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Alt 18-02-2003, 08:59   #1
cade
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ais - die value aktie ?

für freunde von turnaroundgeschichten mit totalverlustrisiko.
viele gruesse

cade

a.i.s AG (WKN: 649290)
Strasse: Alexanderstr. 50 Segment: Geregelter Markt
PLZ / Ort: D-45472 Mülheim Telefon: +49 (0) 208 / 88267 - 0
Land: Deutschland Fax: +49 (0) 208 / 88267 - 20
Branche: Umwelt Homepage: http://www.ais-ag.net
IR: Frau Beate Foit e-Mail: info@ais-ag.net


HVBerichte: HV-Bericht a.i.s AG

Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die a.i.s AG ihre Aktionäre erstmals in den Kammermusiksaal der Stadthalle in Mühlheim an der Ruhr ein, dem neuen Sitz des Unternehmens. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Martin Buhlmann begrüßte die rund 40 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und berichtete nach Erledigung der üblichen Formalien über eine inhaltliche Änderung in dem zur Beschlussfassung vorliegenden Vergleich mit dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden. Im Anschluss daran erteilte er dem Vorstandsvorsitzenden Mark Martin das Wort.


Bericht des Vorstands

Herr Martin begrüßte die Erschienenen ebenfalls sehr herzlich und betonte zu Beginn seiner Ausführungen die Wichtigkeit von Transparenz gegenüber den Aktionären und dem Kapitalmarkt. Insbesondere vor dem Hintergrund der wenig rühmlichen Vergangenheit der Gesellschaft in diesen Punkten fühlen sich Vorstand und Aufsichtsrat hier in einer besonderen Verantwortung. Die im Auftrag der Bundesregierung erarbeiteten Empfehlungen der so genannten "Cromme-Komission" für den Corporate Gouvernance-Kodex werden von der Verwaltung begrüßt und umgesetzt. Die gesellschaftsbedingten Abweichungen von diesen Vorschlägen sind im vorliegenden Geschäftsbericht aufgelistet und erläutert, so der Vorstandsvorsitzende weiter (Anm.: der Geschäftsbericht steht auf der Homepage der Gesellschaft zum Download bereit).

Rückblickend bezeichnete Herr Martin das abgelaufene Geschäftsjahr 2001/2002 trotz des völlig unbefriedigenden Kursverlaufs der a.i.s-Aktie, als ein Jahr, in dem wichtige und sichtbare Fortschritte auf dem Weg zur neuen a.i.s erzielt werden konnten. Wenngleich die Kostenstrukturen verbessert wurden, die Kapazitäten effizienter genutzt werden und man mit moderner, innovativer Technik am Markt präsent ist, konnten die ursprünglichen Ziele auf der Umsatz- und Ertragsseite nicht eingehalten werden.

Die Umsatzerlöse im a.i.s- Konzern verringerten sich im Vorjahresvergleich um 3,2 auf 15,11 Mio. EUR. Wenngleich auch die a.i.s unter einem branchenweit zu verzeichnenden Umsatzrückgang zu leiden hatte, nannte der Vorstandsvorsitzende als wesentlichen Grund für den Rückgang den zum Ende des vorherigen Geschäftsjahresende veräußerten Hausmüllvertrag, der in der Vergangenheit mit etwa 2,5 Mio. EUR zum Gesamtumsatz beitrug. Im Zuge der Veräußerung konnte ein Erlös in Höhe von knapp 1 Mio. EUR erzielt werden.

Als erläuterungsbedürftig bezeichnete Herr Martin auch den ausgewiesenen Jahresfehlbetrag von 4,79 (Vj.: 2,02) Mio. EUR. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass das Vorjahresergebnis durch eine Reihe von einmaligen Sondereffekten entlastet worden ist. Hierzu zählen nach Vorstandsangabe neben den Erlösen aus dem Verkauf des Hausmüllvertrags auch die Forderungsverzichte seitens des ehemaligen Großaktionärs TEMANA sowie die Auflösung von Rückstellungen. Das um derartige Sondereffekte bereinigte Ergebnis hat sich somit gegenüber dem Vorjahr um ca. 1,9 Mio. EUR verbessert.

