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Alt 22-11-2004, 12:03   #5
niemandweiss
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Question für mich utopische Wunschträume - oder was sagt ihr dazu ?

Presseschau | Montag, 22. November 2004 07:05 Uhr


Themen sind die politische Zukunft des CSU-Gesundheitspolitikers Seehofer und die Ergebnisse einer weiteren PISA-Studie. Doch zunächst zur neuerlichen Debatte über die sogenannte "Leitkultur".



Nach der Kölner Großdemonstration von Muslimen gegen Terror und für ein friedliches Miteinander der Religionen schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG : "Noch immer sind jene Prediger der Abgrenzung in der Minderheit, die unter Toleranz vor allem verstehen, dass in Deutschland die Scharia als Parallelrecht für Muslime akzeptiert wird. Aber sie haben die Meinungsführerschaft übernommen, sie setzen die Themen, bestimmen die Debatten in vielen Moschee-Gemeinden. Das erfüllt auch dort viele mit Unbehagen, aber sie können dem wenig entgegensetzen. Es fehlt an gebildeten Muslimen, die religiös und aufgeklärt zugleich sind, die erklären können, dass die deutsche Gesellschaft keine verrottete Ansammlung von Unmoral ist, sondern dass es keine andere Wahl gibt, als sich auf dieses Land einzulassen, wozu eben auch der Sexualkunde-Unterricht für Mädchen gehört. Und das könnte die große Chance des Zeichens von Köln sein: dass 25.000 Muslime gegen die Propagandisten des Ghettos argumentieren. Und dass der Rest der Deutschen diesen 'Aufstand der Anständigen' unterstützt" , notiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.


Die in Düsseldorf erscheinende RHEINISCHE POST stellt fest: "Die muslimischen Veranstalter und die mehr als 20.000 Teilnehmer der Kundgebung werden Extremisten nicht vernünftig und freiheitlich gesinnt machen . Aber die anständigen Muslime setzten gestern ein Zeichen des geistigen Widerstandes gegen die irrationalen Ausbrüche, gegen den religiösen Furor der Unanständigen und Gewaltbereiten. Es ist zu hoffen, dass in Köln der seit langem geforderte europäische Islam zu besichtigen war, der endlich mit Demokratie, Recht und Freiheit Frieden schließt", betont die RHEINISCHE POST.


Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bemerkt: "Vielleicht stehen wir ja wirklich am Beginn einer ernsthaften, nicht von ideologischen Sprengmeistern oder Denkverbotskommissaren dominierten Debatte darüber, wie muslimische Einwanderer und ihre Kinder einzugliedern sind, nach welchen Kriterien der Erfolg von Integration zu messen wäre und ob Integration als Ziel überhaupt ausreicht. Diese Debatte wird das Thema Leitkultur nicht aussparen dürfen und nicht die Verpflichtungen, die eine selbstbewusste, an sich glaubende, sich ihrer christlichen Grundierung nicht schämende Gesellschaft von denen verlangen darf, die in ihrer Mitte leben", konstatiert die F A Z.


"Der deutsche Staat und die übergroße Mehrheit derer, die hier leben, haben ein Recht auf Anpassung der Zuwanderer, die bis an die Grenze zur Assimilierung geht", glaubt die Zeitung DIE WELT und führt aus: "Orientierung dafür kann ein Begriff wie 'Leitkultur' durchaus liefern. Es wird gewiß lange dauern, sich auf konkrete Punkte zu einigen. Aber es gibt einen Kanon von Überzeugungen und Werten, die Deutschland zu einem freien und fairen Gemeinwesen machen, das auf christlichem Fundament ruht. Vier Jahre nach dem Desaster der ersten 'Leitkultur'-Debatte scheinen die Weichen für eine solche Klärung gestellt. Endlich."


Nach der WELT jetzt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG : "Wenn der bayrische Ober-Sheriff Günter Beckstein neben der Multi-Kulti-Freundin Claudia Roth gemeinsam auf einer Muslimen-Demo spricht, dann geht es um mehr als Sonntagsreden. Die Brennpunkte Integration und Islam in Deutschland sind nach Jahren des Tiefschlafs von der CSU übers Kanzleramt bis zu den Kirchen plötzlich Thema Nummer eins. Dennoch ist der Tenor wohltuend sachlich, es werden mehr Brücken gebaut als Porzellantassen zerdeppert. Auch wenn Stoibers zugespitzte Formel: 'Ja zur Toleranz, nein zu islamischen Kopftüchern' bei Schröder etwas entschärft als 'Wille zur Integration' angemahnt wird - soweit ist man in der Debatte nicht auseinander", resümiert die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.


Abschließend zu diesem Thema die FRANKFURTER RUNDSCHAU , die eine negative Bilanz zieht: "Es war ein Wochenende der verpassten Chancen . In Köln übte ein Bündnis von muslimischen Organisationen eine schwierige Premiere. Erstmals in Deutschland versuchte man dem Protest gegen islamistischen Terror Gesicht und Stimme zu geben. Ein Bekenntnis der schweigenden Mehrheit der Muslime zu den demokratischen und friedlichen Prinzipien dieser Gesellschaft sollte das sein. Doch zur gleichen Zeit hatte die CDU/CSU das Fenster zum Dialog schon wieder fest verrammelt. Recht lautstark ist der angestaubte Rolladen 'deutsche Leitkultur' erneut heruntergerasselt. Der Kampf der Kulturen, vor dem der Bundeskanzler am Samstag noch gewarnt hatte, scheint damit eingeläutet", befürchtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
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Börsen-Borderliner :twister:
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