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Alt 28-04-2003, 07:31   #15
OMI
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28.04.2003, 08:12
Pharma – Gewinnbringer in der Pipeline (EurAmS)
Manchmal dauert es eben etwas länger: Nach drei gescheiterten Fusions-Versuchen entstand vor zwei Jahren Glaxo SmithKline, der zweitgrößte Pharmakonzern der Welt. Von ihm war seitdem nur wenig Spektakuläres zu hören. Warum sich das bald ändern könnte


von Julia Groß, Euro am Sonntag 17/03


Bloß keinen Salat, Rohkost oder ähnlichen Firlefanz zum Mittagessen. Ein schlichtes Baguette mit Schinken und Käse – und zwar sofort. Glaxo SmithKline-Chef Jean-Pierre Garnier diktiert seinem Assistenten seinen Wunsch in den Block. Auf französisch, und es hört sich nicht so an, als wolle er darüber diskutieren.


Schnörkellos, geradlinig, entschlossen. So lässt sich auch der Führungsstil von JP, wie er intern genannt wird, beschreiben. Seine Unbeirrbarkeit könnte genau das sein, was die Nummer2 der Pharmabranche jetzt braucht.


Denn nach außen gibt Glaxo SmithKline (GSK) ein recht gebeuteltes Bild ab. Zwei Jahre nach der transatlantischen Fusion von Smithkline Beecham aus den USA mit der britischen Glaxo Wellcome stehen handfeste Beweise für den Erfolg des Zusammenschlusses noch immer aus. Im vierten Quartal 2002 ging sogar erstmals seit der Fusion der Gewinn zurück, hauptsächlich wegen des schwachen Dollars. Aber auch operativ gibt es einige große Fragezeichen: Nicht weniger als sieben Medikamenten des Pharmariesen droht Konkurrenz durch Nachahmerprodukte. Kommen billigere Generika auf den Markt, bricht der Umsatz des Originalprodukts erfahrungsgemäß oft innerhalb weniger Wochen ein.


Einen solchen Tiefschlag musste der Konzern im vergangenen Mai verkraften, als ein Generikum von Augmentin auftauchte. Das Antibiotikum war Glaxos zweitgrößter Umsatzbringer mit 1,8 Milliarden Dollar Umsatz im vergangenen Jahr. Zurzeit steht das umsatzstärkste Medikament Paxil, das GSK zuletzt über drei Milliarden Dollar einbrachte, auf der Kippe. Pessimistische Analysten rechnen spätestens 2004 mit Generika.


Doch Konzernboss Garnier ist überzeugt, die Lücken füllen zu können. Noch in diesem Jahr sollen das Antidepressivum Wellbutrin XL und natürlich die Potenzpille Levitra, die GSK mit Bayer vermarktet, das Wachstum sichern. Damit die Pipeline auch weiter gut gefüllt bleibt, hat Garnier die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten radikal umstrukturiert. GSK forscht nun in sechs separaten Zentren, die um die Ressourcen des Mutterkonzerns konkurrieren. Die Idee ist, die Strukturen der kreativeren Biotech-Unternehmen nachzuahmen. Jedes der sechs Zentren hat relativ viel Entscheidungsfreiheit. Für ihre Initiativen werden einzelne Wissenschaftler auch schon mal mit Lizenzgebühren belohnt. Die Branche beobachtet die Reform mit Skepsis, Garnier dagegen hält sie für überlebenswichtig: „Wir mussten die Bürokratie verringern. Das alte System hat nicht funktioniert. Und wer nichts daran ändert, der spielt bald nicht mehr mit.“ Tatsächlich hat sich bei Glaxo SmithKline die Zahl der pharmazeutischenWirkstoffe, die in die klinische Erprobung am Menschen kommen, in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Glaxo ist heute der Pharma-Konzern mit den meisten Projekten in der frühen klinischen Entwicklung. Auch bei der Zusammenarbeit mit Biotech-Unternehmen scheint das Konzept der kleinen Forschungseinheiten aufzugehen: „Ein durchschnittliches Pharma-Unternehmen hat in den vergangenen beiden Jahren drei bis vier Medikamente neu lizensiert. Wir haben zwölf pro Jahr geschafft“, sagt Garnier nicht ohne Stolz.


Der Haken: Bis die Produkte marktreif sind, vergehen noch drei bis vier Jahre. Und die Erfolgs-Chancen lassen sich bis dato schwer abschätzen. Spätestens im Dezember will GSK zum ersten Mal seit über zwei Jahren Auskunft über die laufenden Projekte geben. Das dürfte dann dem Aktienkurs Impulse liefern. Das Papier ist mit einem 04er-KGV von 14,4 sehr günstig bewertet – ein Tipp für langfristig orientierte Investoren. Eine gewisse Unbeirrbarkeit müssen sie jedoch mitbringen.


Quelle: finance-online
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