Thema: Silber
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Alt 19-07-2008, 22:35   #248
Franki.49
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Wer waren nun die Hunts, die damals das Silber so manipulierten. Über die Hunts habe auch ich heut abend erst gelesen, nachdem ich mir meine Frage an Euch selbst scheinbar beantwortet habe.

Doch nun der Text:

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Die "Hunt" Spekulation

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Chronologie der Ereignisse um die Silberinvestitionen der Gebrüder Hunt
Noch heute ranken sich zahlreiche Legenden und Erzählungen rund um die Geschehnisse im Zusammenhang mit den Silberinvestitionen der Gebrüder Hunt. silberinfo möchte durch diese Chronologie dazu beitragen, diese Unklarheiten und Halbwahrheiten auszuräumen.
Zu Beginn ihrer Silberkäufe anfangs der 70er-Jahre war die Familie Hunt wahrscheinlich die reichste Familie der USA. Ihr Reichtum basierte vor allem auf dem Erdöl. Der Vater H.L. Hunt, eine schillernde Südstaaten-Persönlichkeit, bohrte unter anderem mit Pokergewinnen anfangs der 20er-Jahre in El Dorado, Arkansas nach Öl. Gleich mit seiner ersten Ölquelle war er erfolgreich. Später kam er dank dem Tipp eines Freundes dazu, sich im Osten Texas zu engagieren, wo er schliesslich ein führender, unabhängiger Produzent auf dem grössten Ölfeld, das je gefunden worden ist, dem „East Texas Oilfield“ bei Kilgore wurde.

H.L. Hunt war dreimal verheiratet (mit zwei Frauen gleichzeitig!) und aus diesen Ehen hatte er insgesamt 15 Kinder. Auch einige seiner Söhne waren im Ölgeschäft und hatten auch Lizenzen ausserhalb der USA, z.B. in Libyen. An den Geschehnissen rund um den Silbermarkt waren die 3 jüngsten Kinder der ersten Familie, Bunker, Herbert und Lamar beteiligt.

