Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 18-12-2005, 12:23   #5
Tester32
TBB Family
 
Benutzerbild von Tester32
 
Registriert seit: Jan 2004
Beiträge: 2.210
@tina:

die konträre Strategie habe ich auch bereits ausprobiert und sie ist nicht zwingend Erfolgreich. Manchmal hat der Markt eben doch Recht und konträres Verhalten dabei wäre dumm. Manchmal hat man zwar Recht, aber nicht den Nerv, bis zum Ende drin zu bleiben. Oder man wird durch andere Faktoren (Währungsschwankungen, Steuerrechtänderungen) früher rausgedrückt, wo man die Früchte noch nicht richtig ernten kann oder gar einen Verlust realisiert.

Um zumindest das Risiko zu minimieren, aus psychologischen Gründen zum falschen Zeitpunkt aus einem Investment "rausgedrrückt" zu werden, sollte man tatsächlich sich mehr Fundamentalinfos holen, wie es Goldfisch bereits erwähnte. Allerdings hatte die Stürze auf die Fundamentalinfos in den letzten 5 Jahren auch einen heftigen Nachteil: die Globalisierung hatte es unmöglich gemacht, dieMarktsituation eines Unternehmens mittelfristig einzuschätzen. Deswegen macht das m.E. Sinn nur bei global tätigen Unternehmen. Mittlerweile nimmt das Globalisierungsrisiko aber wieder ab, weil die Internationalisierung der Konkurrenz bereits fast abgeschlossen ist.

Um die Risiken der Fehleinschätzungen der Branchenentwicklung auszuschließen setze ich nur noch auf globale Trends. Und um die Risiken der Marktschwankungen durch Manipulationen auszuschließen setze ich auf Plain-Vanilla-Anleihen. Egal wie der Kurs schwankt, am Zahltag muß das Geld bei diesen Papieren da sein, solange der Emittent nicht pleite ist. Bringt zwar nicht viel, aber so um die 6+% p.a. reichen mir langfristig. Beispiele: mit Brasilien-Anleihen kann man gut am Arbeitsplatz-Export aus den Industrieländern verdienen und man weiß auf Jahre und Jahrzehnte genau, an welchem Tag welche Zahlung auf Dein Konto kommt. Mit Venezuela-Anleihen kann man auf steigende Ölpreise noch besser als mit Ölfirmen-Aktien spekulieren, denn der venezulanische Präsident hat eben gerade die Gewinne der Ölmultis zu Gunsten der venezulanischen Staatskasse beschnitten. Einen unterlatsamen Entertainer bekommt man in seiner Person umsonst zum Investment!

Oder wenn Du doch auf Firmen scharf bist: kannst Du die Aktienkursentwicklung von Escada bis 2012 vorhersagen? Ich auch nicht, aber ich kann Dir sagen, daß Du im Fall der Nicht-Pleite des Unternehmens für eine A0EJ83 gestern in Stuttgart 1062,50 EUR zuzügl. der aufgelaufenen Zinsen von 15,80 EUR und Transaktionsgebühren gezahlt hättest. Und daß Du folgende Zahlungen (i.d.R. transaktionskostenfrei!) in folgenden Jahren darauf bekommst:
01.04.06 37,5€
07.04.06 37,5€
01.04.07 37,5€
07.04.07 37,5€
01.04.08 37,5€
07.04.08 37,5€
01.04.09 37,5€
07.04.09 37,5€
01.04.10 37,5€
07.04.10 37,5€
01.04.11 37,5€
07.04.11 37,5€
01.04.12 37,5€ + 1000€ (Zins+Rückzahlung).

Aus 1078,3 werden in diesen 6,5 Jahren 1487,5€. Soll einer Endlaufrendite von ca. 6,41% p.a. entsprechen. Diese Vorhersehbarkeit des Cash-Flows fasziniert mich, deswegen bin ich auch ein Anleihe-Fan.

Einige Anleihen-Anleger stören sich aber nicht an den Kursschwankungen, sondern nehmen da noch eine Zusatzrendite mit. Denn fällt die Anleihe ohne nennenswerte fundamentale Gründe, dann steigt die Rendite. Man kann kurzfristig verkaufen und etwas günstiger wieder einkaufen, zu einer höheren Rendite versteht sich. Indikatoren greifen für den Anleihe-Handel i.d.R. nicht, aber ein alter Hase sagt, daß wenn die Kurse 3 Tage hintereinander fallen, und um über 5%, es noch weiter zurückgehen wird und man vorläufug das Depot leeren kann. Im April 04 habe ich so den Kräsch erkannt und ganz nett die Hedgies abgezockt: während sie wegen der Angst vor steigenden Zinsen (sie haben mit geliehenem Geld spekuliert) alle schnell raus mußten und bei der Flaschenhalsbildung die Kurse von einigen Anleihen hübsch absackten, habe ich diese dankbar in mein Depot aufgenommen. Heute bietet der Markt zwar fast 30% mehr für diese Papiere, aber mir ist das egal, denn wenn ich bis 2010 halte, bekomme ich für die gezahlten ca. 9.450€ jährlich 1.100€ an Zinsen und in 2010 10.000€ zurück.

Geändert von Tester32 (18-12-2005 um 12:32 Uhr)
Tester32 ist offline   Mit Zitat antworten