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Alt 02-05-2002, 13:22   #3
Snowfun
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Hi,

ich habe in einem anderen Board eine interessante Meinung darüber gefunden.
Ich wäre sehr vorsichtig bei solchen investments, da ich auch schonmal auf sowas reingefallen bin.

Ich glaube der Kurs geht langsam wieder auf Tauchstation.

So, hier der Text:


***************************
Diese dose, besser gesagt, der deckel, in den diese wiederverschliessbare aufreisslasche integriert ist, wurde vor ein paar wochen in den einschlägigen fachzeitschriften erwähnt. es geht hier nicht um eine dose mit schraubverschluss, sondern um eine blechlasche, die sich vor die öffnung der dose schieben lässt.

meiner meinung nach höchstens für zeitlich eng begrenzte aktionen, bei denen man dem endverbraucher einen gimmick bieten will, geeignet. ich seh nämlich absolut keinen nutzen in einer dose, die man wieder zu machen kann. (ausnahme, siehe später) dazu kommt: die margen bei dosenbier sind für die hersteller lächerlich gering (jeder kann das im supermarkt selbst sehen, wenn er den dosenbierpreis mit dem preis für mehrwegware in flaschen vergleicht und dabei bedenkt, dass eine getränkedose so um die 18 bis 22 pfennig (sorry, die währung ist mir immer noch geläufiger) kostet.) wieso sollte ein getränkehersteller die marge nochmals um ein paar pfennig schmälern?

nun zum börsenman, oder wie der heisst: verdammt mies recherchiert und keine ahnung!!!

erstens: interbrew ist keinesfalls eine der grössten brauereien in europa, sondern ein brauereikonzern - zugegeben, der drittgrösste der welt. was interbrew aber von anderen brauereikonzernen unterscheidet: lauter mässig grosse brauereien, von denen jede für sich ihren eigenen stiefel durchziehen darf. nix von wegen konzernstrategie.

zweitens: die aussage: "interbrew....beck`s ebenfalls...". becks gehört interbrew.

drittens: einen hersteller von maschinen zur getränkedosenproduktion zu den marktaussichten dieses wiederverschlusses zu befragen ist so, als ob man einen baumwollpflanzer zu den marktaussichten einer neuen damenbinde befragt.

nun etwas grundsätzliches: sollten sich (wider erwarten) einige brauereien oder sonstige getränkehersteller (coca cola wäre da meines erachtens wesentlich interessanter) für das zeux interessieren, werden sie sich das exklusiv sichern. damit dürfte das umsatzpotential deutlich eingeschränkt sein. wenn es dich interessiert, wie sowas läuft, geh zur firma huber-verpackungen, die sitzen direkt vor deiner haustür in öhringen und stellen 5-liter-dosen her. huber hat vor ein paar jahren den in diese dosen integrierten zapfhahn erfunden und diese kiste mit warsteiner exklusiv gedreht. klar haben die damit geld verdient - verdienen sie sicher heute noch... die exklusivrechte von warsteiner sind längst vorbei und jede brauerei kann dosen mit integriertem zapfhahn kaufen. ich vermute allerdings, zum gleichen preis wie früher dosen ohne zapfhahn.

zu dieser sonderbaren holding: die verdienen ihr geld eigentlich mit dem management von radioaktivem abfall (wenn ich das beim kurzen versuch das zu checken nicht falsch verstanden habe). für die entwicklung des dosendeckels haben die mitte vergangenes jahr eine separate firma gegründet - vermutlich irgendwas, das minimal haftet, wenn es schief geht.

und noch was grund-grundsätzliches: es ist noch gar nicht so lang her, da gab es auch in der bild-zeitung ultimative aktientips. überleg dir selber, was davon zu halten ist, wenn ein massensender wie sdr3 "geheimtips" verbreitet.

exkurs in die politik und derzeit geltendes recht: wir haben eine verpackungsverordnung und eine partei, die sich profilieren muss, wenn sie wieder gewählt werden will. im klartext: die mehrwegquote ist seit 1991 von über 72 % auf heute ca. 64 % runtergeknallt. das heisst, dass einweggebinde befandet werden müssen. im derzeitigen plan von trittin heisst das konkret: mitte des jahres wird im bundesanzeiger veröffentlicht, dass die mehrwegquote unter 72 % liegt, damit wird ein halbes jahr später die pfandpflicht ausgelöst, vermutlich zum 1. 1. 2003. ob das tatsächlich so kommt, halte ich zwar für fragwürdig, es gibt da unter anderem kartellrechtliche probleme, die bis heute nicht aus der welt sind, aber es ist mit allem zu rechnen. ob ein pfand auf einweg-getränkeverpackungen den absatz von getränkedosen in die knie zwingt, weiss niemand. ok. könnte sein, dass diese beiden unternehmen gerade wegen der verpackvo und der damit vebundenen furcht, die dosenabsätze könnten in den keller gehen, einen gimmick suchen, der die verbraucher hinsichtlich der dose bei der stange halten soll. würde durchaus sinn machen, da eine wiederverschliessbare leere dose weniger probleme bei der häuslichen lagerung und dem rücktransport in den handel machen würde. aber da reden wir vom deutschen markt. sofern der wiederverschluss sämtlichen dosenabfüllern von bier in deutschland zur verfügung stände, geht es hier um ca. 20 mio hl bier oder 4 mrd dosen. bei einem halben cent lizenz gebühr reden wir hier von einem umsatz von 20 mio euro. das entspricht einem mittleren mittelstandsunternehmen. gut, wenn softdrinks dazukämen, eben coke, könnte es noch um einiges mehr sein - ob dann die vom börsenman erwähnten 40 mrd dosen zusammenkämen, weiss ich nicht. aber selbst die hoffnung, das drohende zwangspfand könnte einen wiederverschluss beflügeln, ist äusserst spekulativ. ob die grünen wieder in die regierung gewählt werden, weiss heute keiner und selbst die spd hat zur verpackvo einen punkt im wahlprogramm, der ein zwangspfand ziemlich unwahrscheinlich erscheinen lässt.

ich kann mich, falls gewünscht, schlau machen, was es tatsächlich mit diesem dosendeckel auf sich hat. dazu brauch ich aber ein paar tage. wie oben bereits gesagt: ich halte bislang davon nix - das muss aber nix heissen, mal davon abgesehen, dass ich mich in der getränkebranche verdammt gut auskenne.

und: ich finde es mega-leichtfertig, wegen dieser (eigentlich für jeden erkennbar!) beschissen recherchierten meldung im radio geld zu riskieren
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Gruß
Snowfun
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