1970: Zu dieser Zeit machte sich die Inflation in den USA immer stärker bemerkbar, Vietnam erschütterte die USA und brachte Zweifel an der Regierung und Proteste im Land, der nahe Osten war ein Pulverfass. Bunker Hunt glaubte, dass sich die Weltlage verschlechtern würde und beschloss, seinen Besitz zu schützen. Da der Goldbesitz zu dieser Zeit für die US-Bürger verboten war, lag die Investition in Silber auf der Hand; und Bunker entschloss sich bei einem Silberkurs von 1,50 USD/Unze zum Silberkauf. Zwischen 1970 und 1973 kauften Bunker und sein Bruder Herbert rund 200'000 Unzen Silber; gleichzeitig verdoppelte sich der Silberkurs in dieser Zeit auf 3 USD/Unze.
1973-1974: Die Wirkung der Inflation hat weiter zugenommen und Herbert und Bunker entschlossen sich, Silber im grossen Stil zu kaufen. Bis anfangs 1974 kauften sie Silberkontrakte im Umfang von 55 Millionen Unzen Silber, oder etwa 8% des dazumaligen weltweiten Angebotes. Die Brüder liessen sich dann die ganzen 55 Millionen Unzen ausliefern. Da sich Bunker Sorgen machte, dass das Silber vom Staat konfisziert werden könnte, liess er den Grossteil davon nach Europa bringen.
1974: Im Frühjahr 1974 stieg der Silberpreis auf über 6 USD/Unze, und Gerüchte, dass die Hunts eine marktbeherrschende Stellung einnehmen wollten, machten die Runde. Zu dieser Zeit lag die jährliche Produktion bei 245 Millionen Unzen und die Nachfrage bei 450 Millionen Unzen. Zu dieser Zeit erschien Bunker Hunt an der COMEX und liess verlauten, dass „fast alles besser sei als Papiergeld“ und dass „jeder Depp eine Druckmaschine laufen lassen könne“. Durch Silberverkäufe der mexikanischen Zentralbank sank danach der Silberpreis wieder in die Region von 3-4 USD/Unze, doch Bunker und Herbert liessen sich dadurch nicht entmutigen und machten weiter.
1975: Bunker und Herbert versuchten erfolglos den Finanzminister Persiens zu überzeugen, dass die Pahlevi Familie in Silber investiere. Auch mit König Faisal von Saudi Arabien wollte er sich treffen, doch wurde dieser kurz vor dem anberaumten Termin durch seinen Neffen ermordet.
1976: Bunker und Herbert liessen sich weitere 20 Millionen Unzen durch eine Firma namens „Great Western United“ ausliefern.
1978: Bunker Hunt traf sich in Washington mit einem Saudischen Scheich und gründete ein Jahr später „International Metal Investment Group“ in Bermuda zusammen mit Herbert und zwei Saudischen Scheichs.
1979: Der Silberpreis stieg anfangs 1979 unaufhaltsam auf 8 USD/Unze. Im Sommer kauften die Hunts zusammen mit den Saudischen Partnern über „International Metal Investment Group“ über 43 Millionen Unzen Silberkontrakte über die COMEX und CBOT mit Auslieferungstermin im Herbst. Daraufhin verdoppelte sich der Silberpreis im Herbst in nur zwei Monaten von auf 16 USD/Unze. Auch andere Parteien fingen an Silber im grossen Stil zu kaufen und die COMEX und CBOT-Verantwortlichen kriegten langsam Panik. In ihren Lagern hatten die beiden Börsen zusammen nur 120 Millionen Unzen Silber – eine Menge, welche alleine im Oktober `79 gehandelt wurde. Viele Leute wählten, wie die Hunts, die physische Lieferung des Silbers ihrer Kontrakte.
Ende 1979 überschlugen sich die Ereignisse. Die CBOT änderte die Regeln und gab bekannt, dass kein Investor mehr als 3 Millionen Silberkontrakte halten dürfe. Alle Kontrakte, welche diese Limite übertreffen, mussten bis Februar 1980 liquidiert werden. Auch wurden die Einschusspflicht erhöht. Durch diese Massnahmen war sich Bunker Hunt nun sicher, dass eine echte Silberknappheit eingetreten war und kaufte weiter wie wild Silber. Zu diesem Zeitpunkt besass er 40 Millionen Unzen Silber im Ausland, 90 Millionen Unzen Silber gemeinsam mit seinen Partnern über „International Metal Inv. Group“. Letztere hielt des weiteren Kontrakte für weitere 90 Millionen Unzen Silber, deren Auslieferungszeitpunkt im März 1980 lag. Auch der jüngere Hunt-Bruder Lamar stieg zu diesem Zeitpunkt ein und ging eine Silber-Position im Wert von 300 Millionen USD ein. Am letzten Tag des Jahres 1979 stand der Silberpreis bei 34,45 USD/Unze!
Am 7. Januar 1980 änderte die COMEX ihre Regeln dahingehend, dass jeder Händler nur noch Kontrakte über 10 Millionen Unzen halten dürfe. Darüber hinausgehende Positionen mussten bis zum 18. Februar liquidiert werden. Das CFTC (die Aufsichtsbehörde über die COMEX) hiess die Regeländerungen gut.
17. Januar 1980: Der Silberpreis erreichte 52,50 USD/Unze. Bunker hatte die Silberkäufe weitergeführt. Zu diesem Zeitpunkt war die Silberposition der Hunts 4,5 Milliarden USD wert.
21. Januar 1980: Die COMEX suspendierte den Silberhandel und gab bekannt, dass nur noch Liquidierungsaufträge entgegengenommen würden. Silber fiel um 10 USD/Unze und stand bis Ende Januar bei etwa 39 USD/Unze.
Anfangs Februar liess sich Bunker Hund weitere 26 Millionen Unzen Silber aus Chicago ausliefern.
14. März 1980: Der Silberpreis ist bis auf 21 USD/Unze gesunken. Der Vorsitzende der FED, Paul Volcker hatte die Zinsen angehoben und der Dollar wurde stärker. Vergeblich versuchte Bunker Partner für weitere Silberkäufe zu gewinnen.
Am 25. März schliesslich hatten die Gebrüder Hunt nicht mehr genug Liquidität, um ihre Nachschusspflichten zu erfüllen. Am nächsten Morgen verkauften die Gebrüder Hunt Silber im Wert von 100 Millionen USD.
Der 27. März 1980 wird auch als „silver thursday“ bezeichnet. Der Silberpreis eröffnete bei 15,80 USD/Unze und schloss bei 10,80 USD/Unze. Die Aktienkurse gaben zuerst nach wegen Gerüchten, dass die Gebrüder Hunt Aktien verkaufen müssten, um ihre Silberverluste zu decken, fingen sich dann aber wieder und schlossen praktisch unverändert.
Am nächsten Tag erholte sich Silber wieder etwas auf 12 USD/Unze. Der durchschnittliche Einstandspreis des von den Hunts physisch gehaltenen Silbers lag bei ungefähr 10 USD/Unze, doch die Kontrakte wurden durchschnittlich bei ungefähr 35 USD/Unze gekauft. Am Ende hatten die Hunts Schulden in der Höhe von 1,5 Milliarden Dollars.
Der FED-Vorsitzende Volcker stimmt einem Ausstiegsplan für die Hunts zu, weil er ein Finanz-Desaster befürchtete. Eine Bankengruppe stimmte einer Anleihe von 1,1 Milliarden Dollars zu, doch die Familie musste Sicherheiten im Wert von 8-9 Milliarden USD dafür hinterlegen, was praktisch das ganze produktive Vermögen der Familie ausmachte.
Mitte 1980 stand der Silberpreis wieder bei 17 USD/Unze. Es zeigte sich, dass das ganze keineswegs eine einseitige Manipulation der Hunts war, sondern dass einige Akteure so stark "short" im Silber gewesen waren, dass für sie auch sehr viel auf dem Spiel stand. Laut Gerüchten waren 9 Direktoren der COMEX persönlich mit "short"-Positionen involviert und verdienten am Crash des Silberpreises anfangs 1980 kräftig mit.
1988 gaben die Gebrüder Hunt Privatkonkurs ein und verliessen diesen 1989 mit 90 Millionen USD Schulden, welche innerhalb von 15 Jahren zurückbezahlt werden mussten. Die Gebrüder Hunt wurden im August 1988 verurteilt wegen „Verschwörung zur Manipulation des Marktes“.

