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Alt 26-07-2002, 15:00   #16
arpad
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Registriert seit: Sep 2001
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Für die 30. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
der Markt flüchtet in Staatsanleihen und Liquidität. Eine durchaus vernünftige Entscheidung, angesichts der massiven Unwägbarkeiten in der Privatwirtschaft. Keine Unternehmensanleihe ist letztlich sicher, denn der Betrug kann theoretisch in jeder Bilanz stecken.

Die Renditen der US-Treasuries erreichen ein 9-Monatstief und damit auch gleichzeitig das tiefste Niveau der letzten Dekade. Das ist, wie gesagt verständlich, aber auch ein Verkaufssignal für US-Staatsanleihen. Wer also nicht erst in den letzten Tagen, sondern schon seit längerer Zeit in Treasuries engagiert ist, sollte seine Position etwas trimmen und Geld vom Tisch nehmen. Alle, die besser als der Markt sein wollen, tun genau dies momentan.

US-Geldmarktfonds erleben in den letzten Wochen Zuflüsse in Höhe von 23 Mrd. Dollar. Das ist der größte Zufluß in diesem Jahr und gleichzeitig ein extremes Zeichen von Angst bis Panik, denn die Rendite, die damit im Schnitt zu erzielen ist, liegt aktuell auf einem Rekordtief bei 1,28% p.a. Das kumulierte Vermögen, daß in US-Geldmarktfonds lag am 24. Juli bei 2,2 Billionen Dollar. Zu Beginn des Jahres lag die Summe bei 2,27 Mrd. Dollar.

Die Rendite der Junk Bonds entwickelt sich spiegelbildlich. Der durchschnittliche Spread bzw. die durchschnittliche Differenz zwischen Treasuries und Junk Bonds mit einer Laufzeit von 10 Jahren ist auf knapp 700 Basispunkte bzw. 7 Prozentpunkte gestiegen! Noch im Mai lag die Differenz nur bei 500 Basispunkte und damit auf einem 12 Monatstief. Der Spread kann sich noch etwas ausweiten, im Oktober 2001 erreichte die Differenz knapp 750 Basispunkte, aber unterm Strich haben wir schon die meisten Abschläge gesehen. Ich prophezeie, daß die Käufer zurückkommen, denn diese Renditen sind viel zu attraktiv. Eine wichtige Begründung für die prophezeite Rückkehr der Käufer sind die neuen Regeln der amerikanischen Börsenaufsicht SEC.

Die neuen Regeln der SEC werden mittel- bis langfristig für Vertrauen sorgen. Bereits für den Bericht zum 2. Quartal müssen die Vorstandsvorsitzenden und Finanzvorstände schriftlich unter Eid schwören, daß der Bericht korrekt ist. Dadurch werden sie persönlich haftbar! Jeder, der persönlich mit seinem ganzen Vermögen haftet, weiß, daß er keinen Fehler machen kann und darf, denn er kann die Fehler nicht einer juristischen Person oder irgendeinem Dritten zuschieben, sondern muß selber dafür geradestehen. Sowohl straf- als auch zivilrechtlich. Das wird automatisch die Qualität der zukünftigen Berichte erheblich steigern und damit die herrschende Unsicherheit wieder aus dem Markt und den Renditen nehmen.


Quelle:FM:Research
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arpad
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