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Alt 07-11-2002, 15:58   #3
cade
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FOKUS 2-Ausländische Brauriesen wollen Gilde-Brauerei schlucken


(Neu: Vorstand, Entscheidung bis Mitte November)
Hannover, 04. Nov (Reuters) - Weltweit führende
Brauerei-Konzerne drängen mit Macht auf den deutschen Biermarkt.
Nach dem Verkauf der Bremer Traditionsbrauerei Beck's steht nun
die hannoversche Gilde Brauerei<LABG.DE><LABG.H> vor einer
Übernahme durch ausländische Konkurrenz.
Der Vorstand der fünftgrößten deutschen Brauerei bereitet
nach eigenen Angaben vom Montag eine Entscheidung bereits für
Mitte November vor. Das Kaufvolumen wird unternehmensintern auf
450 Millionen Euro geschätzt. Interessenten sind die belgische
Interbrew<INTB.BR>, die bereits Beck's übernommen hat, der in
Deutschland ebenfalls aktive niederländische Heineken-Konzern
<HEHN.AS>sowie die britisch-südafrikanische Brauerei SAB
MILLER<SABJ.J>. Zu diesen drei Gesellschaften könnten noch
weitere Interessenten hinzukommen, sagte Gilde-Vorstandsmitglied
Klaus Treiber im Gespräch mit Reuters in Hannover. Sowohl
Interbrew als auch Heineken wollten sich nicht zu möglichen
Gesprächen mit Gilde äußern. Beide Unternehmen hatten aber schon
mehrfach ihr Interesse am deutschen Markt bekundet.
Nach Darstellung des Gilde-Vorstandes ist noch nicht sicher,
ob am Ende die Mehrheit der Aktionäre tatsächlich dem Verkauf
zustimmt. "Das ist aus meiner Sicht offen", sagte Treiber. Die
Entscheidung falle auf der für 15. November geplanten
außerordentlichen Hauptversammlung der Brauergilde Hannover AG,
mit 85 Prozent Gilde-Hauptaktionär. Ein großer Teil der
Anteilseigner der Brauergilde wolle noch in diesem Jahr die
Gilde-Anteile verkaufen, sagte Treiber. Grund sei die von der
rot-grünen Regierungskoalition vom Jahr 2003 an geplante
generelle Steuer auf Spekulationsgewinne mit Aktienverkäufen.
Die Brauergilde sei in Besitz von mehr als 200 Einzelaktionären,
die überwiegend weniger als ein Prozent der Anteile hielten und
daher ab nächstem Jahr bei deren Verkauf möglicherweise dann
steuerpflichtig wären.

GILDE-VORSTAND HÄLT AUCH ALLEINGANG FÜR MACHBAR
Der Gilde-Vorstand wurde nach seinen Worten vorige Woche vom
Auftrag des Aufsichtsrates, Verkaufsgespräche zu führen, ebenso
überrascht wie die Belegschaft. "Aus strategischen und
unternehmerischen Gründen müssen wir jetzt nicht kurzfristig
unter das Dach eines internationalen Großaktionärs schlüpfen",
sagte Treiber. "Im Gegenteil: Auf dem deutschen Biermarkt, der
sich zweifellos konsolidiert, können wir selbst eine aktive
Rolle spielen und eigenständig bleiben." Im vorigen Jahr wies
Gilde 306 Millionen Euro Umsatz und 20 Millionen Euro Gewinn
aus.
Sowohl das Land Niedersachsen als auch die Stadt Hannover,
die beide kleinere Aktienpakete an der Brauergilde halten, haben
Bedenken gegen einen Verkauf. Der Betriebsrat erklärte am Montag
nach einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung aus Angst
vor einem Abbau eines Teils der 850 Arbeitsplätze: "Wir wollen
selbstständig bleiben. Gilde ist auch allein stark genug." Es
sei zu befürchten, dass sich der künftige Eigner bei Gilde nur
auf die bundesweit bekannte und stärkste Tochter "Hasseröder"
konzentrieren werde. Die anderen Tochtermarken "Gilde Pilsener"
und "Wolters Pilsener" haben nur regionale Bedeutung. Von den
2001 verkauften 4,2 Millionen Hektoliter Bier der Gilde-Gruppe
entfielen 2,3 Millionen auf Hasseröder.

DEUTSCHE BRAU-BRANCHE NOCH VORWIEGEND MITTELSTÄNDISCH
Die deutsche Brau-Branche ist seit Jahrhunderten von
mittelständischen Unternehmen geprägt, die meist nur regionale
Bedeutung haben. Auf dem Weltmarkt dominieren dagegen große,
international aktive Bierkonzerne, die seit etwa zwei Jahren
verstärkt auch nach Deutschland drängen. Interbrew als weltweite
Nummer drei hat neben Beck's auch Diebels übernommen. Heineken,
die viertgrößte Brauerei, kooperiert in einer Holding mit der
Bayerischen BrauHolding<PTHG.MU> ("Paulaner"). Bei Gilde bietet
erstmals auch SAB Miller mit. Nach der Übernahme der britischen
Miller Brewing im Mai rückte die südafrikanische South African
Breweries Plc zum zweitgrößten Braukonzern nach dem
US-Weltmarktführer Anheuser-Busch<BUD.N> auf.
Die Gilde-Aktie - nach Makler-Angaben nur sporadisch gefragt
- wurde am Montag an den Börsen in Frankfurt und Hannover vom
Handel ausgesetzt. Sie notierte zuletzt stabil bei 400 Euro.
amr/zap
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