Haroldson Lafayette Hunt, Jr. Nelson Bunker Hunt Lamar Hunt

Die Gebrüder Hunt waren von Grund auf sehr konservativ eingestellt und hatten schon sehr früh ihre Vorbehalte gegenüber dem „Finanz-Establishment“ und vor allem gegenüber dem Papiergeld. Als eine Familie, welche den wertvollen Rohstoff Öl täglich gegen Papiergeld verkaufte, lag ihnen der Schutz dieses Reichtums vor dem Nagezahn der Inflation sehr am Herzen.
Die Motivation für ihre Silberkäufe war also nicht die Gier nach Gewinn, sondern vielmehr ihr (teilweise fast schon paranoide Züge annehmendes) Streben nach der Sicherung des Familienvermögens. Die Spekulation im Sinne von „Streben nach schnellem Gewinne“ stand also entgegen den Berichten der meisten Medien nie im Mittelpunkt ihrer Silberstrategie. Doch wie es in der Familie üblich war wurden keine halben Sachen gemacht und nach ersten Erfolgen anfangs der 70er Jahre setzten sie gleich sehr grosse Summen auf Silber. So grosse, Summen, dass es der COMEX und den "Shorties" ziemlich ungemütlich wurde. Dabei machten sie aber den Fehler, dass sie zuviel Silber mit Fremdkapital kauften, wodurch sie sich zu stark in die Abhängigkeit von Banken und Terminhändlern begaben.

Im Gegensatz zu den Gebrüdern Hunt kamen die "Shorties" aber schliesslich ungeschoren davon (man bedenke, dass jeder "Long"-Positione auch immer eine "Short"-Position gegenüber steht). Über deren (Insider?-) Gewinne regte sich in der Presse niemand auf, genauso wenig über die rückwirkenden Regeländerungen der Terminbörsen. Für die Finanzwelt, die Medien und auch in der Erinnerung der meisten Leute waren die Hunts zum Inbegriff von Spekulanten und Marktmanipulatoren geworden.

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Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag

ps. wie wunderbar sich doch hier mein Archiv bereichert!
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Gruss Franki
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