Thema: Klimawandel
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Alt 21-12-2009, 11:37   #48
Benjamin
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Recht umfassende Analyse des Phänomens "Klimawandelskepsis":

Apocalypse fatigue: Losing the public on climate change
Tuesday 17 November 2009


Even as the climate science becomes more definitive, polls show that public concern in the US about global warming has been declining. What will it take to rally Americans behind the need to take strong action on cutting carbon emissions?
http://www.guardian.co.uk/environmen...climate-change
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Hier mein eigener Versuch einer Analyse des Phänomens "Klimawandelskepsis":

Klimawandelskepsis hat imho viel mit Psychologie zu tun, die - wie mir scheint - Ähnlichkeiten mit dem Prozess aufweist, den Menschen allgemein bei der geistigen Verarbeitung eines Zwangs zum Abschied durchmachen, z. B. insbesondere dann, wenn ein geliebter Mitmensch stirbt oder wenn sie selber wegen schwerer Krankheit bald sterben müssen.

Sterben ist oft ein langer Weg. Auf diesem Weg legen Sterbende verschiedene Wegstrecken zurück. Die erste entscheidende Wegstation ist die Wahrheitsvermittlung: Der Todkranke erfährt von der Ausweglosigkeit seiner Situation. Die Sterbeforscherin Frau Kübler-Ross hat aufgrund eingehender Beobachtungen und Gespräche fünf Stadien des Sterbevorgangs beschrieben:

Beginn von Textauszügen aus der unteren Quelle, nur leicht von mir redaktionell verändert:

Die fünf Phasen (des Sterbens):
  1. Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial)
  2. Zorn (Anger)
  3. Verhandeln (Bargaining)
  4. Depression
  5. Akzeptanz (Acceptance)
Nach Kübler-Ross in ihrem Buch "Über den Tod und das Leben danach" (On Death And Dying 1969)
Sie bezog diese Phasen ursprünglich auf jede Art von persönlichem Verlust (z.B. Arbeitsplatz oder auch Freiheit).

Es handelt sich um einen Prozess der geistigen Verarbeitung des Zwangs zum Abschied vom Leben bei Menschen, die bewusst erleben, dass sie massive gesundheitliche Verschlechterungen durchmachen bzw. eine Prognose einer unheilbaren (zum Tod führenden) Krankheit mitgeteilt bekommen. Ebenso sind diese Phasen mitunter bei deren Angehörigen zu beobachten.
Es handelt sich um unbewusste Strategien zur Bewältigung extrem schwieriger Situationen, welche nebeneinander vorhanden sein und verschieden lang andauern können. Es gibt auch keine festgelegte Reihenfolge und keinen Ausschluss der Wiederholung einzelner Phasen nach deren erstmaliger Bewältigung. Es können auch einzelne Phasen ganz ausbleiben.

Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial):
Die (zum Tode führende) Krankheit wird zuerst vom Patienten geleugnet. Er behauptet beispielsweise, dass das Röntgenbild vertauscht worden sei oder der Arzt eine Fehldiagnose gestellt habe. Falls die Familie sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen will, kann sie dem Angehörigen in dieser Phase nicht helfen. Die Konsequenz bedeutet für die Angehörigen, dass sie den Tod des Sterbenden herbeisehnen („Stirb so schnell wie möglich“). Als Außenstehender kann man dem Patienten helfen, indem man ihm Vertrauen anbietet und den Kranken eventuell auch in seinem Nichtwahrhabenwollen unterstützt.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass alle Phasen gemeinsam sich auch mit „Hoffnung“ beschäftigen und dass es ein Fehler wäre, dem Sterbenden Hoffnung zu nehmen. Es ist Aufgabe der Angehörigen, Pflegenden und der Ärzte, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Dazu kann man dem Sterbenden vermitteln, dass ihm jede nötige Hilfe und Erleichterung zukommt. Auf diese Weise werden die Begleiter zu Freunden.

Ende von Textauszügen aus dieser Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_K%C3%BCbler-Ross


Beschreibung: Sterbephasen nach Kübler-Ross
Quelle: selbst erstellt November 2003 http://www.pflegewiki.de/wiki/Datei:...rbephasen1.jpg
Fotograf oder Zeichner: Produnis
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Beginn Textauszug aus: http://www.pflegewiki.de/wiki/Sterbe...C3%BCbler_Ross

