre das Unternehmen pleite, und Sie würden wegen Konkursverschleppung vor Gericht stehen, Frau Schmidt, das Gleiche gilt für Sie Herr Seehofer! Wiedermal werden nur die Beitragszahler abgezogen. Ihnen Beiden gehört das "Sozial" aus dem Parteinamen gestrichen.

Mit freundlichen Grüssen
Ein Beitragszahler

ursula.schmidt@bundestag.de
horst.seehofer@bundestag.de
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....Prost!
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