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Alt 10-03-2005, 17:21   #7
Starlight
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Die Bullen haben weiche Knie



Die Stimmung im deutschen Aktienmarkt ist uneinheitlich. Mißtrauische Händler werden durch Zinsunsicherheiten und steigenden Ölpreisen bestärkt. Leerverkäufer und moderater Optimismus schützen die Aktien jedoch vor stärkeren Kurseinbrüchen.


Bull-Bear-Index vom 10. März 2005

Bullish: 44 Prozent
gegenüber Vorwoche: - 4 Prozentpunkte

Bearish: 35 Prozent
gegenüber Vorwoche: + 5 Prozentpunkte

Neutral: 21 Prozent
gegenüber Vorwoche: - 1 Prozentpunkte





Das Drehbuch für den DAX schient geschrieben. Wenn man sich die Kursentwicklung der vergangenen fünf Handelstage und die dazu gehörige Stimmungsveränderung der institutionellen Investoren vor Augen hält, wird eines klar: Das Zutrauen vieler Akteure in höhere Kurse steht immer noch auf tönernen Füßen. Sobald Gewinne entstehen, werden diese beim geringsten Warnzeichen realisiert. Wie von uns antizipiert wurde, ist bei dieser Erhebung unter den mittelfristig orientierten Marktteilnehmer der Optimismus nach einem nicht einmal einprozentigen Index-Anstieg wieder zurück gefallen. Die Erfahrung der vergangenen sechs Monate hatte es den Händlern immer wieder gezeigt, dass es sich lohnen kann, auf marginal höhere Hochs zu setzen, um danach eiligst zu verkaufen.

Dabei waren die US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag positiv ausgefallen! Immerhin wirkten die DAX-Investoren vom Ergebnis dieser Daten noch überrascht. Das Börsenbarometer zog deutlich an, um ein neues Jahreshoch zu markieren.

Diese Entwicklung stand ganz im Gegensatz zum Renten- und Devisenmarkt. Dort überbot man sich bereits den "Nonfarm Payrolls", den US-Arbeitsmarktdaten mit immer besseren Prognosen, dass eine positive Überraschung so gut wie ausgeschlossen war. Der schwache Dollar im Anschluss an die Veröffentlichung verwunderte deshalb es auch niemanden.

Bereits am Montag schien der neu gefasste Mut schon wieder verflogen. Die Überschrift einer Finanzzeitung: "Hoher Ölpreis dämpft neuen Schwung an Aktienmärkten", gefolgt vom Untertitel "Daten zur US-Beschäftigung schieben Indizes auf Höchststände", machten den Lesern sofort deutlich, was sie von der neuen Börsenwoche zu erwarten hatten, nämlich Widersprüchliches.

Gepaart mit den unangenehmen Erinnerungen durch den fünften Jahrestag des DAX-Rekordhochs über 8.100 Punkten, entstand ein unterschwellige Skepsis gegenüber deutschen Aktien. Wer sich zudem die Bedenken der zehn wichtigsten Notenbanken zu Herzen nahm, das Zinsniveau sei zu niedrig, musste zu dem Schluss gelangen, die Aufwärtsbewegung des DAX gäbe nicht mehr allzu viel her.

Folgt man den jüngsten Verschiebungen beim Sentiment, ist der DAX bei einer erneuten Abwärtskorrektur besser gestützt als zuvor. Der im 52-Wochen-Vergleich eher niedrige Optimismus lässt vermuten, dass bei fallenden Kursen die neuen Pessimisten Gewinne aus ihren Short-Positionen mitnehmen.

Ihre Zukäufe stehen dann einem stärkeren Einbruch der Kurse entgegen. Sollte der DAX trotz der Skepsis vieler Händlern und Analysten steigen und die Pessimisten geraten in eine Short-Squeeze, aus der sie sich mit Käufen befreien müssten, würde uns das auch keinesfalls überraschen.

Quelle: Joachim Goldberg, cognitrend /FAZ
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