Daneben war das abgelaufene Geschäftsjahr geprägt von einem rezessiven Marktumfeld, von dem auch die Entsorgungsbranche und mit ihr die a.i.s AG nicht verschont geblieben ist. Infolge der konjunkturellen Eintrübung entwickelten sich die zu entsorgenden Müllmengen rückläufig, so dass ein Mengenrückgang zu verzeichnen war. Gleichzeitig führte dieser Rückgang im Zusammenwirken mit den dadurch entstandenen zusätzlichen Überkapazitäten im Markt zu einer Verschärfung des Wettbewerbs und zu sinkenden Entsorgungspreisen und damit zu rückläufigen Roherträgen.

In den vergangenen zwei Geschäftsjahren erfolgte nach Vorstandsangabe ein vollständiger Umbau der Konzern- und Führungsstruktur. Im Zuge der Neupositionierung und der Veräußerung von Geschäftsbereichen reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter von 225 auf 188. Durch die im laufenden Jahr veräußerte Sparte "medizinische Abfälle" verringerte sich die Mitarbeiterzahl weiter auf aktuell 175.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr entfiel auf den Bereich der ölverschmutzten Betriebsmittel mit 2,6 (Vj. 2,1) Mio. EUR ein Anteil von 16 (10,3) Prozent des Gesamtumsatzes. Für das laufende Jahr ist durch die am Geschäftsjahresbeginn erfolgte Übernahme zweier mobiler Anlagen für die Vor-Ort-Behandlung von Öl- und Benzinabscheidern ein weiterer Anstieg zu erwarten.

Kleinstes Geschäftsfeld mit 5 Prozent Umsatzanteil ist die Aufbereitung von Lackschlämmen. Die Erlöse gingen hier aufgrund der kundenseitigen Umstellung von lösemittelhaltigen auf wasserlösliche Lacke gegenüber dem Vorjahr von 0,956 auf 0,743 Mio. EUR zurück. Im laufenden Jahr sollen sich aus dem Verkauf der von a.i.s hergestellten Recyclinglacke sowie der Anpassung der vorhandenen Anlagentechnik an die Anforderungen zur Behandlung wasserlöslicher Lacke deutliche Umsatzpotenziale ergeben.

Mit über 40 Prozent Umsatzanteil größter Bereich im Konzern ist das Segment Sonderabfälle; hier stieg der Umsatz leicht von 6,433 auf 6,551 Mio. EUR. Trotz rückläufiger Entwicklung beim Rohertrag konnte das EBIT in diesem Segment von minus 3 auf minus 2,1 Mio. EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr verbessert werden. Aus der Entsorgung fester Sonderabfälle hat man sich inzwischen zurückgezogen und legt künftig den Schwerpunkt auf flüssige Sonderabfälle, bei denen die Möglichkeit einer Wiederverwertung und Gewinnung von Ersatzbrennstoffen aus flüssigen Abfällen besteht.

Die weiteren Geschäftsfelder "medizinische Abfälle", "kommunale Abfälle", "Systementsorgung" sowie "Bauabfälle/Deponie" gehören nicht mehr zu den Kerngeschäftsfeldern der a.i.s AG und stehen zum Verkauf oder sind bereits veräußert. Als wesentliche Gründe für den Rückzug aus diesen Bereichen und für die Veräußerung oder Einstellung des Geschäfts führte der Vorstandsvorsitzende verschlechterte gesetzliche Rahmenbedingungen sowie die zu hohe Abhängigkeit von Finalanlagen an, die zur Entsorgung bestimmter Abfallfraktionen zwingend erforderlich sind.

