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Alt 27-04-2006, 07:26   #114
Starlight
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INDIEN --Anlegers Bollywood-Romanze


Indische Filme finden weltweit immer mehr Fans, und auf der am Montag eröffneten Hannover Messe steht Indien als Partnerland im Mittelpunkt. Auch bei Geldanlegern ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt derzeit schwer angesagt.

Bollywood-Filmplakat in Neu-Delhi
Wenn Volkswirte und Unternehmens-Manager auf Indien zu sprechen kommen, geraten sie dieser Tage meist ins Schwärmen. Das indische Bruttoinlandsprojekt wächst um acht Prozent, die Wirtschaft boomt und wird weiter liberalisiert, die Unternehmensgewinne sprudeln, und die Börse klettert auf ständig neue Rekordhochs. Wenn der indische Elefant zu tanzen beginne, dann breche für alle eine strahlende Zukunft an, glaubt etwa Klaus Zumwinkel, Vorstandschef der Deutschen Post.

Im vergangenen Jahr hat der Subkontinent Südkorea überholt und ist zur drittgrößten Volkswirtschaft Asiens aufgestiegen. Bis 2020 könnte Indien gar zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hinter den USA und China werden, meint die Deutsche Bank in Gestalt von Chefvolkswirt Norbert Walter. Ein demographisches Problem hat das Land auch noch nicht: Über die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25, nur fünf Prozent befinden sich im Rentenalter.


Sie sind jung, und sie sprechen fließend Englisch – die Inder profitieren heute im globalen Wettbewerb paradoxerweise von ihrer Kolonialvergangenheit. Immer mehr ausländisches Kapital fließt nach Indien: Im vergangenen Jahr war das Land mit 62 Milliarden Dollar das zweitattraktivste Ziel für ausländische Direktinvestitionen weltweit. Vor allem Hightech-Konzerne setzen auf Indien als Outsourcing-Standort, aber auch produzierende Zweige verlegen Kapazitäten auf den Subkontinent.


Computerspezialistin in Bangalore
Der Spieß wird umgedreht
Doch was schon in China zu beobachten ist, passiert zunehmend auch in Indien: Anstatt nur verlängerte Werkbank und Absatzmarkt für westliche Konzerne zu sein, werden indische Unternehmen immer selbstbewusster und mischen ihrerseits ganze Branchen auf.

In der Stahl- und der Generika-Branche mischen indische Unternehmen längst vorne mit. Weltmarktführer Mittal will für 18,6 Milliarden Euro den europäischen Konkurrenten Arcelor übernehmen. Auch Generika-Anbieter wie Dr. Reddy's oder Ranbaxy sind auf Shopping-Tour und schlucken beispielsweise mittelständische deutsche Pharmafirmen. 40 Prozent aller Generika weltweit kommen inzwischen vom Subkontinent.


Atemberaubend: Der HSBC-Fonds ist noch stärker gewachsen als der indische Leitindex.
Atemberaubender Höhenflug an der Börse
An der Börse von Mumbai (früher Bombay) ist der Indien-Boom am deutlichsten zu spüren. Seit 2003 hat sich der Leitindex Sensex 30 von 3.000 auf 12.000 Punkte etwa vervierfacht. Allein in den letzten zwölf Monaten stehen hundert Prozent Plus zu Buche.

Rund 6.000 Unternehmen sind am indischen Aktienmarkt notiert. Die wenigsten sind in Deutschland bekannt, geschweige denn hierzulande handelbar. Zudem ist es für Privatanleger schwierig, sich über indische Aktien umfassend zu informieren. Deshalb empfiehlt sich ein Einstieg in den Markt über Fonds oder Zertifikate.

Spezielle Indien-Fonds sind bei mehreren Gesellschaften im Angebot, so bei Fidelity, ABN Amro, Pictet, HSBC, JP Morgan und der DWS. In der Drei- und Fünfjahresbetrachtung liegt der HSBC GIF-Indian Equity (WKN 263235) ganz vorn. Im HSBC-Portfolio befinden sich Werte aller Branchen wie Reliance, Tata Motors oder Infosys. Wer eher auf deutsche Fondsgesellschaften vertraut, ist mit dem DWS India (WKN 974879) historisch gesehen ähnlich gut bedient – und findet dieselben Aktien unter den größten Positionen wieder, wenn auch in etwas anderer Gewichtung.

