Thema: Euro/jpy
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Alt 29-03-2004, 14:02   #8
Benjamin
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Der Yen zeigt wieder seine Muskeln

26. März 2004 Währungen von Ländern, die einen Handelsbilanzüberschuß erwirtschaften, tendieren normalerweise dazu, aufzuwerten. Allerdings nicht immer, denn die Beziehungen mit dem Ausland bestehen nicht nur aus dem Handel. Denn auch der Kapitalverkehr spielt eine wesentliche Rolle und dominiert in gewissen Phasen sogar die Wechselkursentwicklung.

Denn wenn das Land zwar mehr exportiert als importiert, gleichzeitig die Wirtschaftsentwicklung nicht sonderlich prickelnd ist und die Zinsen möglicherweise auch noch auf Rekordtief sind, dann dürften die Anleger ihr Heil im Ausland suchen. Genau das dürfte beispielsweise in den 90er-Jahren in Japan passiert sein. Denn der Yen gab von 79,75 Yen gegen den Dollar auf bis zu 147,66 Yen nach.

Gegen den Euro den langfristigen Abwertungstrend gebrochen

Seit dem hat er allerdings den langfristigen Aufwärtstrend wieder aufgenommen und wurde nur immer wieder durch die zum Teil massiven Interventionen der japanischen Administration unterbrochen. Noch im Januar und Februar des laufenden Jahres mit Rekordsummen. Allerdings hielten sie nicht lange an. Mit 105,63 Yen je Dollar liegt die japanische Währung beinahe schon wieder auf dem Niveau, auf dem sie sich vor dieser jüngsten und massivsten „Interventionsaction“ befand. Gegen den Euro ist der Yen sogar durch den langfristigen, seit dem Oktober des Jahres 2000 geltenden, auf Grund der Notierung nach oben führenden, Abwärtstrend gebrochen.

Nun ist der Weg weiter nach unten frei. Die Währungsanalysten der BNP Paribas haben schon bei Kursen um 135 Yen je Dollar zum Verkauf der Währung geraten und sehen nun das nächste Kursziel bei 126,30 Yen und danach bei 124,20 Yen je Euro. Auf dem Weg dahin dürfte zwar wieder mit Interventionen des Japaner zu rechnen sein, allerdings werden sie sehr wahrscheinlich nur versuchen, die Aufwertung der eigenen Währung zu bremsen. Denn auf Grund der jüngsten Entwicklungen haben sie nicht nur die fundamentalen Trends, sondern auch die Mehrheit des Marktes gegen sich.

Wachstum, Handelsüberschüsse und Kapitalimporte lassen Yen-Nachfrage steigen

Die Zeichen in Japan stehen stärker auf Wachstum, als jemals zuvor in den vergangenen 20 Jahren. Der Konsum scheint mit einem Plus von 6,9 Prozent im Februar angesprungen zu sein, die Exportüberschüsse haben im Februar auf 1,1 5 Billionen Yen zugenommen und viele Unternehmen scheinen nach zum Teil deutlichen Restrukturierungen in den vergangenen Jahren wieder gutes Geld zu verdienen. Unter anderem im Handel mit Amerika, Europa und immer mehr auch China. Aus diesem Grund tendieren auch immer mehr internationale Anleger dazu, in Japan zu investieren. Nicht umsonst hat der Topix am Freitag mit einem Plus von 1,41 Prozent auf 1.167,32 Zähler nicht nur den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren erreicht, sondern sich zumindest aus technischer Sicht auch Raum für weitere Kursgewinne geschaffen.

Die Kapitalströme nach Japan führen zusammen mit der strukturellen Position Japans im internationalen Handel dazu, daß die Nachfrage nach Yen deutlich zunimmt und die Währung aufwerten sollte. Die jüngsten Interventionen sollten zwar offensichtlich die Marke von 105 Yen je Dollar als „Demarkationslinie“ etablieren. Aber so lange die fundamentalen Entwicklungen in der Region nicht völlig entgleisen, dürfte sich die Marke trotz allen Widerstandes nicht halten lassen, der Yen dürfte weiter aufwerten. Vor allem dann, wenn der anstehende Tankanbericht ein optimistisches Bild zeichnen sollte.

Asiatische Währungen profitieren von wirtschaftlichem Umfeld

Sofern die japanischen Interventionen im Dollar-Yen wieder intensiver werden, dürfte die japanische Währung vor allem gegen die restlichen Währungen zulegen. Unter anderem gegen den Euro. Denn dieser hat seinen Flair in jüngster Zeit verloren und konsolidiert gegen den Dollar. Die relative schwache konjunkturelle Entwicklung in Europa - der ifo-Index spricht für sich - macht die Währung aus fundamentaler Sicht nicht sonderlich interessant. Ähnlich wie in den vergangenen Monaten könnte sie gegen den Dollar höchstens dann wieder zulegen, wenn der Wirtschaftsoptimismus in Amerika verpuffen sollte und die strukturellen Probleme - Leistungsbilanzdefizit, hohe Verschuldung, durch Goodwills und nicht verbuchte Mitarbeiterbeteiligungsprogramme, aufgeblähte Unternehmensgewinne, industrielle Überkapazitäten et cetera - wieder deutlicher zum Tragen kommen. Insgesamt dürften die asiatischen Währungen vom positiven wirtschaftlichen Umfeld der Region profitieren.

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