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Alt 23-03-2005, 15:51   #12
PC-Oldie-Udo
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23.03.2005 10:24 Uhr


Lebensmitteldiscounter

Angebliche Marken-Geheimnisse — teuer erkauft

Werden Aldi-Chips tatsächlich von Ibu hergestellt? Oder vielleicht doch von Bahlsen? Antworten offeriert eine Schweizer Firma. Für viel Geld.
Von Sebastian Jost



Die Schweiz ist das Land der zugeknöpften Banken und der streng geheimen Steuersätze für Bestverdiener. Vielleicht sollte man daher skeptisch werden, wenn sich ein schweizerisches Unternehmen ausgerechnet damit brüstet, ein "Berufsgeheimnis" zu verraten. Und zwar in Form eines Faxes, das seit Jahresbeginn in Tausende Haushalte in Deutschland geflattert sein dürfte.

Unter Namen wie "Verbraucher/Info/Verlag" oder "Verbraucher Spezial" enthüllt die Euro-Service-GmbH aus dem Kanton Aargau, wer die Regale bei Aldi und Lidl wirklich befüllt: Die billigen Grillhähnchen von "Gut Weissenhaus" stammen vom Markenmäster Wiesenhof, "Mozarella Milceso" von Zott und die "IBU Chips" aus dem Hause Bahlsen. Anschließende Aufforderung: Der Leser soll per Faxabruf neun weitere Seiten voller Markengeheimnisse anfordern.



Illegales Geschäft
Das "Geheimnis" hat drei Haken, die die Verbraucherschützer auf den Plan gerufen haben: Erstens ist es nicht geheim, sondern in diversen Fernsehsendungen referiert worden und im Internet dutzendfach gratis nachzulesen.

Zweitens kostet der Faxabruf über eine 0190-Nummer 1,86 Euro pro Minute - so erhöht die neunseitige Liste die Telefonrechnung nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen leicht um mehr als zehn Euro.

Und drittens ist das Geschäft illegal: "Werbung per Fax ist nur erlaubt, wenn der Empfänger sich damit einverstanden erklärt hat", sagt Anke Kirchner, Juristin bei der Verbraucherzentrale NRW.

Die Euro-Service-GmbH, die ein Postfach hat, aber in keinem Telefonbuch steht, beglückte die Haushalte ungefragt mit ihren Hähnchen-Hintergründen. Deshalb sperrte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) kürzlich den Faxabruf.

Das geschieht bei Nummern, für die unerwünschte Faxe, SMS, E-Mails oder Anrufe werben. Seit August 2003 hat die RegTP rund 340 Telefondienste blockiert.

Außerdem können Verbraucher bei den Regulierern erfragen, wer hinter einer Sondernummer steckt. "Mehr können wir telekommunikationsrechtlich nicht machen", sagt ein Behördensprecher.

Wer sich ausgenommen fühlt, muss die prellende Firma selbst verklagen. Die kann derweil unter neuer Nummer weitere Verbraucher ins Visier nehmen. So verschickt auch die Euro-Service-GmbH immer noch ihre Faxe - mit identischem Text, aber neuer 0190-Nummer.

(SZ vom 23.03.2005)
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Udo

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