Zertifikate zum Thema Indien sind eher Mangelware – offensichtlich fällt es den Emittenten nicht leicht, den unübersichtlichen Markt adäquat abzubilden. Immerhin bietet die ABN Amro unter der WKN 256685 ein Papier an, das die 40 größten Werte aus dem "Nifty 50"-Index der National Stock Exchange abbildet. Er weist eine Performance von 82 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten auf. Vor kurzem hat auch Goldman Sachs ein "Open End Zertifikat" für Indien aufgelegt. Das Zertifikat basiert auf dem neuen Indien-Index der Deutschen Börse. Darin befinden sich die liquidesten indischen ADRs (American Depository Receipts), die derzeit an den Börsen in New York und London gehandelt werden. Aktuell besteht der Index aus 14 Werten, darunter die IT-Schmiede Infosys und der Generika-Anbieter Dr. Reddy's.


Börse in Mumbai/Bombay
Warnende Stimmen
Wie lange der Höhenflug am indischen Aktienmarkt noch andauern wird, ist freilich ungewiss. Mehrere Banken wie Merrill Lynch oder die Deutsche Bank sind skeptisch. Sie halten Indiens Börse inzwischen im Vergleich zu anderen Schwellenmärkten für überbewertet. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse lägen schon bei 17 bis 20 und damit im historischen Vergleich sehr hoch. Mit einer baldigen beträchtlichen Korrektur am indischen Aktienmarkt rechnet folglich Merrill Lynch.

Wer daher lieber nicht vollständig auf die Indien-Karte setzen will, kann auch noch breiter aufgestellte Schwellenländer-Produkte wählen. Emerging-Markets- oder Asien-Fonds gibt es in großer Zahl, und auch "BRIC-Fonds" oder "BRICK-Fonds" wurden zuletzt massiv beworben. Der Unterschied zwischen beiden: Die BRIC-Fonds investieren in Aktien aus den vier aufstrebenden Ländern Brasilien, Russland, Indien und China, bei BRICK ist dann auch noch Korea dabei.

Einzelaktien für den besonderen Kick
Passionierte Börsianer, die Fonds selbst bei Schwellenland-Investments zu langweilig finden, muten sich mit indischen Einzelaktien einiges an Informationsbeschaffung und Risikopotenzial zu. Dafür gibt es hier auch die größten Gewinnchancen. Einige in Deutschland gehandelte Papiere stellt unsere Chartserie "Die Inder kommen" vor, weitere interessante Unternehmen finden Sie unter "Noch mehr Inder".


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TCS

Ratan Tata, Vorstand von Tata Consultancy Services
Einige indische Aktien sind an deutschen Börsen nicht zu bekommen. Dazu gehören auch die Titel des größten heimischen IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS). Zum Beispiel setzt Ferrari seit längerem auf die Kompetenzen von Indiens Branchenprimus. Im vergangenen Jahr steigerte TCS seine Umsätze um 36 Prozent auf 2,97 Milliarden Dollar. Der Nettoprofit verbesserte sich gegenüber 2004 um 41 Prozent auf 649,2 Millionen Dollar.



Amtek Auto

Produktion bei Amtek Auto
Angetrieben durch den Börsenboom, niedrige Zinsen und eine starke Rupie schauen sich viele indische Unternehmer im Westen um. Im Blickfeld der neuen Investoren sind die Textilbranche, der Maschinenbau und die Pharmaindustrie. Um Zugang zu deutschen Autobauern zu bekommen, haben auch indische Autozulieferer in Deutschland zugegriffen. Amtek Auto übernahm Zelter in Hennef bei Bonn und...

Bharat Forge

Kurbelwellenproduktion bei Bharat Forge
... der Hersteller von Achsen und Kurbelwellen, Bharat Forge, kaufte Carl Dan Peddinghaus bei Bochum. Der zweitgrößte Schmiedekonzern der Welt beliefert Mercedes und Volkswagen. Bharat will weiter zukaufen -in Indien, aber auch in Deutschland, China, Schweden und den USA. Damit will das Unternehmen den deutschen Weltmarktführer Thyssen-Krupp vom Thron stoßen.


Quelle: ARD online
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