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Alt 09-05-2003, 15:17   #106
OMI
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09.05.2003, 15:36
ROUNDUP: Deutsche Produktion sinkt unerwartet stark - Experten pessimistisch

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die schlechten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft reißen nicht ab. Nach der ungebrochenen Misere am Arbeitsmarkt und den weiter rückläufigen Auftragseingängen ist nun auch die deutsche Industrieproduktion im März stärker gesunken als erwartet. Der Ausstoß habe sich saisonbereinigt um 1,7 Prozent zum Vormonat verringert, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit am Freitag in Berlin mit. Von AFX News befragte Volkswirte hatten einen geringeren Rückgang erwartet.

Im Februar war noch ein leichter Zuwachs von 0,2 Prozent verzeichnet worden. Das Ministerium wies aber darauf hin, dass mit einer Aufwärtskorrektur der Daten zu rechnen sei. Die Erzeugung im produzierenden Gewerbe insgesamt sank im März saisonbereinigt um 1,1 Prozent zum Vormonat. Im Februar war noch ein leichter Anstieg von 0,2 Prozent verbucht worden.

EXPERTEN PESSIMISTISCH

Mitte dieser Woche war bereits ein weiterer Rückgang bei den Bestellungen im März um fast vier Prozent gemeldet geworden. Dabei waren die Auftragseingänge in der Industrie bereits im Februar um 0,8 Prozent gesunken. Darüber hinaus hat die Arbeitslosigkeit mit 4,495 Millionen den höchsten Aprilwert seit der Wiedervereinigung erreicht. Ein rasches Ende der Misere ist nach Einschätzung von Volkswirten nicht abzusehen.

Die Commerzbank rechnet nach dem Rückgang der deutschen Industrieproduktion im zweiten Quartal nur mit einer Stagnation der Wirtschaft. Für das erste Quartal 2003 sei aber weiter mit einer geringen Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes zum Vorquartal um 0,2 Prozent zu rechnen. Eine Belebung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte sei "weiterhin gut möglich". Allerdings müssten hierfür die Frühindikatoren bald nach oben drehen.

'BESTENFALLS STAGNATION'

Volkswirt Andreas Scheuerle von der DekaBank rechnet im Gesamtjahr nur mit einem Anstieg der Industrieproduktion um 0,3 Prozent, nachdem diese im Vorjahr gefallen war. Im zweiten Quartal erwartet der Experte "bestenfalls" eine Stagnation. Nach der deutlich schlechter als erwartet ausgefallenen Entwicklung des Auftragseingangs seien die Produktionszahlen keine große Überraschung. Die rückläufigen Exporterwartungen und der starke Euro werden die deutsche Produktion nach Ansicht Scheuerles im laufenden Quartal belasten.

Auch INVESCO-Chefvolkswirt Jörg Kramer geht von einer Stagnation der Produktion im zweiten Quartal aus. Es bestehe sogar das Risiko eines weiteren Rückgangs. Ein Wachstum sei hingegen unwahrscheinlich, da fast alle Umfragewerte wie der Ifo-Index auf eine schwächere Wirtschaftsentwicklung hindeuteten.

'ZUG abgefahren'

Möglichkeiten zum Gegensteuern bestehen nach Ansicht von DekaBank-Volkswirt Scheuerle in diesem Jahr nicht mehr. "Der Zug ist abgefahren". Etwaige Zinsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB) dürften erst in vier Quartalen Wirkung zeigen./he/jha/sbi

Quelle: dpa-AFX
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