28-08-2006 Wirtschaft
Tatneft verzichtete auf internationales Rating 
Die internationale Ratingagentur Standard & Poor's hat am Freitag der Ölgesellschaft Tatneft deren Rating B- auf eigene Initiative aberkannt. Dieser erste derartige Vorfall mit einem russischen Unternehmen löste allerdings keine besondere Verwunderung aus, schreibt die Tageszeitung "Wremja Nowostej" am Montag.
Tatneft hatte zahlreiche Mahnungen der Ratingagentur bewusst ignoriert und zeigte seit geraumer Zeit kein Interesse für den internationalen Kreditmarkt.
Hatte die Regierung der Republik Tatarstan noch Anfang der 2000er Jahre auf eine Steigerung der Marktkapitalisierung der Ölgesellschaft gesetzt, so konzentrierte sich das Unternehmen später auf die Beibehaltung des jetzigen Förderumfangs und die Vorzugsbedingungen, die sie von der Föderationsregierung bekam.
Eine Präsenz auf dem internationalen Aktienmarkt, die eine gewisse Transparenz voraussetzt, war für das tatarische Unternehmen eher eine Belastung. Im Juni kündigte die Ölgesellschaft ihre Absicht an, ihre Papiere freiwillig von der New Yorker auf die Londoner Börse umzuleiten. Tatneft verhehlte auch die Gründe dafür nicht: Die NYSE-Bedingungen sind außerordentlich hart und erfordern große Ausgaben für die SEC-Registrierung der Papiere, hieß es damals in einer Tatneft-Mitteilung.
Der Markt hat ruhig auf die Rückziehung des Ratings reagiert. Am Freitag stiegen die Tatneft-Aktien um 0,9 Prozent, während die sonstigen Ölpapiere im Durchschnitt um 0,6 Prozent wuchsen. Nach Ansicht von Marktteilnehmern wurde Tatneft niemals als ein öffentliches Unternehmen angesehen. Bei der Bewertung von Tatneft-Papieren wurde stets Rücksicht auf die Beziehungen des Hauptaktionärs mit der Regierung Russlands genommen, die sich vorerst durchaus positiv gestalten. [ RIA Novosti ]