Thema: Dollar-Charts
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Alt 18-07-2010, 10:40   #17
Benjamin
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Zitat von simplify Beitrag anzeigen
was mir derzeit etwas kurz kommt, es wird wahnsinnig über die verschuldung der eurozone geredet aber nicht über den der usa.

hier mal eine aufstellung der zahlungsbilanzen der wichtigsten länder. man muss auch mal gaaaaanz nach unten scrollen.

https://www.cia.gov/library/publicat.../2187rank.html

vielleicht sollte frau merkel auch mal einen blick auf diese statistik werfen, so vonwegen über die verhältnisse gelebt.
Hi,

der Link zu den Leistungsbilanzen der Staaten ist echt interessant. Habe mal aus dem Link zum Spaß die Leistungsbilanz-Zahlen von Deutschland und USA auf die Einwohnerzahl normiert.
Ergebnis:
Jeder Einwohner (Baby u. Greis inkl.) in den USA hat demnach in 2009 ein Leistungsbilanzdefizit von -1362 US-Dollar gehabt, im Gegensatz zu einem solchen Einwohner in Deutschland, der einen Leistungsbilanzüberschuss von +1650 US-$ erzeugte. Dazwischen liegt eine Differenz von 3012 US-$ allein in 2009, für jeden Einwohner egal welchen Alters.

Vordergründig völlig unglaublich, dass immer noch Leute den USA diese Schuldverschreibungen (Staatsanleihen) abkaufen.

ABER:

Das Bruttoinlandsprodukt der USA ist 4,2-fach so gross wie das Deutschlands. Normiert auf die Einwohnerzahl in 2009 hat jeder Einwohner (egal welchen Alters) in den USA 46250 $ beigetragen, in Deutschland aber nur 40937 $, also 5313 $ weniger.

Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (kaufkraftbereinigt) pro Kopf ergibt sich erstaunliches: USA: 46381$, Deutschland 34212, also 12169$ weniger!!! Das sind rund 26% weniger!!! Die nationale Wertschöpfung ist also in 2009 in den USA um rund 26% höher als in Deutschland! Das finde ich sehr erstaunlich!

Quellen:
Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...inlandsprodukt
Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sowie Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt (kaufkraftbereinigt) pro Kopf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...odukt_pro_Kopf

Was bedeutet das?

Das Leistungsbilanzdefizit der USA kann unterschiedlich bewertet werden:

Negativ:
Ein Land mit einem negativen Außenbeitrag importiert mehr, als es exportiert, was gleichbedeutend ist mit einem Vermögensrückgang (also einem Sinken des Nettoauslandsvermögens).

Ein Leistungsbilanzdefizit bzw. ein Verbrauchsüberhang besteht ebenfalls, wenn im Inland der Gesamtverbrauch (Absorption) größer als die eigene Wertschöpfung (Bruttoinlandsprodukt) ist. Dies kann beispielsweise durch öffentliche Transfers oder Kapitalimporte der Fall sein.

Positiv:
Umgekehrt kann ein negativer Außenbeitrag aber auch positiv als Zufluss ausländischen Kapitals gedeutet werden, welches u. U. zu rentablen Investitionen eingesetzt wird. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leistun...sbilanzdefizit

Insofern bedeutet ein Leistungsbilanzdefizit nicht so arg viel, solange das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner derartig stark ist - und da sind die USA sogar stärker als Deutschland! Einem so starken Motor glaubt die Welt (noch!), dass er "später" in der Lage sein wird, diese unglaublich hohen Defizite zurückzuzahlen durch den Profit der eigenen Wirtschaft.

Die USA sind im Vergleich mit anderen Industrienationen unglaublich stark im Bereich Wertschöpfung, weshalb Leute dorthin Geld geben, um es dort arbeiten zu lassen. Aber leider sind die USA noch stärker beim Konsum. Daher das hohe Leistungsbilanzdefizit.

Ein kleines Bild zu Schluss:

Die Leute tun so, als könnten ihre Bäume in den Himmel wachsen - und wetten sehr viel Geld darauf. Bislang scheinen die Bäume ja noch zu wachsen. Andererseits weiss aber jedes Kind, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen können. Diese Nummer wird erst durch das Absterben der Bäume geklärt - nicht vorher. Dann sind aber die Bäume tot - und das Geld ist auch weg....
Ob es danach wieder Bäume geben kann wird man abwarten müssen...
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Beste Grüße, Benjamin
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