Auf Konzernebene reduzierte sich die Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr um rund 5 Mio. EUR auf 19,7 Mio. EUR, und das Eigenkapital reduzierte sich infolge der anhaltenden Verlustsituation in der Unternehmensgruppe von 6,69 Mio. EUR auf 2,597 Mio. EUR. Die Eigenkapitalquote in der a.i.s AG lag zum Bilanzstichtag bei 35,4 Prozent, im Konzern betrug diese 13,1 Prozent. Durch den Zufluss der noch offenen Kaufpreisforderung gegenüber der NORDAG aus dem Verkauf der Rumpold-Anteile in Höhe von 1,7 Mio. EUR wird sich die Eigenkapitalsituation der Gesellschaft weiter verbessern.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen erläuterte Vorstandschef Martin den Aktionären den zur Zustimmung vorliegenden Vergleich mit dem ehemaligen Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes. Hintergrund ist eine Transaktion aus dem Jahre 1996, aufgrund der die Gesellschaft eine Zahlung an die Sparkasse Rhein-Nahe leisten musste und im Gegenzug dafür ein Grundstück erhielt.

Die ausgehandelte Vergleichsvereinbarung ist nach Vorstandsangabe im Hinblick auf die mit der prozessualen Durchsetzung von Ansprüchen regelmäßig verbundenen Unwägbarkeiten für die Gesellschaft und deren Aktionäre vorteilhaft. Ohne Aufgabe der eigenen Rechtsansprüche werde ein angemessener Schadensersatz an die Gesellschaft gezahlt. Im Zuge des Vergleichs erfolgt bis zum 30.9.2003 eine gestaffelte Zahlung von 127.822,97 EUR an die a.i.s AG.

Abschließend gab Herr Martin einen kurzen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sowie die künftige Strategie der Unternehmensgruppe. Durch eine konsequente Ausrichtung auf die Erstellung von Produkten aus der Behandlung spezieller Sonderabfälle und die Trennung von nicht profitablen Randbereichen soll im laufenden Geschäftsjahr die Gewinnzone erreicht werden. Der mit Wirkung zum 1. Februar 2003 erfolgte Verkauf der Sparte "medizinische Abfälle" ist Teil der Strategie, den a.i.s-Konzern auf die Aufbereitung und Verwertung industrieller und gewerblicher Sonderabfälle auszurichten. Die aus dem Verkauf zufließenden Mittel sollen neben der Stärkung der Innenfinanzierungskraft auch für ausgesuchte kleinere strategische Akquisitionen eingesetzt werden.

Mit der Umsetzung dieser Strategie soll sich die a.i.s AG vom Entsorger zum Verwerter entwickeln, um auf diese Weise in doppelter Hinsicht von den sich bietenden Chancen am Markt profitieren zu können. So verfügt die Gesellschaft nach Vorstandsangabe mit der vorhandenen Anlagentechnik bereits heute über die Möglichkeit, aus gewerblichen und industriellen Sonderabfällen verkaufsfähige Produkte zu gewinnen. Wenngleich diese Idee aus den Bereichen Altglas, Altpapier usw. wohl bekannt ist, ist deren Umsetzung im Bereich der Sonderabfälle bedeutend schwieriger.

Das Produktspektrum aus der Aufbereitung von Sonderabfällen reicht bereits jetzt schon von Ersatzbrennstoffen, Altölen, metallischen und mineralischen Zuschlagstoffen bis hin zu Sekundärlacken. In dieser strategischen Aufstellung kann die Gesellschaft an zwei Stellen ihr Geld verdienen - zum einen bei der Abnahme der Stoffe beim Abfallerzeuger und zum anderen beim Verkauf der Produkte. Hier gilt es, die Technologie zu verfeinern und auszubauen und neue Abfallstoffe zu identifizieren, die diesem Gedanken gerecht werden, so der Vorstandsvorsitzende zum Schluss seiner Ausführungen.
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