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Alt 11-02-2005, 16:07   #1
Börsengeflüster
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Cool Warum die Anleiherenditen weiter fallen werden

Ich habe einen sehr interessanten Artikel über das Phänomen der momentanen Niedrigzinsphase gefunden. Das dies in der Tat eine art Blase darstellen könnte ist auch meine Meinung- aber lest selbst....

Warum die Anleiherenditen weiter fallen werden


10. Februar 2005 Der Bund-Future ist gerade dabei, den fünften Tag in Folge ein Allzeithoch zu markieren. Wenn der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe aber steigt, bedeutet das nichts anderes, als daß die Renditen fallen. Mit aktuell rund 3,44 Prozent bewegen diese sich folglich im Zehnjahresbereich auf einem Nachkriegstief.




Da die Weltwirtschaft momentan aber vergleichsweise stark wächst und auch in Deutschland das Wirtschaftswachstum vermutlich stärker als im Vorjahr zulegen wird, stellt sich natürlich die Frage, was hinter dieser auffälligen Bewegung steckt und wie es vermeintlich weitergehen wird.

Die Verwirrung in den meisten Anleihe-Abteilungen bei den Banken steigt dabei konträr zur jüngsten Renditeentwicklung. Denn die Mehrzahl der Experten geht seit langem von steigenden Renditen aus. Mitunter wird das Geschehen am Rentenmarkt als sehr ungesund und gefährlich bezeichnet. So hat die Commerzbank erst am Berichtstag eine Studie veröffentlicht, in der davon die Rede ist, daß die Entwicklung am Rentenmarkt blasenhafte Züge trage. „Die Zehnjahresrenditen sind gegenwärtig sowohl in Amerika als auch im Euroraum zu niedrig”, glaubt Analyst Christoph Balz.

Inflation präsentiert sich gemessen am Umfeld niedrig

Dieser Sichtweise stellt sich der die japanische UFJ-Bank beratende Volkswirt Dieter Wermuth entgegen. Er geht in seiner neuesten Ausarbeitung zu dem Thema nämlich davon aus, daß sich der Trend hin zu fallenden Renditen weiter fortsetzen wird. Zur Untermauerung seiner These verweist er zunächst auf die, gemessen an den Rahmendaten, nur sehr moderaten Inflationszahlen. Ermöglicht werde dieses Phänomen durch die speziell in den Dollarblock-Ländern stark steigende Produktivität. Dämpfend auf die Preise wirke zudem ein Überschuß an Arbeitskräften. Dieser Umstand bewirke Druck auf die Löhne und da die Arbeitskosten der wichtigste Inflationstreiber sind, erscheine die Gefahr eines sich beschleunigenden Verlusts an Kaufkraft begrenzt.

Daß es trotz der stagnierenden Löhne und der allgemein nur gedämpften Inflation trotzdem eine stark gestiegene Geldmenge zu konstatieren gibt, hat laut Wermuth vor allem mit dem spektakulären Wachstum bei den Währungsreserven der Schwellenländer zu tun. Wegen der teilweise noch immer anzutreffenden Überkapazitäten fließt die überschüssige Liquidität aber nicht in reale Investitionen, sondern sucht an den Finanzmärkten nach Anlagechancen. Und weil einige Aktienmärkte lange Zeit als zu teuer galten, wurde eben viel Geld in die Anleihemärkte gelenkt.

Anlagezwang verstärkt den Trend hin zu fallenden Renditen

Außerdem kommt ein technischer Effekt hinzu, So haben etliche institutionelle Anleger, wie etwa die Lebensversicherer, ihre Kunden gewisse Mindestverzinsungen versprochen. Diese sind zwar ziemlich niedrig angesetzt, doch da auch die Renditen sehr tief sind, kommt diese Anlegergruppe unter Zugzwang und versucht, die vorhandenen Mittel anzulegen. Dieser Anlagezwang erklärt auch die starke Nachfrage nach risikoreicheren festverzinslichen Anlageformen, deren Risikoaufschläge zuletzt so stark geschrumpft sind, daß gemäß Wermuth bereits von eine gewissen Blase gesprochen werden muß.

Insgesamt führt der Überschuß an Liquidität, das wachsende amerikanische Leistungsbilanzdefizit und die umfangreichen Interventionen am Devisenmarkt zu einer wachsenden Instabilität der Weltwirtschaft. Die Maßnahmen, die für eine Stabilisierung notwendigen wären, erscheinen dabei momentan eher als Wunschdenken. Vor diesem Hintergrund präsentierten sich die Rentenmärkte für viele Anleger ganz einfach als sichere Häfen. Und solange das so bleibt, dürfte sich an den rekordtiefen Zinsen auch nichts ändern.
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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