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Alt 27-09-2005, 16:56   #14
Benjamin
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China weitet Währungsband zu Euro und Yen aus
23. September 2005


China hat am Freitag die zugelassene Handelsspanne für die Landeswährung Yuan gegen Nicht-Dollar-Devisen auf drei Prozent von 1,5 Prozent ausgedehnt. Damit setzt die chinesische Zentralbank die Serie von Reformen fort, die das Währungssystem des Landes Schritt für Schritt liberalisieren und flexibilisieren sollen.


Ende Juli hatte China nach massivem Druck der Vereinigten Staaten die Kopplung seiner Währung an den Dollar aufgegeben und den Yuan damit faktisch aufgewertet. Seither kann sich der Yuan in engen von der Zentralbank kontrollierten Grenzen zu einem Korb aus mehreren Währungen bewegen.

Weiterentwicklung des chinesischen Devisenmarktes


Handel mit Yuan wird immer flexibler
Nach Angaben der Zentralbank können die Banken bei Devisen-Geschäften mit ihren Kunden künftig ihre eigenen Angebot- und Nachfrage-Kursspannen für den Handel vom Yuan zu Nicht-Dollar-Devisen festsetzen. „Die neuen Regeln sollen den Devisenmarkt weiterentwickeln und den Yuan-Kursbildungsmechanismus weiter perfektionieren”, erklärte die Notenbank.

Diese Entwicklung führt am Freitag am Devisenmarkt zu Bewegungen. Sie setzt den Euro gegen den Dollar leicht unter Druck, da vermutet wird, die chinesische Zentralbank müsse nun weniger Euro als zuvor kaufen, um den Yuan stabil zu halten. Auch der Yen hat einen Teil der leichten Kursgewinne abgegeben, die er vor der Bekanntgabe gemacht hatte.

Die Nervosität im Devisenhandel ist auf der einen Seite verständlich, da die Bindung des Yuan an andere Währungen nun offensichtlich Schritt für Schritt gelockert wird. Auf der anderen Seite ist der jüngste Schritt inkonsequent, da er die enge Handelsspanne zum Dollar beibehält, obwohl im Verhältnis zwischen dem Greenback und dem Yuan der größte Anpassungsbedarf besteht. Aus diesem Grund ist er als Einzelmaßnahme relativ unbedeutend. Allerdings änderte sich das Bild, wenn in den kommenden Wochen und Monaten ein solcher Schritt nach dem anderen folgen würde.

Experten rechnen mit einer Strategie der kleinen Schritte

Nicht nur der Euro ist im Tagesverlauf leicht in die Defensive geraten, sondern auch die Rentenmärkte. Auch hier wird vermutet, die Ausweitung des Währungsbandes würde die Nachfrage nach den Rentenpapieren in Europa und auch in Amerika reduzieren. Sollte sich das bestätigen, dürfte es die Kursphantasie der ohnehin schon hoch bewerteten Märkte wohl dämpfen, auch wenn die Trends zumindest in Europa weiterhin nach oben zeigen.

Jim O'Neill, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, und auch andere Experten rechnen nach und nach mit weiteren Schritten dieser Art. „Wir werden verschiedenartige Maßnahmen in dieser Richtung sehen. Gelegentlich wird der Yuan dabei auch aufgewertet werden,” sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er rechnet allerdings nicht mit einer baldigen Freigabe des Wechselkurses.

Tatsache ist jedoch, daß die chinesische Währung aufgrund der boomenden Exportwirtschaft - das amerikanische Leistungsbilanzdefizit und die massiv anschwellenden Devisenreserven Chinas sprechen Bände - weiter aufwerten muß, um auch nur annähernd zu einer Normalisierung der internationalen Handelsströme zu führen. Dieser Prozeß wird sehr wahrscheinlich auch die anderen asiatischen Währungen mitnehmen und sie mittel- bis langfristig sowohl gegen den Dollar aber auch in geringerem Ausmaß gegen den Euro aufwerten lassen .
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