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Alt 18-12-2006, 07:13   #4
Starlight
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Beste Dax-Prognose des Jahres


Von Heiko Böhmer

Alle Jahre wieder gibt es die gleichen Schlagzeilen: Dax-Prognosen sind oft nichts wert. Schon Ende 2005 hatte ich im Privatfinanz-Letter auf die Schwäche der Experten bei der richtigen Dax-Prognose hingewiesen. Vor einem Jahr schrieb ich: "Bei der Dax-Prognose lagen alle großen Banken daneben. Im Durchschnitt von 10 Banken-Prognosen wurde ein Endstand 2005 für den Dax von 4.564 Punkten prognostiziert. Einzig die Schweizer UBS sah den Dax schon vor einem Jahr bei 5.000 Punkten. Am anderen Ende der Bandbreite stand HSBC Trinkaus mit einer Prognose von nur 4.100 Punkten. Nur zur Erinnerung: Ende 2004 stand der Dax noch bei rund 4.200 Punkten. Dass es so weit nach oben geht und wir uns aktuell im Dax nahe dem 3-Jahres-Hoch befinden, hat keiner der Experten vorhergesagt."

Diesen Text könnte ich für dieses Jahr fast komplett übernehmen – ich müsste nur die Zahlen ändern. Aber das Ergebnis bleibt gleich: Wieder lagen die Experten daneben. Die durchschnittliche Dax-Schätzung für den Endstand 2006 lag bei 5.666 Punkten. Von den etablierten Bankprofis lag Adrew Gathwaite von der Investmentbank Crédit Suisse noch am Besten: er hat dem Dax ein Aufwärtspotenzial bis 6.100 Punkte zugetraut. Spannend ist jedoch der Blick auf die andere Seite der Prognosen: JP-Morgan Chefstratege Mislav Matejka prognostizierte sogar einen Absturz des deutschen Leitindexes auf 5.000 Punkte.

Aber es gibt auch positive Ausnahmen bei der Prognosesicherheit. So lag mein Kollege Rolf Morrien, Chefredakteur des Börsenbriefs „Der Depot-Optimierer“, weitaus besser als viele Bankprofis. Hier noch ein kurzer Blick zurück auf seine Prognose Ende 2005: "Für die Mehrzahl der Unternehmen wird 2005 ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Ein guter Indikator sind die Dividenden: 2006 können Sie sich bei den Dax-Werten auf Rekordausschüttungen freuen. Auch der Geschäftsausblick auf das kommende Jahr fällt optimistisch aus. Im Schnitt dürften die deutschen Blue Chips den Gewinn um runde 10% steigern. Das ist weniger als im laufenden Jahr, aber immer noch sehr ordentlich. Da die Inlandsnachfrage in fast allen Prognosen niedrig angesetzt wurde, kann es hier auch kaum böse Überraschungen geben. Die Unternehmen haben sich auf die Leiden des Dauerpatienten Deutschland bereits eingestellt. Der Dax hat somit im kommenden Jahr das Potenzial, die Marke von 6.000 Punkten erfolgreich anzugreifen."

Damit lag Morrien besser als viele andere Experten. Doch nicht nur beim deutschen Aktienmarkt hat er in den vergangenen Jahren sein Näschen unter Beweis gestellt. Auch im Rohstoff-Sektor hat er schon frühzeitig den Boom erkannt. Genau in diesem Bereich weist er aktuell auf eine Entwicklung hin, die sich dann 2007 für Sie auszahlen könnte: "Der weltweit größte Bergbaukonzern BHP Billiton will die bisher nur sehr kleine Goldsparte ausbauen. Bisher fördern die Australier nur das Gold, das beim Abbau anderer Metalle als Nebenprodukt abfällt. Zukünftig will BHP stärker auf Gold setzen und das Edelmetall in eigenen Minen abbauen. Daher sondieren die Australier den Markt und suchen Übernahmekandidaten. Die Ankündigung, trotz des bereits erfolgten Preisanstiegs bei Gold jetzt noch groß investieren zu wollen, lässt den Markt aufhorchen. BHP scheint mindestens stabile, längerfristig sogar steigende Goldpreise zu erwarten. Eine interessante Entwicklung, da BHP am Börsenparkett den Ruf hat, zukünftige Renditebringer sehr früh zu erkennen. Im Frühjahr 2005 wurden die Australier scharf kritisiert, weil sie sich in einen Bieterwettkampf um den australischen Rohstoffkonzern WMC Resources eingelassen hatten. BHP rechtfertigte den damals hohen Kaufpreis von 7,3 Mrd. USD mit dem Hinweis auf die riesigen Uranvorkommen von WMC. BHP wollte sich um jeden Preis diese Vorkommen sichern. Nun hat sich der Uranpreis seit Anfang 2005 sehr positiv entwickelt: Er ist praktisch explodiert und hat sich mehr als verdoppelt! Die Übernahme war ein strategisches Meisterwerk. Die Optimisten hoffen jetzt, dass BHP Billiton beim Gold wieder so ein glückliches Händchen hat und der Preis weiter steigt. Die Aussichten sind gut."

So weit Morrien mit seinem Hinweis auf den Goldsektor. Die Aktie von BHP Builliton gehört im Übrigen seit Sommer 2004 zu seinen Empfehlungen. Die Bilanz von 136% Kurszuwachs kann sich sehen lassen.

Aber noch einmal zurück zur Dax-Prognose. Nach dieser hervorragenden Woche im Dax mit dem höchsten Sand seit Februar 2001 stellt sich die Frage: Wo geht es hin im kommenden Jahr? Einen Ausblick auf die Prognosen der Bankexperten werde ich Ihnen in der kommenden Woche geben. Dabei sind vielleicht gar nicht einmal die Zahlen das Wichtigste, sondern die Argumente, die für einen weiter steigenden oder eben einen fallenden Aktienmarkt sprechen.


Heiko Böhmer ist Chefredakteur des "Privatfinanz - Letter".

Quelle: Instock
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