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Alt 03-12-2008, 17:39   #918
Starlight
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Vertrauenskrise im Spielzeugland
Mittwoch, 3. Dezember 2008

Für viele amerikanische Unternehmen ist der Dezember ein harter Monat: Die Wall Street zittert einer miserablen Jahresbilanz entgegen, die Auto-Bauer bangen um ihre Jobs, und der Einzelhandel fürchtet sich vor schwachen Umsätzen im Weihnachtsgeschäft. Die niedrigen Verbraucherausgaben sind wohl die Hauptsorge für die US-Konjunktur – doch sind sie nicht nur der Finanzkrise geschuldet.

Der Einzelhandel mag mit der Tatsache kämpfen, dass die hohe Arbeitslosigkeit die Kunden zum Sparen zwingt. Und dass sich viele Amerikaner keine Weihnachtsgeschenke leisten können, weil ihre Kreditkarten überzogen und keine weiteren Kredite erhältlich sind. Doch einer der bedeutendsten Sektoren im Weihnachtsgeschäft hat zudem mit einem massiven Vertrauensverlust zu kämpfen, die Spielzeugbranche, die noch immer für ihre Rückruf-Aktionen abgestraft wird.

Im abgelaufenen Jahr ist die Zahl der Rückrufe im Spielzeugsektor um fast 20 Prozent gestiegen. Ganze 563 Produkte mussten aus den Läden genommen werden, weil sie entweder giftige Stoffe enthielten oder auf andere Art und Weise den Verbraucherschutzbestimmungen nicht entsprachen. Satte 97 Prozent der zurückgerufenen Produkte waren Importe, der weitaus größte Teil kam aus chinesischen Fabriken.

Zu den am stärksten betroffenen Unternehmen gehören der Baby- und Kleinkinder-Ausstatter RC2, der vor allem Plastikspielzeug für die Kleinsten vertreibt. Erneut betroffen war auch Spin Master, der Konzern, dessen „Aquq Dots“ bereits im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht hatten. Damals hatte ein Inhaltsstoff, der K.O.-Tropfen ähnlich war, zahlreiche Kinder in die Krankenhäuser gebracht.

Auch bei etablierten Branchenriesen wie Mattel gab es im vergangenen Jahr wieder Rückrufaktionen, uind auch Einzelhändler direkt waren betroffen. Babies´r´Us musste etwa Kinderkrippen zurückrufen. Seither haben die Muttergesellschaft Toys´r´Us und der Branchenführer Wal-Mart ihre Ansprüche an die Zulieferer dramatisch verschärft – doch das Vertrauen der Verbraucher hat Schaden genommen.

Der Verbraucherschutzverband Consumers Union steuert nun gegen eine Vertiefung der Krise. Die Organisation bestätigt, dass sämtliche betroffenen Spielzeug-Hersteller und Einzelhändler erfolgreich Maßnahmen gegen gefährliche Importe unternommen und in den letzten Monaten die Zahl der nötigen Rückrufe deutlich gesenkt hätten. Ob es reicht, besorgte Eltern vor Weihna chten in sie Läden zu bekommen, bleibt abzuwarten. Sich ist, dass die wöchentlichen Umsatzdaten aus dem Einzelhandel die Wall Street bis Jahresende mehr bewegen dürften als alle anderen Zahlen.
© Inside Wall Street
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