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Alt 03-06-2013, 07:09   #1
Börsengeflüster
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Warum es zu der Regenkathastrophe kommen musste

Warum es zu dieser Regenkatastrophe kommen musste



Kurzer Vorspann:

In Frankfurt/Main geboren und nun seit 8 Jahren im "hohen Norden", in Schleswig-Holstein lebend, erlebe ich zur Zeit ein markantes Wettergeschehen mit all seinen Zutaten hautnah mit.
Schon als Kind faszinierte mich das Wetter. Ich beobachtete u.a. sehr gerne Wolkenformationen in ihren verschiedenen Gestaltungen und konnte auch dadurch relativ früh eine Wetterprognose meiner Familie und Freunden für die nächsten Tage gestalten. Ich zeichnete Wetterkarten, las täglich Werte wie Luftdruck, Temperatur und Regenmenge ab und es war mein beruflicher Traum, Meteorologe zu werden. Ich forderte sogar schon Unterlagen für diesen Beruf vom Wetteramt in Offenbach an, aber aus dem erwünschtem Studium wurde leider nichts.
Heute, 40 Jahre später interessiere ich mich immer noch sehr für dieses Thema und ich betreibe die Meteorologie hobbymäßig weiter.


Harter und langer Winter im Norden.

Der Winter war dieses Jahr 2013 im Norden ausgesprochen lang und hart. Selbst im März und Anfang April hatten wir es in Schleswig-Holstein noch mit enormer Kälte (Dauerfrost) und großen Schneemassen zu tun. Seit 1865, dem offiziellen Beginn der Wetteraufzeichnungen, wurde in Norddeutschland der kälteste März gemessen. Auch der April war noch ausgesprochen kalt und dies wirkte sich natürlich auch auf die Wassertemperaturen der Nord und Ostsee aus.
Ein ausgesprochen langer Winter, bis hinein in den April im Norden Europas und ein Vormarsch des Sommers im Mittelmeerraum, welcher Jahreszeitlich bedingt, durch das Höherstehen der Sonne völlig normal ist, ließ nichts Gutes erahnen.
Der langanhaltende Kälte im Norden begleitet mit den großen Schneemassen, folgte dann im April eine auffällige Periode der Trockenheit, ein Zeichen der Ausgeglichenheit der Luftmassen. Auch diese Trockenperiode war vorhersehbar und auch von mir im Vorfeld prognostisiert. Wir Kleingärtner schimpften schon, zuerst konnten wir durch die lange Kälte nichts im Garten unternehmen, dann war es derart trocken und nichts konnte entsprechend wachsen.

Es blieb auch im April überdurchschnittlich kühl und ich dachte mir in dieser Wetterphase schon, dieses Kühlhaus im Norden, diese kalten Luftmassen müssen früher oder später durch einen völlig normalen Austausch Richtung Süden in Bewegung geraten, sowie die wärmere Mittelmeerluft nach Norden vordringen. Der Beginn einer Naturgewalt mit sintflutartigen Regenfällen war vorhersehbar.

Zunächst eine Zeichnung über ein Naturgesetz.



Die Bewegung der Luftmassen in einem Hochdruckgebiet, im Bild links, oder mit einem H beschriftet, entspricht dem Uhrzeigersinn und die Bewegung in einem Tiefdruckgebiet, rechts im Bild, oder mit einem T beschriftet, ist gegen den Uhrzeigersinn.
Gerne und aus natürlichen Gründen liegt auf dem Atlantik, in der nähe der Azoren ein kräftiges Zentralhoch, man hört auch öfters den Namen Azorenhoch.
Dies ist auch in der aktuellen Situation der Fall. Es schaufelt Luftmassen von Nord nach Süd. Im Osten bildet sich dadurch ein Tiefdruckwirbel, welcher sich wie ein Zahnradsystem verhält.
Gespeist durch die ausgesprochene kalte Luft aus dem Norden , hervorgerufen durch die unnormale kalte Nord und Ostsee zu dieser Jahreszeit, mit der schon vorsommerlichen warmen Luft aus dem Mittelmeerraum verstärkt sich dieser Tiefdruckwirbel extrem.


Nach der großen Trockenheit die "Sintflut".

Die sehr kalte Luft der Nord und Ostsee begannen sich Richtung Süden in bewegen zu setzen und das erst Anfang Mai.
Zunächst beendete diese Situation die große auffällige Trockenheit im Norden unseres Landes. Es schüttete was das Zeug hällt, die Flüsse waren knapp vorm Überlaufen hier bei uns in Schleswig-Holstein z.B.

Nun zieht dieses Tief langsam nach Süden. Es bewegt sich nur sehr zögerlich und hat den Anschein dass es sich auf der Stelle dreht. So ist es zunächst auch. Der Austausch von kalter Ost und Nordseeluft, mit warmer Mittelmeerluft, zu schon fortgeschrittener Zeit (Datum), findet über Mitteleuropa statt. Der Dauerregen ließ in Norddeutschland mittlerweile nach und stellte dort einen weiteren Rekord in den Wetteraufzeichnungen auf. Es wurden die größten Regenmengen in einem Monat Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Schleswig-Holstein gemessen. Mittlerweile zieht das kräftige Tief, genannt "Günther" gen Bayern, Süd- und Ostdeutschland. Hier stößt die kalte Luft noch verstärkter auf schon warme Mittelmeerluft und es folgte die Katastrophe, welche zur Stunde noch nicht beendet ist.

Nach Regen folgt der Sonnenschein.

Ein erstes Signal für die Beendigung dieses Szenario finden wir nun erneut bei uns in Norddeutschland. Nach der zunächst warmen Luft, welches uns das Tief aus dem Südöstlichen Raum in den Norden schaufelte, folgt nun ein eiskalter strenger Wind aus dem Nordwesten. Gepaart mit Sonnenschein deutet dies darauf hin, das wir uns genau an der Grenze zwischen dem Tiefdruckgebiet im Osten und dem Hochdruckgebiet im Westen befinden. Das Tief im Osten saugt die kalte Luft gen Süden an und der starke Wind in Nord und Westdeutschland deutet auf die Wettergrenze zu dem kräftigen Hoch im Westen, über dem Atlantik hin.
Aktuelle Wettergrafik vom 3.6.13


Was folgt sollte klar sein. Es bleibt im Norden und Westen sonnig aber zunächst noch kühl, gepaart von einem strengen Nordwestwind. Dieser sollte in den nächsten Tagen nachlassen und die Luft sollte täglich wärmer werden. Auch den Süden und Osten Deutschlands wird demnach ein deutlich schöneres Wetter beschert und im laufe der Woche, spätestens zum Wochenende 7,8,9. Juni sollte sich sogar Badewetter einstellen.
Der Sommer ist im Vormarsch und er sollte nach dieser Prognose insgesamt sehr schön werden.
Schauen wir mal
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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