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Alt 12-05-2018, 11:12   #110
Benjamin
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Beiträge: 10.374
Mit der Entscheidung zur Kündigung des Atomabkommens ist die Krise noch nicht vorbei:

- Wenn Trump das bisherige Atomabkommen mit dem Iran ablehnt
und
- wenn Trump keine Erfolg versprechenden neuen Verhandlungskonzepte anbietet,
denn unter "verhandeln" versteht Trump faktisch nur die Kapitulation der iranische Führung, die sich selbst und ihr ganzes System abschaffen ("Regimewechsel") und sich dann selbst in den Kerker werfen soll,
und
- wenn Trump trotzdem Iran und dessen Aktivitäten im In- und Ausland gesichert kontrollieren will:

dann bleibt Trump nur noch der Krieg: Die Androhung und voraussichtlich Anwendung militärischer Mittel (wohl primär ausgeführt durch Israel, aber mit US-Mitwirkung durch Raketen und Finanzmittel) mit dem Ziel des "Regimewechsels" im Iran.


Eine darüber hinaus gehende Strategie für die Zeit nach dem "Regimewechsel" hat Trump nicht, obwohl diese höchst geboten ist: Denn ein "Regimewechsels" im Iran durch Krieg zieht nach sich:
  • Eine dann völlige Destabilisierung großer Teile des Mittleren Ostens und nördlichen Afrikas.
  • Die Dominanz Saudi Arabiens in der arabischen Welt (befindet sich unter den 10 autoritärsten Staaten der Welt, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Mensch..._Saudi-Arabien)
  • Saudi Arabien (und wohl auch andere Staaten) wird die eigene Atombombe bauen wollen, da wir ja alle seit Trump bereits jetzt in einer Welt ohne verläßliche Schutzmacht USA leben.
  • Folglich ein atomares Wettrüsten von Israel und Saudi Arabiens (und weiterer Staaten weltweit)

Vermutlich interessiert sich Trump auch gar nicht für eine solche Strategie, da die US-Ölfirmen (steigender Ölpreis) sowie die US-Waffenindustrie (Aufrüstung im ganzen Mittleren Osten und nördlichen Afrika) blendende Geschäfte machen werden.
Wenn in dieser Region die freie Anarchie gilt, weil es keine Ornungsmacht mehr gibt, keine belastbaren Verträge, es gilt nur noch das „Recht des Stärkeren“ bzw. das "Faustrecht", jeder gegen jeden, dann braucht es natürlich keine US-Truppen mehr vor Ort. Die wird Trump pressewirksam alle "heimholen" und sich dafür von seinen Anhängern begeistert feiern lassen, weil er diesen viel zu teuren "Unsinn betr. USA als werteorientierte Ordnungsmacht des Westens" endlich abgestellt hat. Die sollen alle zusehen, wie sie allein in diesem Chaos klarkommen.

Logischerweise rüstet Trump - von allen werteorientierten Überlegungen frei - die US-Streitkräfte enorm auf, um in dieser neuen Welt des „Rechts des Stärkeren“ bzw. des "Faustrechts" immer der Stärkste zu sein: "America first"!
Erinnert mich an diie Aufstiegsgeschichte von Adolf Hitler, sorry.

Logischwerweise macht unter Trump die Nato keinen Sinn mehr, sie sollte von der EU verlassen werden, da unter Trump die EU dadurch nur noch ausspioniert und gegängelt, aber nicht mehr die EU glaubwürdig geschützt würde.

Die EU als Ganzes ist wirtschaftlich ebenbürtig mit den USA: Das Bruttoinlandsprodukt
  • der USA beträgt 2018 geschätzt rund 20,4 Billionen US-Dollar = 17,08 Billionen Euro (bei EUR/USD von 1,1942, dem Schlusskurs vom 11.05.18)
  • in der EU im Jahr 2017 betrug es rund 15,3 Billionen Euro; in der Euro-Zone waren es circa 11,2 Billionen Euro.
Solange die EU sich untereinander einig ist, weil sie sich auf wechselseitig faire Regeln einigen kann (die nicht am Ende nur das Geld der (deutschen) Steuerzahler vernichten), solange kann sie sich gegen die USA und andere Staaten und Interessengruppen politisch und wirtschaftlich erfolgreich zur Wehr setzen. Vermutlich wird es aber keinen Trend geben zur atomaren Aufrüstung Europas unter der Führung der Atommacht Frankreich, die ja sowohl die Atombombe und auch Trägerraketen besitzen: Die "Force de frappe", die Atomstreitmacht der Französischen Streitkräfte. https://de.wikipedia.org/wiki/Force_de_frappe
Zitat:
Ich finde, wir sollten unser Augenmerk eher auf eine politische Union für die gesamte EU legen. Das umspannt in meiner Vorstellung eine gemeinsame Außenpolitik, einen gemeinsamen Grenzschutz, eine europäische Armee und eine Harmonisierung der Rechtssysteme. Dazu kommen dann grenzüberschreitende Projekte, die regional durchgeführt werden sollten und andere Formen der Zusammenarbeit. Aber eine Transferunion, wie sie sich Macron vorstellt, wird eine solche Union scheitern lassen. Die Franzosen wollen nämlich gar keine Verteidigungsunion, sie wollen ihre „Force de Frappe“ (Atomstreitmacht) für sich behalten und sie nicht einer europäischen Institution überlassen. Wenn Deutschland einer Fiskalunion zustimmt, fehlt jeder Grund, warum die Franzosen dann noch Zugeständnisse bei der Verteidigungsunion machen sollten.
Zitatquelle: http://www.hanswernersinn.de/de/Inte...pital_02052018

Eine weltweite Folge dieser Trump-Politik: Es gibt generell dann keine belastbaren Verträge mehr (außer innerhalb von definierten Schutzzonen wie der EU oder innerhalb der USA). Es gilt nur noch das „Recht des Stärkeren“ bzw. das "Faustrecht". Folglich kollabiert die auf vertragliche Regeln basierte Handelsordnung der Welt.
Unweigerlich hat das einen gewaltigen weltweiten Konjunkturabschwung zur Folge.
Etwa ab 2020 dürfte das sehr spürbar werden!

(11.600 Seitenaufrufe bis zum 13.05.2018)
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (13-05-2018 um 20:32 Uhr)
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