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Alt 28-04-2002, 12:45   #8
Snowfun
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Wir sind nicht Media Markt"


Im digitalen Bild liegt die Zukunft, sagt Matthias Sawatzky. Der Vorstandschef der Pixelnet AG will den Ertrag seines Unternehmens durch den Ausbau der Sparte Bild weiter verbessern. Unter anderem durch Kooperationen mit Kodak und Tiscali. Der Verkauf von Kameras und Filmen über die Photo Porst Kette sieht Sawatzky im Gespräch mit sharper.de dabei eher als Mittel zum Zweck.

Andreas Braun
sharper.de: Herr Sawatzky, die Nachricht, Sie wollten zwei Unternehmen veräußern, die zu Photo Porst gehören, hat Kritiker auf den Plan gerufen. Braucht Pixelnet dringend Geld?
Matthias Sawatzky: Nun Geld braucht selbstverständlich jedes Unternehmen. Aber im Ernst: Wir streben an, unsere Kostenstruktur weiter zu optimieren. Dazu haben wir Bereiche mit Kosteneinsparungspotenzialen identifiziert. Insbesondere die Logistiksparte gehört dazu. Daher wollen wir eine Reparatur- und eine Logistikfirma verkaufen, weil es für uns nicht sinnvoll erschien, diese Leistungen innerhalb von Photo Porst selbst zu erbringen. Es gibt professionelle Dienstleister, die diese Aufgaben sehr gut übernehmen können.
sharper.de: Und auch mit der Aussicht auf Einsparungen für Pixelnet?
Sawatzky: Zumindest gehen wir davon aus, dass Lieferanten an dem Volumen von rund 250 Millionen Euro, das Photo Porst jährlich abwickelt, sehr interessiert sein dürften. Dabei steht für uns im Vordergrund eben keinen eigenen Logistikapparat selbst zu erhalten, sondern lediglich die spezifischen Logistikdienste einzukaufen, die wir benötigen.

Positive Ertragserwartungen


sharper.de: Wann rechnen Sie mit einem Verkauf?
Sawatzky: Das kann ich noch nicht genau sagen, die Verhandlungen mit Interessenten sind aber weit gediehen. Im Interesse eines baldigen Abschlusses kann ich hierzu noch keine Details nennen.
sharper.de: Sie haben im vergangenen Jahr den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Allerdings haben dabei steuerliche Sonderfaktoren kräftig mitgeholfen. Ist Pixelnet auch ohne solche Erträge profitabel?
Sawatzky: Zunächst haben wir ja kein Geheimnis daraus gemacht, dass außerordentliche steuerliche Erträge aus einem Verlustvortrag der vergangenen Jahre und Effekte aus der Konsolidierung der Photo Porst AG zu verbuchen sind. Photo Porst hat in den vergangenen Jahren massive Verluste aufgebaut. Wir sind aber seit 2001 bereits profitabel bei Photo Porst und haben weiterhin sehr positive Ertragserwartungen. Ich denke, es ist unbestritten, dass wir es geschafft haben, zwei Unternehmen, die beide im Jahr 2000 noch in der Verlustzone waren, erfolgreich zusammen zu führen.
sharper.de: Dennoch scheint das Weihnachtsgeschäft bei Photo Porst nicht sehr gut gelaufen zu sein, gerade was den Bereich Digitalkameras angeht.


Der Bereich Bild ist margenträchtiger


Sawatzky: Wir wollen mit Photo Porst auch keineswegs Media Markt oder Saturn im Bereich der Hardware Konkurrenz machen. Wir sind in erster Linie ein Bilderdienstleister. Und in diesem Bereich sind wir auf das digitale Bild als wesentliche Ertragsquelle spezialisiert. Der Verkauf von Hardware wie Kameras ist eher ein Mittel zum Zweck für uns.
sharper.de: Derzeit trägt der Bereich Bilder aber nur rund ein Drittel zu Ihrem Umsatz bei.
Sawatzky: Richtig, aber der Anteil soll stetig wachsen. Der Markt im Bereich digitales Bild ist sehr groß, und er ist weitaus margenträchtiger als der Handel mit Hardware. Stellen Sie sich allein den riesigen Bestand an analogen Bildern vor, die in den kommenden Jahren digitalisiert werden.
sharper.de: Wie sähen Umsatzbeiträge aus Bild und Hardware aus, die Sie sich wünschen?
Sawatzky: Nun mit einem Anteil von fünfzig zu fünfzig könnten wir sehr gut leben, denke ich.


Mehr Kunden im Netz


sharper.de: Der Ausweitung des Bilderdienstes dient ja auch die jüngste Kooperation mit Tiscali. Wie sieht das Geschäftmodell aus?
Sawatzky: Die Präsenz im Portal von Tiscali bringt uns schlicht weitere Kunden im Netz, denen wir unsere Dienstleistungen rund ums Bild anbieten können. Natürlich wird es dabei ein revenue sharing mit Tiscali geben. Einen Teil der Umsätze werden wir abführen. Auf der anderen Seite bereichern wir natürlich auch die Plattform unseres Partners, weil wir sie mit unserem Angebot attraktiver machen.
sharper.de: Zusammen mit Kodak haben Sie auch einen Schritt Richtung Internationalisierung gemacht. Soll auch im Ausland eine Vertriebsschiene wie mit Photo Porst aufgebaut werden?
Sawatzky: Derzeit haben wir dies nicht geplant. Durch die Zusammenarbeit mit Kodak können wir die vorhandene Struktur, also etwa Fotolabore europaweit nutzen. Wir liefern dazu unsere technische Plattform für das digitale Bild. Das heißt das technische Know how, die Labore anzubinden und die Kenntnisse für einen optimalen digitalen Workflow bringen wir mit. An einen Verkauf von Hardware ist nicht gedacht.
sharper.de: Die Börse scheint Ihre vielfältigen Anstrengungen nicht zu honorieren. Der Kurs von Pixelnet tendiert weiter abwärts. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Sawatzky: Was an der Börse derzeit passiert, ist für mich überhaupt nicht nachzuvollziehen. Leider scheint sich eine tiefsitzende Verunsicherung bei den Anlegern breit gemacht zu haben. Das ist auch durchaus verständlich bei den Vorkommnissen der vergangenen Monate. Aber irgendwann wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Wir betreiben ein solides Geschäft, und das wird irgendwann auch der Kurs der Pixelnet-Aktie widerspiegeln.

Stand:27.04.2002
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Gruß
Snowfun
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