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Alt 01-06-2005, 09:48   #28
stronzzo
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Bei aller Polemik in diesem Thread wäre es auch mal interessant, die Meinungen der ausländischen Presse zu lesen. Ich habe hierzu einige Stimmen zusammen getragen. (Quelle Münchner Merkur):

Langweilig ist sie, unelegant, stur, eiskalt, und eine Topf-Frisur hat Frau Merkel auch. Was die Welt in diesen Tagen über die CDU-Kanzlerkandidatin erfährt, ist arg uncharmant. Dennoch durchzieht die Porträts in internationalen Medien ein anerkennender Grundton: Diese Frau ist unheimlich erfolgreich.

Angela Merkel schaue andauernd drein wie einer, der seine Notizen vergessen hat, lästert die britische "Times". Diese Frau sei "sogar ihrer eigenen Partei ein Rätsel". Dann aber packen die Briten staunend die Liste der Merkel-Opfer aus. "Ihr nächstes könnte Schröder sein."

Der Wiener "Standard" spottet über die spröde Art der Kandidatin: "Natürlich, auch Angela Merkel kann jubeln - wenn es denn sein muss." Dennoch hätten sich alle männlichen Rivalen getäuscht, die Merkels Wahl zur Parteichefin für "eine Art Betriebsunfall" hielten: "Merkel ist noch immer da. Nur an Edmund Stoiber hat sie sich fast die Zähne ausgebissen. Jetzt aber ist sie dran."

"Ein starkes Team", beschreibt die Dolomiten-Zeitung (Südtirol) Merkel und Stoiber. Die Neue Zürcher Zeitung urteilt, ob Merkel ("pragmatisch bis zur Konturlosigkeit") Autorität habe, werde sich "am Wahlprogramm ermessen lassen". Bisher gebe es "inhaltliche

Die griechische Boulevardzeitung "Ta Nea" versucht schon mal, den Begriff "privilegierte Partnerschaft" zu übersetzen. Nach Merkels Triumph sei die Wahrscheinlichkeit eines türkischen EU-Beitritts rapide gesunken.

Viele französische Medien freuen sich auf die CDU-Chefin. "Sie ist keine Europa-Expertin", schreibt "Le Figaro", "doch sie lässt sich von ihrem Mentor Kohl inspirieren". Sie scheine in der Lage, das Misstrauen gegen die Achse Paris-Berlin zu vermindern

Die Zeiten, in denen man sich über ihren "Topfhaarschnitt" mokierte, seien vorüber, sekundiert "Libération": "Der Wind hat sich gedreht." Wohl auch in den deutsch-französischen Beziehungen, befürchtet hingegen die Pariser Wirtschaftszeitung "La Tribune": "Nichts garantiert, dass Jacques Chirac und Merkel, die doch aus angeblich eng verwandten Familien kommen, die selben engen Beziehungen knüpfen können."

Osteuropäische Medien loben Merkel. "Wenn sie Kanzlerin wird, kann Putin mit ihr Russisch sprechen", jubiliert "Nesawissimaja Gaseta" aus Moskau. Das Gesprächsthema allerdings wird unangenehm: "In den letzten Jahren hat sie Moskau mehrfach wegen Tschetschenien und des Drucks auf die Massenmedien kritisiert."

"Der Weg zum Kanzlersessel war lang", schreibt die liberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza". Nebenbei habe Merkel die Konkurrenten Merz, Seehofer und Schäuble "beseitigt". Doch "obwohl sie eine Anhängerin eines liberalen Kapitalismus ist, wird sie keine deutsche Maggie Thatcher sein".

In Nordamerika wird Merkels Kandidatur mit Neugier aufgenommen. CNN sendete, die CDU gehe mit der Kandidatenkür ein Risiko ein: "Sie wäre die erste Frau, die das Kanzleramt anstrebt. Aber den Umfragen zufolge gibt es keinen Grund, warum die Christdemokraten nicht gewinnen können sollten."

Nur die kanadische "Globe and Mail" sollte Merkel lieber nicht lesen. Die CDU-Chefin sei ein uncharismatischer Kohl-Schützling, heißt es da, wenn auch nicht ganz korrekt: "Merkel ist unverheiratet, unelegant, unflexibel, weiblich und langweilig."
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Das Glück zwinkert oft nur mit einem Auge. Gruß Stronzzo
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