1. Phase: Nicht-wahrhaben-wollen und Isolierung

(Der englischsprachige Origninaltitel lautet: Denial, auch übersetzbar mit Verleugnung, dem Abstreiten einer Tatsache)
  • Der Betroffene will die Diagnose des bevorstehenden Todes nicht wahrhaben. Er verdrängt sie und erlebt einen Schock.
  • Er glaubt an Verwechslungen und Irrtümer, schiebt alles auf die Unfähigkeit der Ärzte und Pfleger. Oft sucht er andere Ärzte auf, die ihm eine "bessere" Diagnose liefern können.
  • In dieser Phase werden auch noch Zukunftspläne geschmiedet und er legt besonderen Wert auf seine äußere Erscheinung, wie Kleidung und Frisur.
  • Trotzdem kreisen seine Gedanken ständig um das Todesproblem.
  • Angehörige und Pfleger versuchen oft diese Todesgefahr zu verbergen, um einen Schock zu vermeiden und der eigenen Betroffenheit zu entgehen.
  • Doch dieses Verbergen und Verschweigen des Zustandes kann den Betroffenen in eine noch größere Krise stürzen. Er ahnt seine Todesnähe und spürt, dass er von seiner Umwelt angelogen wird. Und gerade dieses Schweigen signalisiert ihm, dass er über seine Ängste nicht reden darf.
  • Viele Sterbende fordern daher, ihnen die Wahrheit zu sagen, schonungslose Wahrheit könnte die Auseinandersetzung mit dem Tod lähmen, statt sie zu fördern.
Wir, also die Pflegenden, sollten statt dessen
  • stets zu einem Gespräch bereit sein, der Sterbende sollte offen darüber reden können und so schrittweise begreifen können, dass es schlecht um seine Gesundheit steht.
  • Doch neben diesen ernsten Gesprächen sollten auch andere Gespräche geführt werden, die den Kranken ablenken und ihn dazu ermutigen, das Leben noch intensiv auszukosten.
Ende Textauszug aus der o.g. Quelle.


Klimawandelskepsis entspräche dann der Phase 1 und wäre der Beginn eines längeren Prozesses der Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Folgen des Klimawandels für einen selbst, ganz persönlich".
Das Bevorstehen schwerster Veränderungen wäre demnach von den Klimawandelskeptikern durchaus bereits real - wenngleich wohl noch etwas diffus - wahrgenommen worden, aber im eigenen Bewustsein würde das alles erst einmal abgestritten. Diese Leugnung wird mit unterstellten "Fehldiagnosen" ("Klimalüge") gerechtfertigt.

Zitat:
es ein Fehler wäre, dem Sterbenden Hoffnung zu nehmen. Es ist Aufgabe der Angehörigen, Pflegenden und der Ärzte, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Dazu kann man dem Sterbenden vermitteln, dass ihm jede nötige Hilfe und Erleichterung zukommt. Auf diese Weise werden die Begleiter zu Freunden.
Unter dem Vorzeichen des offenbar unabwendbaren Klimawandel liest sich dieser Absatz wie eine zynische Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen:
Sie sollten den weltweit betroffenen Millionen von Menschen - uns allen - bis zum finalen Zusammenbruch am besten immerzu "Trost zusprechen" und "Hoffnung machen" (= in Realität etwas vormachen).

Die Frage nach dem "richtigen" (?) Umgang mit und der richtigen Annahme von der Wahrheit finde ich persönlich sehr spannend. Ein interessantes Interview mit einem Profi in Sachen "schwierige Wahrheitsvermittlung" gibt Einblicke:
"Wahrheit wie Mantel zum Hineinschlüpfen bieten"
http://derstandard.at/1234507166908/...luepfen-bieten
Der Palliativmediziner Herbert Watzke ist in diesem Interview überzeugt, dass die Wahrheit einer unheilbaren Erkrankung für den Patienten zumutbar ist, wenn sie behutsam und empathisch überbracht wird - wenn sie wie ein Mantel hingehalten wird, in den man hineinschlüpfen kann.

Ich wünsche mir (aber leider ohne daran zu glauben), dass unsere Entscheider eine vergleichbare ehrliche Kommunikationsweise anwenden, und dass wir alle auch zur Annahme der Wahrheit bereit sind, ohne dass erst diese ewig lange Zeit mit den 5 Phasen durchgemacht werden muss - denn dann gäbe es tatsächlich noch Hoffnung, das Übel abzuwenden. Aber zum fernen Zeitpunkt, an dem die Mehrheit der Bewvölkerung "soweit ist", wird wohl schon alles zu spät sein. Dann geht es unweigerlich weiter zum Ende.
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Mir ist klar, dass möglicherweise ALLE Leser hier im Bord diesem Posting hier NICHT zustimmen, weil sie selbst Klimawandelskeptiker sind. Ihr wütender Protest gegen dieses Posting sei mit diesem Absatz bereits vorab zur Kenntnis genommen.

Ich empfehle dennoch, sich dieses Posting einmal in Ruhe durchzulesen und dem Impuls zu widerstehen, dass alles hier sofort als "völligen Blödsinn" zu bezeichnen. Möglicherweise ist ja doch etwas wahres dran?

Vorschlag an die Hardcore-Klimawandelskeptiker: Leute, bleibt cool und erspart Euch einfach die Mühe, hier weiter zu posten!
Ein viel aktiverer Thread für Euch befindet sich hier: http://www.wallstreet-online.de/disk...enen-gut-genug

Geändert von Benjamin (21-12-2009 um 14:35 Uhr)
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