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Alt 02-01-2004, 08:48   #163
nokostolany
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NÜRNBERG (dpa-AFX) - Dem Optimismus folgte bald schon die Ernüchterung:
Trotz anfänglicher Hoffnung auf eine Wende wurde 2003 zum schwärzesten Jahr für
den deutschen Arbeitsmarkt seit dem Krisenjahr 1997. Mit voraussichtlich rund
4,38 Millionen Erwerbslosen im Jahresdurchschnitt - knapp 320.000 mehr als 2002
- erreicht die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt einen neuerlichen Tiefpunkt.
Auch für 2004 erwartet BA-Vorstandschef Chef Florian Gerster keine
durchgreifende Besserung. Erst im Jahre 2005 werde der anspringende
Konjunkturmotor den Arbeitsmarkt ankurbeln, schätzte er unlängst.

An solchen Impulsen fehlte es auch 2003. Im zweiten Stagnationsjahr in Folge
strichen viele Unternehmen ihre Belegschaften weiter zusammen. Neue
Arbeitsplätze entstehen nach Einschätzung von Volkswirten erst jenseits des
Wachstums von 1,5 bis 1,7 Prozent, mit dem die Wirtschaftsweisen für nächstes
Jahr rechnen. Viele Unternehmen hatten zusätzlich die Folgen des Irak-Kriegs,
der Lungen-Krankheit SARS und den starken Euro <EURUS.FX1> zu verkraften, der
die Exporte der deutschen Industrie merklich drosselte.

KLEINE VERBESSERUNGEN

Angesichts der Dauer-Tristesse auf dem Arbeitsmarkt sieht die Bundesanstalt
inzwischen selbst in kleinsten Verbesserungen Hoffnungsschimmer. Immerhin hat
sich seit April der Abstand der Arbeitslosenzahlen zu denen des Vorjahres
kontinuierlich verringert - von 471.100 im April auf 158.700 im November.
Hoffnungsvoll stimmt Gerster auch die Entwicklung der saisonbereinigten
Arbeitslosenzahlen: Der um jahreszeitliche Sondereinflüsse bereinigte Wert war
von Mai bis Oktober um durchschnittlich 10.000 gesunken. Auch entwickelte sich
der Arbeitsmarkt zumindest in der zweiten Jahreshälfte etwas günstiger als in
2002.

Experten warnen gleichwohl vor einer Überbewertung solcher "Erfolge".
Wirtschaftsforschungs-Institute und Banken-Volkswirte sehen darin vor allem eine
Folge der erhöhten Anforderungen an Arbeitslose und die damit verbundene
Bereinigung der Statistik. Auch nutzten in 2003 mit 424.000 Arbeitslosen knapp
28 Prozent mehr Erwerbslose die neuen Instrumente der Existenzgründung. Dennoch
bleibt die Lage auf dem Arbeitsmarkt unverändert dramatisch: Nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes sind im abgelaufenen Jahr mehr als eine halbe
Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen - einen Rückgang, den es nicht einmal
als Folge der Rezession von 1993 gegeben hatte.

ZURÜCKHALTNDE WISSENSCHAFTLER

So sind Wissenschaftler denn auch bei Prognosen für die Entwicklung der
Arbeitslosigkeit für 2004 zurückhaltend. Das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB), die Denkfabrik der Nürnberger Bundesanstalt, erwartet -
bei einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent - im Jahresdurchschnitt 2004
allenfalls einen Rückgang der Erwerbslosenzahl um 20.000, eher aber eine
Stagnation. Das Kieler Weltwirtschaftsinstitut hält hingegen einen leichten
Anstieg der Erwerbslosenzahl für wahrscheinlicher.

Bis die Konjunktur auf den Arbeitsmarkt durchschlage, werde es wohl 2005
werden, schätzen viele Arbeitsmarkt-Fachleute. Daran dürften nach Einschätzung
von Rainer Schmidt vom Kieler Weltwirtschaftsinstitut auch die Hartz-Reformen
vorerst kaum etwas ändern. Die Umsetzung solcher Reformen brauche viel Zeit.
"Was unter dem Strich rauskommt, werden wir erst in zwei bis drei Jahre sehen",
meint der Volkswirt, der damit den Optimismus von BA-Chef Gerster keineswegs
teilt. Dieser ist unterdessen fest davon überzeugt, dass vor allem die
Personal-Service-Agenturen (PSA) bald schon nach dem Anspringen der Konjunktur
ihre volle Wirkung entfalten werden./kt/DP/js

---Von Klaus Tscharnke, dpa ---





Quelle: News (c) dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH
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