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Alt 10-03-2012, 10:06   #2
Tester32
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Hallo Purzelinho,

das Problem mit vielen alternativen Energien ist ihre Unwirtschaftlichkeit. Man kann im Grunde genommen nicht die komplette Wirtschaft auf irgendwas umstellen, was sich finanziell nicht selber trägt. Das geht nur in kleinem Umfang, z.B. privat kannst Du sehr wohl ein Haus kaufen, welches nicht nur sich selbst behezien, beleuchten und Dein Elektroauto aufladen wird, sondern auch einen Energieüberschuss ins Stromnetz abführen wird. Das heißt, die Möglichkeit, so zu handeln, besteht.
Wirtschaftlich ist sie aber nicht und wenn Dir privat für eine solche Invistition das Mehr an ausgegebenem Geld nicht zu schade wäre, dann heißt es aber nicht, dass große Firmen und Konzerne sich das auch leisten können. Sie stehen schließlich unter Druck durch internationale Wettbewerber und Investoren, die sehr genau auf die Rendite schauen. Und wenn da das Unternehmen nicht wirtschaftlich arbeitet, dann wird das Management über kurz oder lang ausgetauscht.
Natürlich gibt es auch lobenswerte Ausnahmen, wie z.B. die Münchner Rück, die italienische Solar- oder Windparks aufgekauft hat, aber weißt Du, wie hoch der Energiebedarf eines Versicherers ist? Es sind Peanutes im Vergleich im Vergleich zu BMW, BASF und anderen Firmen, die nicht mit intellektuelem Gut handeln, sondern echte Produktionsanlagen betreiben müssen. Und es sind Peanuts in der Firmenbilanz, weswegen auch ich als Aktionär nicht empört darüber bin, sondern das lobenswert finde. Würde es aber die Jahresbilanz nennenswert beeinflussen, hätte ich damit ein Problem. Und Firmen mit vielen eienrgieintensiven Produktionslinien können sich sowas gar nicht leisten. Unwirtschaftlichkeit.

Natürlich weiß unsere Bundeskanzlerin das alles. Und so hat sie auch versucht, zweigleisig zu fahren, indem die Industrie einen anderen Strompreis bekommt, der nicht mit den Kosten für alternative Energien belastet ist. Den belasteten bekommen wohl nur die Privathaushalte. Bei manchen Versorgern kannst Du sogar den Tarif wählen, ob Du nur Öko-Strom beziehst, oder konventionellen. Das Problem aber: warum soll man die komplette Stromversorgung der privaten Haushalte auf den teureren und weniger wirtschaftlichen alternativen Strom umstellen? Erstens gar nicht jeder Deutsche ist so begeistert darüber, diese Mehrkosten zu tragen und wahrscheinlich einmal im 10 Jahren auf einen Urlaub verzichten zu müssen. Und er kann das bei den Wahlen quittieren. Zweitens, ändert das nichts für die Industrie. Und das stört dann schon irgendwie am Gerechtigkeitsgefühl, denn warum sollen Private zu höheren Kosten für saubereren Strom gezwungen werden, wenn die Industrie gleichzieitig den wirtschaftlicheren Strom nutzen darf? Sind die Menschen bei uns die Blöden? Das werden sie langfristig nicht akzeptieren.

Warum hat die Kanzlerin so gehandelt? Glaub mir, sie hat sehr wohl gewußt, was sie tut. Aber sie ist eine Politikerin. Und sogar eine gute. Wenn die Nation über die Fukushima-Katastrophe geschockt ist und einen Atomausstieg will, dann wäre es dumm, sich quer zu stellen und auf dem Atomstrom weiter zu beharren. So hat sie den Ausstieg beschleunigt und einige Atommeiler früher abschalten lassen. Si hat nach dem Willen der Bevölkerung gehandelt und ich finde es gut so.

Jetzt, wo die deutschen Solarpioniere aber massenweise Pleite gehen und viele Anleger beschädigt sind, würde das Festhalten an den Subventionen für Solarenergie aber nur die chinesische Solarfirmen subvenstionieren. Damit sind diese Subventionen politisch nicht mehr vertretbar. Viele deutsche Wähler sind sicherlich nicht bereit, höhere Strompreise, als die Industrie zu zahlen, und das mit steigender Tendenz, nur um chinesische Arbeitsplätze zu subventionieren. Das ist politisch brenzlich und so finde ich eine Begrenzung der Förderung gar nicht schlecht. Es ist politisch und taktisch klug.

Die Kanzlerin handelt also taktisch durchaus intelligent, respekt.

Langfristig löst das die Probleme nicht, aber langfristig muss man eh nach prinzipiell neuen Energien forschen und versuchen, Wirtschaftliche zu finden. Ob es Wasserstoffreaktoren sein werden? Oder was anderes? Weiß man heute noch nicht. Es könnte sogar sein, dass den Kohle- und Gaskraftwerke die Zukunft gehören wird, - die Partikel lassen sich bereits mit heutigen Technologien rausfiltern und CO2 könnte als Dügemittel in Treibhäusern gefragt sein, es gibt bereits erste Versuche in Holland und das steigt die Ernte deutlich.
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